Ahrensburg. Hohe Nachfrage bei Top-Hotels um den 7. und 8. Juli herum. Kliniken sind auf Notfalllage vorbereitet. Polizisten können unterstützen.

Am 7. und 8. Juli blickt die Welt auf Hamburg. Dann treffen sich die mächtigsten Staats- und Regierungschefs, unter anderem Donald Trump, Angela Merkel und Wladimir Putin, beim G20-Gipfel. Es ist das wichtigste Zusammenkommen von Politikern in der Geschichte der Hansestadt – mit Auswirkungen bis nach Stormarn.

Zu den Gewinnern zählen schon jetzt die Hoteliers. Nicht nur in Hamburg, wo teils exorbitant hohe Preise aufgerufen werden und die Buchungen für die Zeit des Gipfels vielerorts mehr als zufriedenstellend sind. Auch das Ahrensburger Park Hotel mit seinen 109 Zimmern profitiert von dem Ereignis, bei dem allein für die Delegierten und Medienvertreter mehr als 9000 Zimmer benötigt werden. „Wir sind ausgebucht“, sagt der stellvertretende Direktor Michael Bertz. Im Jahresdurchschnitt ist das Vier-Sterne-Superior-Hotel zu rund 70 Prozent ausgelastet.

Polizeieinheit aus 30 Personen ist auf Einsatz vorbereitet

„Wir hatten im Vorfeld mit einer erhöhten Nachfrage gerechnet“, so Bertz. Die Preise wurden dementsprechend erhöht. Um wie viele Euro? Das will der Hotelmanager nicht verraten. In mehr als 50 Prozent der Zimmer sind Polizisten untergebracht. Zusätzliches Personal benötigt das Haus nicht. Bertz: „Unsere Mitarbeiter müssen auch keine Überstunden leisten, gehen ihrem geregelten Dienst nach.“

Eine Anfrage der Polizei für 100 Zimmer hatte das Hotel Schloss Tremsbüttel. „Wir haben aber nur 50 Zimmer und Suiten, konnten deswegen nicht zusagen“, berichtet Hoteldirektor Andreas Falk. Die Preise beginnen bei 110 Euro pro Nacht für ein Doppelzimmer. Sie wurden für den G20-Gipfel nicht erhöht – mit Ausnahme der Präsidentensuite. Statt 600 sind nun 800 Euro pro Nacht fällig. Falk: „Wir haben nur noch zwei freie Suiten.“

In der Gastronomie herrscht noch Ruhe

Direktor Oliver Deutsch: Sein Park Hotel Ahrensburg ist am 7. und 8. Juli ausgebucht
Direktor Oliver Deutsch: Sein Park Hotel Ahrensburg ist am 7. und 8. Juli ausgebucht © Dorothea Benedikt

Nahezu ausgebucht ist auch das Fünf-Sterne-Hotel Waldhaus Reinbek an der Loddenallee. „Allerdings sind wir zu dieser Jahreszeit durch Veranstaltungen wie Hochzeiten ohnehin immer voll“, sagt Hoteldirektor Moritz Kurzmann zum Abendblatt. Von der Polizei aus Bayern habe es eine Anfrage für mehrere Dutzend Zimmer gegeben. „Diesen Platz konnten wir nicht zur Verfügung stellen, weil schon zu viele Räume belegt waren“, so Kurzmann. Das Waldhaus hat 49 Zimmer. Zuletzt hat es laut dem Hoteldirektor vermehrt Interesse von Journalisten aus dem Ausland gegeben. In der Gastronomie hingegen herrsche noch Ruhe, sagt der Ahrensburger Axel Strehl, Präsident des schleswig-holsteinischen Hotel- und Gaststättengewerbes (Dehoga). „Wenn mehr Menschen vor Ort sind, werden auch die Stormarner Restaurants höher frequentiert sein.“ Er rechne mit einem positiven Effekt für die Gastronomie.

