Bargteheide. Streit am Kleinen Theater: Die Stadt will nicht zahlen, wenn Verein nicht einlenkt. Dieser weigert sich aber.

Es ist kurz nach 22 Uhr, als Manfred Kutsche im Bargteheider Stadthaus den „Erschöpfungsschluss“ bekannt gibt. Drei Stunden, 30 Powerpointfolien und angeregte Diskussionen liegen hinter knapp 80 Mitgliedern des Kulturrings, die zur Mitgliederversammlung gekommen waren. Am Ende ist klar, dass es den Verein auch weiterhin geben soll. Dass die Mitgliederbeiträge wie gehabt weiter gezahlt werden und Manfred Kutsche Vorsitzender bleibt.

Viel mehr Positives gibt es dann von dem Abend nicht zu berichten. Nicht um die Gestaltung der Zukunft ging es Manfred Kutsche in seinem Grundsatzreferat zur Situation des Vereins, sondern darum, wer den Karren an die Wand gefahren hat. „Bedrohung, Behinderung und Mobbing durch Stadt, Politik und Trägerverein“ heißt es vielsagend in der Überschrift.

Zuschüsse sind an Unterzeichnung eines Nutzungsvertrags gekoppelt

Wie berichtet, hatte die Bargteheider Politik, nachdem die frühere Theaterchefin Kirsten Martensen gestorben und der Pachtvertrag für das Kleine Theater ausgelaufen war, zusammen mit der Stadt die Einrichtung eines Trägervereins beschlossen. Seit Januar kümmert der sich als Treuhänder um das Kleine Theater. An die Kooperation mit ihm hat die Politik auch die weitere Bezuschussung des Kulturrings geknüpft. So steht es in einem Beschluss der Stadt. Der Kulturring aber akzeptiert weder den Beschluss noch einen Nutzungsvertrag, den er noch mit dem Trägerverein abschließen soll.

Der Blick in die Zukunft ist also weiterhin trübe: Es gibt kein Programm des Kulturrings in der kommenden Spielzeit. Die Abos sind gekündigt. Das Geld ist aufgebraucht. Der Verein könne einpacken, wenn die Stadt den versprochenen Zuschuss von 8000 Euro nicht zahlt, sagte Kutsche. Also schlugen er und der Vorstand vor, das Geld noch einmal mit Nachdruck beim Rathaus einzufordern. Es ist eine zarte Hoffnung: Mit dem Geld ließe sich eine drohende Insolvenz abwenden. Das bedeute Zeit für Verhandlungen. Im Herbst könnte der Verein dann die Spielzeit 2018/19 planen – theoretisch. Vertrauen, dass die Stadt zahle, habe Kutsche – auch das betonte er mehrfach – allerdings nicht.

Politiker werden des Saales verwiesen

Die Fronten sind verhärtet. Wie stark, das zeigte sich bereits kurz vor der Veranstaltung, als Politiker des Haupt- und Sozialausschusses des Saales verwiesen wurden. Sie waren gekommen, um zu informieren, aber offenbar nicht willkommen. „Zutritt nur für Vereinsmitglieder und geladene Gäste“, stand am Eingang. „Wir wollten unsere Mitglieder ohne Störung informieren“, sagt Kutsche.

Trägerverein, Stadt und Politik beklagen bereits seit einiger Zeit mangelnde Gesprächsbereitschaft – unisono. Der Kulturring sieht sich dagegen gegängelt und unter Druck gesetzt. In der Kommunikation mit der Stadt ist mittlerweile ein Anwalt eingeschaltet. „Herr Kutsche möchte die neuen Strukturen nicht akzeptieren“, sagt Politikerin Wiebke Garling-Witt, „obwohl wir auf Wünsche eingegangen sind.“ Ähnlich sieht es Rainer Wiegard, der selbst im Vorstand des Trägervereins und Mitglied des Kulturringes ist: „Zwei Stunden wird hier auf der Stadt herumgehackt“, sagte Wiegard auf der Versammlung. „Dabei will sich Herr Kutsche einfach nicht abstimmen.“ Im Saal wird es laut. „Das ist frech“, ruft ein Mitglied des Vorstands.

An zwei Dingen stört sich der Kulturring hauptsächlich: Im Beschluss heißt es, der Kulturring müsse sich inhaltlich mit dem Trägerverein absprechen. Für letzteren ist damit die Notwendigkeit gemeint, den Spielplan abzusprechen, um Doppelungen zu vermeiden. Der Kulturring dagegen befürchtet Einmischung in sein Programm.

Über den Nutzungsvertrag gibt es Streit

Hinzu kommen Uneinigkeiten über den Nutzungsvertrag. „Wir brauchen rechtliche Sicherheit an Veranstaltungstagen“, sagt Olaf Nehls, Vorsitzender des Trägervereins. Ähnlich sieht es Manfred Kutsche – nur schwebt ihm ein ganz anderer Vertrag vor. Darin geht es vor allem um Sicherheiten für den Kulturring.Die ganze Sache sei kompliziert.

Wie es jetzt weitergeht, steht in den Sternen. „Irgendwo in der Mitte liegt die Wahrheit“, sagte ein Mitglied auf der Versammlung versöhnlich. Kutsche sieht das anders. Und die Verwaltung bedauert, dass Politiker nicht in die Veranstaltung gelassen wurden und wartet darauf, dass sich der Kulturring bei ihr meldet. Der Trägerverein trifft sich kommenden Montag zu einer Vorstandssitzung: Man wolle sehen, ob sich noch Veranstaltungen für die kommende Spielzeit auf die Beine stellen lasse. Und der Kulturring? Der arbeitet an einem Schreiben an die Stadt.