Ammersbek. Investor will Grundstück im Ammersbeker Ortsteil in Erbpacht von der Kirchengemeinde erwerben. Bauausschuss tagt Mitte Juni zum Thema.

Horst Ansén hat in den zurückliegenden 18 Monaten gern einen markanten Satz wiederholt, der wie ein Machtwort des Ammersbeker Bürgermeisters klingt. Aber er ist eher als Wunsch zu verstehen, das zu bewahren, was wesentlich für das Zusammenleben in seiner Gemeinde ist: „Die Kirche muss im Dorf bleiben!“ Grund ist die Gefährdung der Kirchengemeinde Hoisbüttel im bevölkerungsreichsten Ortsteil Lottbek.

In einem beispielhaften Zusammenspiel verschiedener Partner könnte jetzt eine Lösung gefunden worden sein, die einen neuen Leitsatz rechtfertigt. Denn Ammersbeker könnten schon bald sagen: Unsere Kirche bleibt im Dorf – wenn auch in anderer Form. Doch der Reihe nach. Von außen betrachtet ist die Kirchengemeinde Hoisbüttel eher unauffällig. Ein Backsteingebäude über Eck, eingeschossig in zwei Höhen, daneben ein Glockenturmklötzchen. Wäre nicht der schwungvolle Anbau der karminrot verkleideten Apsis, würde das zwischen Bäumen und Büschen verborgene Gotteshaus an der Wohnstraße An der Lottbek kaum auffallen.

Gebäude der Kirche werden entwidmet und verkauft

Welche inneren Werte das mehr als 40 Jahre alte Gebäude hat, zeigt Antje Holz, Vize-Vorsitzende des Kirchengemeinderats, bei einer Führung durch Büros, Sitzungsraum und Jugendtreff mit Bar, die allesamt signalisieren, dass dies ein Ort ist, an dem Menschen willkommen sind. Stolz zeigt Antje Holz den lichten Saal mit der holzverkleideten Dresdner Jehmlich-Orgel und sagt: „Am Sonntag kamen mehr als 300 Menschen zum Gottesdienst. Wir konnten nicht alle im Saal unterbringen. Viele mussten stehen.“

Ein offenbar intaktes Gemeindeleben, das aber gefährdet ist, seit die Synode des Kirchenkreises Hamburg-Ost im April 2016 beschloss, innerhalb von zehn Jahren die Zahl ihrer Standorte und Gebäudeensembles um ein Drittel zu reduzieren. Die Gemeinde im Ammersbeker Ortsteil Hoisbüttel wäre davon betroffen, weil ihre Kirche als sogenanntes C-Gebäude eingestuft wurde, keine Zuschüsse mehr aus dem Bau-Fonds des Kirchenkreises bekommen wird. Die Kirchengemeinde müsste den Unterhalt der Gebäude aus eigener Kraft finanzieren, wird das aber nicht leisten können. Konsequenz werden Entwidmung der Kirche und Verkauf der Gebäude sein.

Im Juni werden die Baupläne der Gemeinde vorgestellt

Klar ist also, dass die Gebäude nicht zu retten sein werden. Pastor Ralf Weisswange, der Hoisbütteler Kirchengemeinderat, Ammersbeks Politiker und der Bürgermeister waren sich rasch einig, dass die Partnergemeinden Bergstedt und Volksdorf kein Ersatz für einen Ort sein können, an dem die eigenen Bürger zu Hause sind. Gemeinsam mit dem Kirchenkreis Hamburg-Ost suchte man eine Lösung auf dem Grundstück der Kirche und fand schließlich einen Investor, der das bietet, was die Ammersbeker sich wünschen. Die Planungsgesellschaft Holzbau (PGH) ist ein größeres Unternehmen, das sich selbst als engagiert in der Projektierung, dem Investment, dem Bau und dem Management von Immobilienprojekten charakterisiert.

Die PGH will das 3000 Quadratmeter große Grundstück der Gemeinde in Erbpacht von der Kirche erwerben, darauf 35 Wohneinheiten in einem Block mit Tiefgarage bauen, der rechtwinklig im Hintergrund des Areals zur Lottbek und am Durchgang zwischen Bach und Straße An der Lottbek stehen soll. Der Clou an dem Konzept ist ein markantes kleineres Gebäude zur Straße hin, das ein Quartierszentrum werden soll.

Bürgermeister Ansén sieht die Pläne als Win-Win-Situation für alle. Die Kirchengemeinde wäre Mieter und befreit von der baulichen Unterhaltung. Sie könnte das Haus, das etwa 500 Quadratmeter groß werden soll, als Raum für Gottesdienste, seelsorgerische Arbeit, Konfirmationen, Flüchtlingsarbeit und vieles mehr nutzen. Außerdem könnte die Kirchengemeinde an andere soziale Einrichtungen vermieten, zum Beispiel ein Büro an einen ambulanten Pflegedienst, Räume an Gruppen, für gemeinsames Kochen oder ein Café. Und auch die Kommune selbst könnte hier zu Gast sein, zum Beispiel mit einer Einwohnerversammlung im großen Saal.

Bürgermeister informierte Fraktionsvorsitzenden vorab über das Projekt

„Das alles passt perfekt zur Idee von ,Kirche mittendrin’, die Pastor Weisswange pflegt: Kirche als Ort der Begegnung zu öffnen, auch für Nichtmitglieder der Kirche“, sagt Horst Ansén. Ammersbeks Bürgermeister erzählt, dass die Fraktionsvorsitzenden über das Projekt informiert wurden und das weitere Vorgehen abgestimmt wurde. Deshalb dürfte der erste Schritt hin zum neuen Quartierszentrum problemlos über die Bühne gehen. Am Mittwoch, 21.Juni, steht das Projekt auf der Tagesordnung des Bauausschusses. Flächennutzungs- und Bebauungsplan müssen geändert werden. Der Aufstellungsbeschluss soll gefasst werden. Horst Ansén ist optimistisch, was das weitere Verfahren betrifft. Gleichwohl wird es mindestens ein Jahr bis zum Satzungsbeschluss, der Baurecht bedeutet, dauern. Parallel dazu würde der Prozess der Entwidmung der alten Kirchengebäude laufen.

Bliebe noch die Überzeugungsarbeit vor Ort. „Ich bin zuversichtlich, dass wir die Bürger mitnehmen. Im Juni wollen wir die Öffentlichkeit in einer ersten Veranstaltung informieren“, sagt der Ammersbeker Bürgermeister zum Abendblatt. Was hier entstehe, das sei im Interesse von Ammersbek. Horst Ansén: „Das soll etwas werden, von dem alle profitieren.“