Trittau. Bei einem Bürgergespräch diskutierten Einzelhändler, Anwohner, Politiker und Verwaltung, ob ein Stadtmarketing für die Kommune sinnvoll sei.

Mühlenmarkt, Feste im Freibad, verkaufsoffene Sonntage – mehrmals im Jahr macht Trittau mit solchen Aktionen auf sich aufmerksam. Nun denkt die Verwaltung darüber nach, für die Gemeinde und seine knapp 9000 Bürger ein professionelles Stadtmarketing einzuführen. Auch eine Ausweitung auf das rund 20.000 Einwohner zählende Amtsgebiet mit seinen neun weiteren Kommunen zieht die Gemeinde in Betracht.

Um die Meinung von Gewerbetreibenden, Politikern und Anwohnern zu hören, lud Bürgermeister Oliver Mesch zu einem Gespräch in die Gemeindeverwaltung ein. „Trittau hat mit zahlreichen Einzelhändlern, Nahversorgern, Gewerbetreibenden und ehrenamtlichen Vereinen eine gute Basis“, sagte Mesch bei der Veranstaltung. „Eine Vernetzung der Akteure gibt es jedoch nur rudimentär und nicht systematisch.“

Trittau soll keine Schlafstadt werden

Dass Trittau mehr für sich werben muss, hatten zuvor bereits Mitglieder der Gewerbegemeinschaft Trittau (GGT) gefordert. 72 Vereine, Unternehmen, Handelsbetriebe und Vereine aus dem Amt Trittau haben sich in der GGT zusammengeschlossen. „Wir wollen, dass der Ort attraktiv bleibt und keine Schlafstadt wird“, sagt Angelika Voss, Vorsitzende der Trittauer Gewerbegemeinschaft. Sechs Tage in der Woche arbeitet Voss in ihrer Galerie an der Poststraße. Zusätzliche Zeit nimmt die Vorstandsarbeit für die GGT und die Planung für weitere Aktionen in Anspruch. „Das geht an die Substanz“, sagt Voss. „Wir brauchen Entlastung.“

Die Goldhändler Inge und Torsten Möller sind ebenfalls Mitglied in der GGT. „Wir stehen hundertprozentig hinter der Idee, dass professionell für die Stadt geworben wird“, sagt Torsten Möller. „Für Ehrenamtliche aus dem Vorstand ist der Zeitaufwand einfach enorm.“ Ebenso hält Torsten Möller es für wichtig, die Vielfalt der Trittauer Geschäfte hervorzuheben. Sollte ein Citymanager eingestellt werden, schlagen die Möllers vor, weitere Bereiche wie Wirtschaft, Tourismus und Kultur mit dem Posten abzudecken.

An der Poststraße herrscht zu viel Verkehr

Die Ladenbesitzerin Phetcharat Rinas-Noiwong blickt dagegen mit Sorge auf die Situation in Trittau. „Die Inhaber von kleinen Geschäften kann man hier an der Hand abzählen“, sagt Rinas-Noiwong, die Kaffee und Tee an der Poststraße verkauft. Sie hält ein professionelles Standortmarketing generell für sinnvoll, wenn damit der Einzelhandel unterstützt und Leerstand vermindert werden kann. Bei der Veranstaltung in der Trittauer Gemeindeverwaltung wies Bernd Horst, Handelsreferent bei der Industrie - und Handelskammer (IHK) Lübeck, die anwesenden Trittauer auf weitere Probleme innerhalb der Gemeinde hin. „Der Verkehr an der Poststraße ist sehr hoch“, sagte Horst. Darum schlägt der Handelsreferent ein Parkleitsystem am Ortseingang vor, um den Verkehrsfluss anzupassen.

Ebenso könnten laut Horst die Straßenbeleuchtung verbessert und zahlreiche Gehwegplatten begradigt werden. Die brachliegende Meierei an der Poststraße bezeichnet er zudem als einen „Schandfleck“. Ein weiteres Defizit sieht Horst in der Internetpräsenz der ortsansässigen Kaufleute. „Die Digitalisierung ist in Trittau noch nicht angekommen“, sagt er. „Wer da nicht mitmacht, wird in ein paar Jahren nicht mehr existieren.“

Politiker nicht überzeugt von Citymanagement

Einen Einblick, was mit gezielter Werbung erreicht werden kann, gab bei dem Gesprächsabend Monika Siegel, die seit zwei Jahren für das City- und Standortmanagement in Mölln zuständig ist. In der Eulenspiegelstadt hat Siegel eine Lotsenfunktion inne: Sie vernetzt die Akteure untereinander, vermittelt bei leerstehenden Geschäften und unterstützt neue Gewerbetreibende. In Trittau klärte Siegel vor allem über die Ziele eines professionellen Citymarketings auf. Unter Einbindung des Einzelhandels kann so ein besonderes Einkaufserlebnis geschaffen, die Kundenbindung gefestigt und das Erscheinungsbild eines Ortes verbessert werden. „Ein Citymanager ist für einen Standort Gold wert“, ist sich Siegel sicher.

Gleichzeitig warnt die Marketing-Expertin vor zu hohen Erwartungen. Siegel: „Damit hinterher keine Enttäuschung aufkommt, muss von Anfang an klar sein, was erreicht werden soll und was mit Standortmarketing abgedeckt werden kann.“ Doch nicht alle Anwesenden konnte das Konzept überzeugen. „Trittau ist eine kleine Gemeinde und braucht kein Citymanagement“, sagte Sabine Paap, Fraktionsvorsitzende der Trittauer Grünen. Sie regte an, sich auf ein Alleinstellungsmerkmal von Trittau zu konzentrieren.

Jens Hoffmann, ebenfalls Mitglied der GGT und Fraktionsvorsitzender der Trittauer CDU, wies vor allem auf die hohen Kosten hin, die die Einstellung eines Citymanagers mit sich bringe. Hoffmann: „Wir sind nach wie vor hoch verschuldet und müssen diesen Schuldenstand erst einmal abbauen.“ Ob ein Citymanager eingestellt werden wird, ob dies einer Halbtags- oder Vollzeitstelle entspricht und wer die Kosten hierfür übernimmt, soll nach der Sommerpause im Finanz- und Wirtschaftsausschuss diskutiert werden.