Bargteheide. 160 Wohneinheiten für Menschen jeden Alters, mit und ohne Behinderung sollen am Bornberg entstehen. Doch die Zufahrt wirft Fragen auf.
Jung und Alt, Familien und Alleinerziehende, Singles, Flüchtlinge, Menschen mit Behinderung – sie alle sollen im Wohnprojekt „BornInk“ am Bornberg ein neues Zuhause finden. „Ein bislang einzigartiges Projekt in Stormarn“, sagt Magdalena Schwering, Leiterin der Stormarner Wege. Die Einrichtung der Diakonie betreut am vorgesehenen Standort schon jetzt Menschen mit Behinderungen, die dort leben und arbeiten.
In naher Zukunft sollen auf dem 2,5 Hektar großen Grundstück Am Bornberg 160 Wohneinheiten entstehen. Das Elmshorner Unternehmen Semmelhaack plant mit Grundstückseigentümer Bruchmann Architekten im Herzen Bargteheides ein Quartier, das an dörfliches Zusammenleben erinnert – mit Inklusion und generationsübergreifendend. Weitere Kooperationspartner sind die Stormaner Wege und die Stormarner Werkstätten. 40 Prozent des Quartiers sollen aus öffentlich gefördertem Wohnraum bestehen. Bauamtsleiter Jürgen Engfer: „Für die Stadt ist es ein bedeutsames Projekt.“
Anwohner haben Bedenken wegen zusätzlichem Autoverkehr
Vorausgesetzt, die Stadt löst das Problem der Zuwegung. Bislang ist das Gebiet nur durch eine Zufahrt über die Sackgasse Lohe zu erreichen. Nach Auslegung des ersten B-Plans 2016 beschwerten sich Anwohner und äußerten Bedenken über zu viel zusätzlichen Autoverkehr. Eine alternative Anbindung über die Landesstraße 89, den Südring, lehnte der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr ab. Die Verwaltung suchte das Gespräch. Auf Einladung der kommunalen Politik machte sich Staatssekretär Frank Nägele vor Ort ein Bild.
Unter bestimmten Voraussetzungen würde der Landesbetrieb heute einer Zuwegung über den Südring zustimmen, sagt Engfer. Die neue Straße dürfe jedoch nicht als Kreuzung angelegt sein, nur ein reines Rechtsabbiegen wäre zulässig. Außerdem müsse die Lohe für den Autoverkehr gesperrt werden. „Eine Schließung der Lohe ist aber nicht sinnvoll“, sagt Claus Christian Claussen (CDU), Vorsitzender des Ausschusses für Planung und Verkehr. Der Politiker spricht sich für eine beidseitige Zufahrt aus. Claussen sagt: „Es ist ärgerlich, dass diese Frage die Planungen um fast ein Jahr zurückgeworfen hat.“
In einem Workshop besprechen Bürger die Zweifel
Auch Jürgen Weingärtner (SPD) bedauert den Stillstand des Projekts. Er sagt gegenüber dem Abendblatt: „Eine neue Zuwegung bedeutet weitere umfangreiche Umplanungen.“ Eine Anbindung über den Südring würde bedeuten, dass der bestehende Lärmschutzwall durchbrochen werden müsste. Das hätte auch für den Investor weitreichende Folgen. Nach ursprünglicher Planung sind auf Höhe der Zuwegung die ruhiger gelegenen Grundstücke angesiedelt.
Am 27. April wird sich der Ausschuss für Planung und Verkehr erneut mit der Erschließung des Quartiers befassen. In dieser Woche haben sich Bürger zu einem Workshop „BornInk“ getroffen. Anregungen gesammelt und Zweifel besprochen. Ein Dorf im Zentrum der Stadt? Ist es überhaupt möglich, so viele verschiedene Bedürfnisse in einem Quartier zu vereinen? Und wenn ja, wie kann aus Theorie gelebte Praxis werden? Schlagwörter wie Bürgerbeteiligung, Austausch und ein Mix aus Hilfestellungen könnten eine Lösung sein. „Mit BornInk entsteht eine Zukunft mit Wir-Gefühl und Signalwirkung“, sagte Pia Klappert, Moderatorin des Workshops. Ziel sei es, die Lebensqualität aller zu verbessern. Pia Klappert betont, dass mit BornInk kein elitärer Stadtteil entstehen soll. Die Idee des durchmischten Wohngebietes stehe im Vordergrund.
Neben dem Bauernhaus soll ein Marktplatz entstehen
Ein Kümmerer, eine Art Quartiermanager und Organisator für gute Nachbarschaft, soll in den ersten fünf Jahren als Ansprechpartner vor Ort tätig sein. Jeder künftige Bewohner bekommt die Chance, sich nach seinen Stärken einzubringen. Im Mittelpunkt des Quartiers steht das alte Bauernhaus. Hier wohnen bereits Bürger, die von den Stormarner Wegen betreut werden. Künftig soll dieser Ort Treffpunkt und Anlaufstelle für alle werden.
Nebenan entsteht ein Marktplatz. Die Menschen wollen sich dort engagieren, wo sie leben, sagt Klappert. Das inhaltliche Konzept für das Wohnprojekt BornInk wird in den nächsten Wochen erstellt werden. Geplant sind acht Doppelhäuser und zehn Mehrfamilienhäuser. Alle Neubauten sind mit Fahrstühlen ausgestattet und barrierefrei. Doch bevor die Bauplanung starten kann, muss eine Lösung für die Verkehrsanbindung gefunden werden.