Bargteheide. Bei Bornink sollen alle Altersgruppen, Menschen mit und ohne Behinderung zusammenleben. Lohe-Anlieger sorgen sich um Verkehrsbelastung.

Es soll ein Dorf mitten im Herzen der Stadt werden: Der Elmshorner Investor Semmelhack plant ein Wohnprojekt mit Vorbildcharakter, für Menschen jeden Alters, mit und ohne Behinderung. Unter dem Slogan „Schön, dass Du da bist“ soll auf dem 2,5 Hektar großen Grundstück Am Bornberg ein „neues Miteinander für Bargteheide“ entstehen. So heißt es in der Broschüre der Norddeutschen Gesellschaft für Diakonie, die an dem Projekt BornInk beteiligt ist. 160 Wohneinheiten sind geplant. 40 Prozent des Quartiers werden aus öffentlich gefördertem Wohnraum bestehen. Doch nun droht das Projekt am Widerstand von Politik und von Anwohnern zu scheitern.

Verkehrsprobleme könnten zunehmen, warnen Lohe-Anwohner

Der Planungsentwurf für das Areal sieht eine Zufahrt über die Straße Lohe vor. Das ist eine Sackgasse, in der Tempo 30 gilt. Anwohner befürchten einen Verkehrs-Kollaps wegen des neuen Quartiers. „Zur Wohnqualität gehört auch die Verkehrsqualität“, sagt Manfred Raddatz, Anwohner des Gebietes. Schon jetzt passieren mehr als 800 Fahrzeuge täglich die Straße, darunter Busse zum angrenzenden Schulzentrum. Man müsse auch die Sicherheit der Anwohner im Blick haben, sagt ein weiterer besorgter Bargteheider, der namentlich nicht genannt werden möchte. Ein neues Wohngebiet bringe auch neue Schulkinder als zusätzliche Verkehrsteilnehmer mit sich.

In Stoßzeiten passiert je Fahrtrichtung ein Fahrzeug pro Minute die Lohe. Wird das Wohnprojekt BornInk ausschließlich über diese Straße angeschlossen, erhöht sich der Verkehr laut einem Gutachten um weitere 300 Fahrzeuge täglich. „Die Lohe kann das verkraften“, sagt Arne Rohkohl von der Firma Wasser- und Verkehrs-Kontor, die das Gutachten erstellt hat. Die Bargteheider Anlieger sehen das anders. Sie verweisen auf oftmals zugeparkte Nebenstraßen, die schon jetzt immer wieder für Stau sorgten.

Jede Alternativlösung für BornInk-Zufahrt birgt eigene Probleme

Neben der Erschließung über die Lohe sind für BornInk weitere Varianten im Gespräch. Jede davon birgt ihre eigene Problematik. Einer Anbindung über den Südring, Teil der Landesstraße 89, würde der Landesbetrieb Straßenbau (LBV) nur bei einer Rechtsrein/Rechtsraus-Lösung für Autofahrer zustimmen. Da nach der Verkehrsprognose die Mehrzahl der Fahrzeuge aber Richtung Osten, also nach Links abbiegen würden, wären die Autofahrer zu einem Umweg von 2,9 Kilometern durch die Innenstadt gezwungen.

Möglich wäre auch, den Verkehr durch mehrfaches Rechtsabbiegen durch das benachbarte Wohngebiet An den Fischteichen zu führen, was dort für Unmut bei Anliegern führen würde. Oder die Fahrzeuge bögen verkehrswidrig von der L 89 ab. Eine weitere Möglichkeit wäre eine vollwertige Kreuzung am Südring, die auch ein Linksabbiegen ermöglicht. Bei LBV ist man klar gegen diese Variante. Der bestehende Lärmschutzwall müsste auf einer Länge von 100 Metern durchbrochen werden. Zusätzlich zu dem hohen baulichen Aufwand und den erhöhten Kosten müssten auch Flächen zugekauft werden.

Die SPD besteht auf eine zusätzliche Zufahrt über den Südring

„Bei einer Zufahrt über den Südring wird es kein Fördergeld geben“, sagt Hartmut Thede, Projektentwickler des Wohnungsunternehmens Semmelhack. Bei einer Kreuzung gingen dem Quartier außerdem circa 25 Wohnungen verloren. Ein Durchgangsverkehr widerspreche im Kern dem Bauprojekt, so Thede gegenüber dem Abendblatt. Die SPD besteht auf einer weiteren Zufahrt über den Südring. „Sonst werden wir dem Projekt in dieser Größenordnung nicht zustimmen“, sagt Fraktionsvorsitzender Jürgen Weingärtner.

Hartmut Thede ist unzufrieden: „Alle sagen, sie wollen das Projekt, doch nicht vor der eigenen Haustür.“ Seit knapp zwei Jahren gibt es einen mehrheitlichen Aufstellungsbeschluss, der eine Anbindung über die Lohe vorsieht. Je länger die Diskussion dauert, desto größer ist die Gefahr, dass dieses Leuchtturmprojekt scheitert. Thede hält BornInk schon jetzt „inhaltlich und wirtschaftlich“ für gefährdet. Bereits genehmigte Fördermittel mussten zurückgegeben werden. Durch das Hin und Her seien bereits Planungskosten in sechsstelligen Höhe entstanden.

Die Zukunft des Bargteheider Vorzeigeprojektes ist also ungewiss. Das weitere Vorgehen soll nun in Gesprächen zwischen Investor und Politik geklärt werden. „Bis zur Sommerpause benötigen wir Klarheit“, sagt Claus Christian Claussen (CDU). „Ich habe die Hoffnung, auch in Gesprächen mit dem Ministerium etwas bewegen zu können.“ Der Projektentwickler baut auf eine einvernehmliche Lösung in Abstimmung mit den Fraktionsvorsitzenden, hofft „auf ein klares Ja“ zum Projekt. Renate Mascher von der Wählergemeinschaft Bargteheide (WfB) sagt: „Und es gilt abzuwägen, wie weit man die Anwohner belasten darf.“