Ahrensburg/Kiel. Am Wochenende gastiert der Zirkus Ubuntu in Ahrensburg. Das Abendblatt hat eine Show in Kiel besucht. Das Projekt gibt’s seit 32 Jahren.

Etwa 20 Artisten im Alter von acht bis 19 Jahren ziehen Sommer für Sommer durch Schleswig-Holstein, um an sieben Spielorten ihr Können zu zeigen. Der Zirkus Ubuntu ist ein Mitmach-Zirkus. Ein Projekt, für das sich Eltern und Kinder sieben Monate im Jahr engagieren. Und das schon seit 32 Jahren. Beim aktuellen Stück „Schalimar und das Gold der Wüste“ wirken auch Chiara (18) und ihre Mutter Iris Lind aus Bad Oldesloe mit. Das Abendblatt hat die beiden bei einer Vorstellung in Kiel beobachtet und mit ihnen über ihre Erlebnisse gesprochen.

Beim Gemeinschaftsprojekt packen auch die Eltern mit an

„Ich möcht’ mit einem Zirkus ziehen, mit vielen bunten Wagen. Die meine Welt und deine Welt auf ihren Rädern tragen.“ Diesen Liedtext hörte Chiara vor zehn Jahren zum ersten Mal, als sie Zuschauerin im Zirkus Ubuntu war. Sie war begeistert. Seit sechs Jahren ist sie nun selbst Teil des Teams. Jonglieren, Seillaufen, Salti und Kunststücke am Trapez gehören für sie nun dazu. „Hier ist jeder Teil einer Gruppe, die zusammenhält“, erzählt die Schülerin. „Es ist wie in einem Ameisenhaufen: Wir haben alle unsere Aufgabe. Wenn einer ausfällt, wird es problematisch.“

Chiara (18) und Iris Lind aus Bad Oldesloe sind beim Zirkus Ubuntu dabei – die Tochter in der Manege, die Mutter hinter den Kulissen
Chiara (18) und Iris Lind aus Bad Oldesloe sind beim Zirkus Ubuntu dabei – die Tochter in der Manege, die Mutter hinter den Kulissen © Melissa Jahn | Melissa Jahn

Eine feste Aufgabe bekommen auch die Eltern zugeteilt. Denn bei dem Gemeinschaftsprojekt packen alle mit an. Los geht es mit wöchentlichen Proben, die im Januar beginnen, immer sonnabends in Horst bei Elmshorn. Für Chiara und ihre Mutter bedeutet das jeweils eine Stunde An- und Abfahrt. „Dazu kommen die Probenwochenenden“, sagt Iris Lind. Sie begleitet den Zirkus als gelernte Schneiderin und ist mit fünf anderen für die Kostüme zuständig. Ob Musik, Büro, Küche oder Technik – jeder bekommt einen passenden Arbeitsbereich. „Die Väter sind meist für die Holzarbeiten an unseren Wagen zuständig“, erzählt Iris Lind. „Oder sie schrauben an den alten Treckern, die uns von Ort zu Ort bringen.“

In den Ferien für vier Wochen auf Tournee

In den Sommerferien geht es für vier Wochen auf große Tournee – sieben Orte zwischen Schleswig und Bremen stehen auf dem Programm. Manche Strecke nimmt statt eineinhalb Stunden mit dem Auto mit einem Trecker schnell mal fünf Stunden in Anspruch. Um kein Verkehrschaos zu produzieren, dürfen immer nur zwei Zirkuswagen zusammen fahren. Dafür macht diese Art des Reisens auch jede Menge Spaß – wenn es nicht regnet.

„Unser Tag ist genau durchgeplant“, sagt Chiara. „Nach dem Aufstehen um 8 Uhr morgens und einem gemeinsamen Frühstück verrichten wir bis zum Mittagessen verschiedene Dienste. Dann beginnen die Vorbereitungen für die erste Vorstellung. Für die Manege, den Verkauf von Kuchen und Popcorn und auch die Sauberkeit der Toiletten sind wir gemeinsam zuständig. Kaum ist der Nachmittag um, dauert es auch nicht mehr lang bis zur zweiten Vorstellung am Abend.“

Im Straßenzirkus andere Menschen kennenlernen

Über das Projekt und Termine in Ahrensburg

Vor 23 Jahren Vor 23 Jahren wurde das Projekt ursprünglich auf der Suche nach zeitgemäßer Jugendarbeit entwickelt.

Seit 2003 Seit 2003 ist der Verein auf dem Heide-Hof in Holst zu Hause. Jeden Sommer geht der Zirkus mit eigenem Zelt, elf alten Zirkuswagen und bis zu 70 Menschen auf Tournee.

Die Anmeldung Die Anmeldug für die neue Saison läuft bis zum 31. Oktober 2017. Am 30. September gibt es einen Kennenlerntag.

Aufführungen Aufführungen in Ahrensburg: Sonnabend, 12. August, und Sonntag, 13. August, jeweils 14.30 und 19 Uhr, Montag, 14. August, 14.30, Spielort: Gut Wulfsdorf, Bornkampsweg 39.

Eintrittskarten Eintrittskarten für Kinder kosten 11,70 Euro, Erwachsene zahlen 19,40 Euro.

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Pro Spielort gibt es so bis zu sieben Vorstellungen. Bevor der Zirkus weiterziehen kann, muss jeden Sonntag noch bis um Mitternacht das Zelt abgebaut werden. Alle packen mit an. „Es ist viel Arbeit, macht aber auch genauso viel Spaß“, sagt Chiara. „Danach sind wir allerdings alle urlaubsreif.“

Trotz aller Arbeit sind viele der Darsteller zum wiederholten Mal dabei. Und auch nach der aktiven Zeit bleiben dem Zirkus einige junge Erwachsene als Helfer erhalten. So plant es auch Chiara, wenn sie im nächsten Jahr nur noch hinter den Kulissen mitwirken wird. „Irgendwann ist es Zeit, den jungen Darstellern den Platz zu überlassen“, sagt Chiara. „Vielleicht kann ich meine Kenntnisse später nutzen, wenn ich auf Reisen gehe. Im Straßenzirkus kann man nicht nur Geld verdienen, sondern andere Menschen kennenlernen.“