Ahrensburg. Siebter Verhandlungstag: Großhansdorfer steht wegen Beleidigung vor Gericht – und geht während der Verhandlung raus.
Der Prozess gegen den Großhansdorfer Erwin T. (alle Namen geändert), der sich seit Mai vor dem Amtsgericht in Ahrensburg wegen Beleidigungen verantworten muss, hat am siebten Verhandlungstag mit einem Eklat begonnen. Wie in den Verhandlungen zuvor ließ sich T. zu weiteren Ausfällen hinreißen.
Im Zeugenstand sitzt ein Anwalt, der in mehreren Zivilverfahren wegen Beleidigung den Erzfeind von Erwin T. vertreten hat. Damit geriet auch der Jurist ins Visier des 58 Jahre alten Angeklagten, der ihn Nazi nannte. Ferner unterstellte der Umzugsunternehmer dem Anwalt, dass er einem Richter Schmiergeld gezahlt habe.
„Ich habe mindestens 300 Fragen an Sie“, sagt Erwin T. und kündigt an, dass die Befragung des Zeugen Tage dauern werde. Doch bevor der Angeklagte eine Frage stellt, sagt er über den Zeugen: „Ich halte ihn für einen sehr gefährlichen Nazi-Anwalt.“
„So etwas Widerwärtiges noch nie gelesen“, sagt eine Zeugin
Der Anwalt fragt: „Muss ich mir das gefallen lassen?“ Richter Paul Holtkamp unterbricht. Während der Anwalt draußen vor der Tür sitzt, ermahnt Holtkamp T.: „Das Gesetz möchte, das keine ehrverletzenden Äußerungen getätigt werden.“ Doch Erwin T. kommt in Fahrt, bezeichnet auch Politiker aus Ahrensburg als Nazis.
Der Staatsanwalt, der wie der Richter in dem Verfahren eine Engelsgeduld bewiesen hat, platzt jetzt der Kragen: „Sie haben gemerkt, dass ich mich zuletzt zurückgehalten haben. Aber wenn Sie ihr Befragungsrecht weiter nutzen, um Straftaten zu begehen, verhänge ich ein Ordnungsgeld gegen Sie.“ Erwin T. entgegnet: „Tolle Einschüchterung!“ Und: „So ist ein Verfahren nicht zu führen.“ T. steht auf und verlässt den Saal. Daraufhin kommt der Anwalt wieder rein: „Ich bleib mit dem nicht allein da draußen.“
Nach einer Unterbrechung geht es doch weiter. Weil Erwin T. weiter keine sachdienlichen Fragen stellt, wird der Anwalt als Zeuge entlassen, und seine Frau kommt in den Zeugenstand. Sie ist ebenfalls in Briefen obszön beleidigt worden. „So etwas unglaublich Widerwärtiges habe ich noch nie gelesen“, so die Frau, die die Kanzlei mit ihrem Mann führt. Erneut müssen Richter und Staatsanwalt T. immer wieder bremsen. Der Prozess wird fortgesetzt.