Beim G20-Gipfel werden etwa 14.000 Polizisten im Einsatz sein. Dass auch Beamte aus Stormarn abgestellt werden, steht laut Holger Meier von der Polizeidirektion Ratzeburg noch nicht fest. „Wenn das der Fall sein sollte, sind es 30 Kollegen. Das ist eine geschlossene und geübte Einheit aus allen Teilen des Kreises, die zum Beispiel in der Vergangenheit bei Demonstrationen wie der von Rechten in Bad Oldesloe für Sicherheit gesorgt hat.“

Vermutung: 10.000 gewaltbereite Personen reisen nach Hamburg

Ob die Stormarner angefordert werden, entscheidet das Landespolizeiamt in Kiel, das in Kontakt mit der Hamburger Behörde steht. Meier geht davon aus, dass beim Gipfel die Bereitschaftspolizei aus Eutin hilft. Doch selbst wenn Kollegen aus Stormarner Dienststellen nach Hamburg abrücken, wird das keinen Einfluss auf den Polizeibetrieb in den Städten und Gemeinden des Kreises haben, versichert Meier. „Die Streifenfahrten werden im gleichen Umfang wie sonst auch getätigt, und die Dienststellen sind ebenfalls normal besetzt.“

In Hamburg wurden bereits mehrere Gegendemonstrationen angemeldet, zu denen bis zu 140.000 Teilnehmer erwartet werden. Polizeikreise vermuten, dass rund 10.000 gewaltbereite Personen aus dem In- und Ausland anreisen könnten. In einem leer stehenden Großmarkt im Bezirk Harburg wird eine Gefangenen-Sammelstelle eingerichtet. Reicht die nicht aus, wird es jedoch keine Verlegungen nach Stormarn geben. „Weil wir im Kreis Stormarn kein Gefängnis haben“, sagt Meier.

Aufteilung der Leicht- und Schwerverletzten

Viel Arbeit könnte während des G20-Gipfels auf die Krankenhäuser zukommen. Eine Anfrage aus Hamburg oder im Rahmen der länderübergreifenden Amtshilfe durch das Sozialministerium in Kiel liegt dem St. Adolf-Stift in Reinbek zwar nicht vor, dennoch ist die Klinik gewappnet. Pressesprecherin Andrea Schulz-Colberg sagte dem Abendblatt: „Wir sind jederzeit in der Lage, bei Großschadensereignissen die Kapazitäten hochzufahren.“

Wie das funktioniert, erklärt Professor Stefan Jäckle, der Ärztliche Direktor: „Beim sogenannten Massenanfall von Verletzten sind Akutkrankenhäuser durch definierte Abläufe und zum Beispiel Alarmierungsketten für das Personal vorbereitet. Wenn die Räume im Krankenhaus nicht mehr ausreichen, könnten Verletzte von den Rettungswagen zum Beispiel direkt in die Aula gebracht werden, wo dann Ärzte die Patienten nach dem Schweregrad der Verletzungen einteilen.“ Laut dem Mediziner könnten Leichtverletzte dann in der Aula betreut werden. Die Schwerverletzten würden ins Krankenhaus verlegt und gegebenenfalls notoperiert werden.

Oldesloer Krankenhaus kann im Notfall Station erweitern

Die Asklepios-Klinik in Bad Oldesloe hält für den G20-Gipfel keine Extra-Betten vor. „Aufgrund von Sanierungsmaßnahmen steht jedoch eine komplette Station zur Verfügung, die kurzfristig in Betrieb genommen werden kann, sofern Bedarf besteht“, sagt Pressesprecher Mathias Eberenz. Weiterhin könne in Abstimmung mit der Einsatzleitstelle des Kreises ein zusätzlicher Hubschrauber-Landeplatz eingerichtet werden. Auch stehe ein zusätzlicher Notoperationssaal im Bereich der Notaufnahme zur Verfügung.

In diesem Saal der Reinbeker Klinik könnten Schwerverletzte im Notfall operiert werden
In diesem Saal der Reinbeker Klinik könnten Schwerverletzte im Notfall operiert werden © St. Adolf-Stift

Die Mitarbeiter werden laut Eberenz regelmäßig geschult, um im Notfall vorbereitet zu sein. Konkret würden dann alle Mitglieder der Krankenhauseinsatzleitung in die Klinik bestellt. Diese entscheide vor Ort, ob mehr Personal benötigt werde.

Die Integrierte Regionalleitstelle Süd in Bad Oldesloe, die Feuerwehr, Notfall und Krankentransporte im Kreis koordiniert, ist nicht in die Vorbereitungen zum G20-Gipfel eingebunden. Anja Kühl von der Kreisverwaltung sagt: „Wir unterstützen zwar gern, aber Hamburg wickelt das allein ab.“ Ob das Politiker-Treffen Auswirkungen auf den Verkehr in Stormarn haben wird, ist ungewiss. „Zum jetzigen Zeitpunkt sind zumindest keine Straßensperrungen geplant“, sagt Dirk Willhoeft, Leiter der Stormarner Verkehrsaufsicht.