Kiel. Der umstrittene Slogan verärgert vor allem die Nachbarländer. Nun legt Schleswig-Holstein beim Marketing sogar noch eine Schippe drauf.

„Nicht nur 152 Wattführer, sondern auch 30 Weltmarktführer“ - mit diesem Slogan wirbt Geschäftsführer Bodo Müller vom Ahrensburger Brandschutzspezialisten Job GmbH selbstbewusst für den Wirtschaftsstandort Schleswig-Holstein.

Das Plakat mit der Weite des Wattenmeers im Hintergrund gehört zu einer neuen Print- und Digitalkampagne unter der Dachmarke „Der echte Norden“, die Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) am Montag in Kiel vorstellte. Die Wirtschaft bekenne sich damit zu dem Land. Bei der Kampagne will Schleswig-Holstein auch sein positives Image als Tourismusziel nutzen.

Über das durchaus polarisierende Motto „Der echte Norden“ werde nach wie vor diskutiert, sagte Meyer; es habe aber bundesweit für Aufmerksamkeit gesorgt und damit ein Ziel erreicht. „Wir machen nicht viel Wind. Wir nutzen ihn“ ist ein weiterer Plakatslogan mit Geschäftsführer Jochen Möller von der Firma M.O.E. (Itzehoe), einer Zertifizierungsstelle für erneuerbare Energien.

"Affront gegen Zusammenarbeit der Länder"

Vor allem im südlichen Nachbarland Niedersachsen hatte der Tourismus-Slogan der Schleswig-Holsteiner im vergangenen Jahr erboste Reaktionen ausgelöst. Niedersachsens CDU-Fraktionschef Björn Thümler sprach seinerzeit gar von einem „Affront gegen die Zusammenarbeit der norddeutschen Länder“.

Aus Kiel hieß es seinerzeit, wegen seiner Berge sei Niedersachsen kein echter Norden. „Schleswig-Holstein ist das nördlichste Bundesland. Es verbindet Deutschland mit Skandinavien und Schleswig-Holstein und kann für sich proklamieren, der echte Norden zu sein“, sagte Wirtschaftsminister Meyer. Meyer dagegen zieht eine positive Zwischenbilanz. „Der Startschuss der Dachmarke vor gut anderthalb Jahren ist sehr erfolgreich verlaufen“, sagte er. In einem zweiten Schritt der Kampagne müsse es nun darum gehen, „nach außen sichtbarer zu werden“.

"Es ist wichtig, selbstbewusst aufzutreten"

In der zweiten Monatshälfte werden landesweit an mehr als 600 Stellen Plakate an Bushaltestellen und auf Großflächen zu sehen sein, mit denen Unternehmer aus dem Land für den Standort werben. Es sei höchste Zeit, die Standortvorteile des Nordens unter einer Marke zu bündeln und selbstbewusst nach außen aufzutreten, sagte Meyer zum Auftakt dieser Kampagne. Zielgruppen sind zunächst die kleinen und mittelständischen Unternehmen im Land, später Hochschulabsolventen sowie Fachkräfte und in einer späteren Phase Investoren und Unternehmer außerhalb des Landes. Bisher sind rund 70 Partner im Boot; bis Jahresende sollen es 100 sein.

Für die Kampagne steht der Werbeagentur KNSK ein Jahresbudget von 250 000 Euro zur Verfügung; das ist die Hälfte des gesamten Jahresetats für Standortmarketing. Andere Länder gäben weit mehr Geld für diesen Zweck aus, sagte der Minister. KNSK kommt aus Hamburg. „Hamburg gehört für mich zum echten Norden“, sagte Meyer. Nach Ansicht des Werbe-Experten Olaf Uthmann ist dem Land mit „Der echte Norden“ ein Kommunikationscoup gelungen.

Schleswig-Holstein will mit Motto noch präsenter auftreten

Die Motive der Wirtschaftskampagne sollen den Stolz der Unternehmen auf ihre Region herauskitzeln, sagte Uthmann. Schleswig-Holstein will mit seinem Anspruch, „der echte Norden“ zu sein, in Zukunft noch präsenter auftreten. „Der gewählte Slogan polarisiert zweifellos, aber genau das war das Ziel“, sagte Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD). Dadurch habe das nördlichste Bundesland „bundesweit einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht“.