Bad Oldesloe. 30 Jahre Reformpädagogik in der Kreisstadt: Der Kindergarten will wachsen, doch die Räume sind nicht mehr zeitgemäß.

Der Oldesloer Waldorf-Kindergarten ist 30 Jahre alt geworden. Doch mit dem Alter kommen die Sorgen um die Zukunft. Denn hinter den liebevoll mit Holz und ökologischen Baustoffen zurechtgemachten Innenräumen nagt der Zahn der Zeit an der Bausubstanz des Vorkriegsgebäudes.

Mittlerweile gehört der Waldorf-Kindergarten wie selbstverständlich zu der breiten frühkindlichen Bildungslandschaft in der Kreisstadt. Das war nicht immer so, wie sich Edzard Keibel als einer der Gründerväter an die Anfänge der Waldorf-Bewegung in Bad Oldesloe in den späten 80er-Jahren erinnert: „Alle Kirchen waren sich damals einig, dass ein Waldorf-Kindergarten nicht die christlichen Grundwerte vermitteln würde.“ Es habe damals gleich drei Gegenveranstaltungen gegeben, mit denen Stimmung gegen die Initiative gemacht wurde. Sogar der damalige Sektenbeauftragte wurde herbestellt.

Die Räume sind nicht mehr praktisch und zeitgemäß

Es gab viele Vorurteile: Die Sorge vor der Entstehung einer esoterischen New-Age-Bewegung aus Hanfpulli tragenden, ihren Namen tanzenden Grünen schien groß. Doch das konservative Bürgertum biss sich an den überzeugten Reformpädagogen die Zähne aus. Mit viel Eigeninitiative schafften die Waldörfler einen Kindergarten nach ihren Vorstellungen. Über das Ergebnis ist Edzard Keibel noch immer froh: „Nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern haben hier viel gelernt.“ Er sei eigentlich ganz froh, dass das Haus nicht so aussehe wie viele andere Kindergärten.

Auch die Stadtverwaltung freundete sich irgendwann mit dem neuen Kindergartenkonzept an. Doch so schön das alte Gebäude auch ist, praktisch und zeitgemäß sind die Räume nicht mehr. Keibel: „Wir und auch das Gebäude sind in die Jahre gekommen, und es ist Zeit für etwas Neues an diesem Ort.“ Gern würde der Waldorf-Kindergarten sein Angebot ausbauen. Doch dafür – etwa für eine Krippe – fehlt bislang der Platz.

Politiker wollen die Waldorf-Kita unterstützen

Bürgermeister Jörg Lembke besuchte den Kindergarten während der Geburtstagsfeier zum ersten Mal: „Mit der Waldorf-Pädagogik kenne ich mich nicht aus, aber ich lerne gern dazu“, sagte der Oldesloer Verwaltungschef im Gespräch mit Maike Keibel vom Waldorf-Kindergarten. „Dass es auch künftig einen Waldorf-Kindergarten geben soll, wurde von der Lokalpolitik klar bejaht“, so Lembke.

Jetzt sucht die Verwaltung nach Lösungen und führt Gespräche mit dem Vorstand. Rückendeckung bekommen die Waldörfler von der Lokalpolitik: „Eine große Kindergarten-Vielfalt ist wichtig für die Stadt, und die Waldorf-Pädagogik passt an diesen Ort“, sagte die Bauausschussvorsitzende Maria Herrmann (SPD) am Rande der Geburtstagsfeier. Ob saniert oder neu gebaut werde, sei aber Sache des Vorstandes und der Stadt.

Auch für die Vorsitzende des Sozialausschusses Annelie Strehl (FBO) hat das Kindergartengelände viel Charme: „Das hat hier etwas Verwunschenes, und man muss sehen, was möglich ist.“