Bargteheide. Trägerverein sollte für Ruhe im Kleinen Theater sorgen. Doch der Kulturring verweigert die Zusammenarbeit und steht jetzt vor dem Aus.

Eine Zukunft des Kulturrings kann sich Manfred Kutsche derzeit beim besten Willen nicht mehr vorstellen. Der Verein, dessen Vorsitzender er ist, hat gerade die Planung für die kommende Spielzeit abgebrochen. Abos sind gekündigt. Der Mitgliederbeitrag soll bis auf Weiteres ausgesetzt werden. „Ich bin im Ehrenamt tätig und werde behandelt wie ein Dienstbote“, sagt Kutsche, der sich von der Stadt, der Politik und dem neu gegründeten Trägerverein gegängelt fühlt.

Drei Vorstandsmitglieder des Trägervereins: Olaf Nehls (v.l.), Anja Libnau und Gerog Schüttke
Drei Vorstandsmitglieder des Trägervereins: Olaf Nehls (v.l.), Anja Libnau und Gerog Schüttke © HA | Pelle Kohrs

Dabei sollte gerade der Trägerverein, den die Stadt Mitte vergangenen Jahres als Treuhänder des Kleinen Theaters eingesetzt hatte, für Frieden unter den Nutzern der Kultureinrichtung sorgen, unter denen es in der Vergangenheit immer wieder zu Auseinandersetzungen kam. Für Kutsche und seine Mitstreiter ist aber das Gegenteil passiert. Schuld seien Stadt und Trägerverein. Die sehen das anders: In einer Stellungnahme des Trägervereins heißt es, ein harmonisches Miteinander habe mit „allen Bühnenakteuren geklappt, außer mit Herrn Kutsche, was wir sehr bedauern.“ Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht spricht von „mehrfachen Versuchen, Brücken zu bauen“. Die Verwaltung habe dem Kulturring stets ihre Wertschätzung ausgesprochen.

Der Verein hat einen Anwalt eingeschaltet

Es ist der nächste Akt eines lange währenden Streits um das Kleine Theater in Bargteheide. Für Kutsche und seine Mitstreiter, die gerade ihre 50. Saison in Bargteheide bestritten haben, könnte es der Letzte sein. Von einer „bedrohlichen Situation für den Verein“ ist die Rede (wir berichteten). Konkret geht es um einen noch ausstehenden Zuschuss von mindestens 8.000 Euro für 2017, auf den die Kulturschaffenden noch warten. Geld, das die Stadt versprochen habe, das nun aber nicht fließe.

Die Stadt sieht das anders: Der Zuschuss könne erst gezahlt werden, heißt es aus dem Rathaus, wenn die konkrete Planung für zweite Jahreshälfte klar sei. „Das ist so im Umgang mit dem öffentlichen Geld geregelt“, sagt Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht. Zu einer solchen Planung wiederum sieht sich der Verein nicht in der Lage. Denn der erste Teilbetrag von 20.000 Euro sei erst gezahlt worden, nachdem im März ein Anwalt eingeschaltet wurde, sagt Kutsche. Außerdem habe der Kulturring bereits zehn Veranstaltungen im Jahr 2017 angeboten, wie mit der Stadt vereinbart. Der erste Teilbetrag sei fristgerecht gezahlt worden, heißt es aus dem Rathaus. Das Schreiben vom Anwalt des Vereins habe überhaupt nichts mit der Zahlung zu tun, sagt Kruse-Gobrecht.

Kutsche: „Es braucht einen ganz anderen Vertrag“

Zuletzt waren die Streitparteien Ende Januar dieses Jahres auf Einladung der Bürgermeisterin zusammengekommen. Am Runden Tisch saßen der Vorstand des Trägervereins und Manfred Kutsche. Es ging um den Nutzungsvertrag, der dem Kulturring bereits Ende 2016 vorgelegt wurde und den er als Veranstalter im Kleinen Theater mit dem Trägerverein abschließen soll. Zwei Wochen habe der Kulturring nach dem Treffen im Januar noch Zeit gehabt, sich zum Vertrag zu äußern und Vorschläge für Änderungen zu unterbreiten. „Das war zu kurz“, sagt Manfred Kutsche gegenüber dem Abendblatt. Vorstandsmitglieder seien über den Winter auf einem langen Spanienurlaub gewesen. „Wir müssen uns schließlich absprechen“, sagt er.

Bis heute liegen weder der Stadt noch dem Trägerverein unterschriebenen Verträge oder eine Mitteilung des Vereins dazu vor. Der Grund dafür ist offenbar nicht nur zeitlicher, sondern auch inhaltlicher Natur. Kutsche hat Sorge, dass der Verein mit einer Unterschrift „Teile seiner Souveränität“ abgibt. Er glaubt, als Vorstandsmitglied laut Vertrag künftig für Veranstaltungen persönlich haftbar gemacht werden zu können. Hinzu komme, dass sich der Kulturring für Veranstaltungen vom Trägerverein eine Erlaubnis einholen müsse. „Wir sind von denen abhängig. Es braucht einen ganz anderen Vertrag.“

200.000 Euro für die Sanierung des Hauses

„Niemand nahm oder nimmt Einfluss auf den Spielplan des Kulturrings“, entgegnet Olaf Nehls vom Trägerverein. Von einer zu erteilenden „Erlaubnis“ könne nicht die Rede sein. Der Trägerverein stimme den Spielplan terminlich mit den Akteuren ab, damit es keine Doppelungen gibt. Im Kleinen Theater also zum Beispiel nicht drei Theaterstücke an einem Wochenende zu sehen sind. „Inhaltlich wollen wir uns gar nicht einmischen“, sagt Nehls. Der Vertrag sei weitgehend der, den der Kulturring zuvor mit der Stadt geschlossen habe. „Mit einigen Modernisierungen“, so Nehls. Für die Veranstaltungen hafte Kutsche zudem nicht persönlich, sondern als Vorsitzender eines Vereins. Als solcher könne er sich im Zweifel auch versichern.

Immer wieder hätten Mitglieder und der Vorstand des Trägervereins „die hervorragende kulturelle Arbeit des Kulturrings mit großem Respekt und Hochachtung gewürdigt“, sagt Olaf Nehls. Und der Verein profitiere jetzt auch von den erheblichen technischen Verbesserungen der Bühne, die sich auch der Kulturring zu Nutzen mache. Anfang des Jahres hatte die Stadt Bargteheide mehr als 200.000 Euro in die Sanierung des Hauses investiert.