Mönkhagen. Nur fünf Jahre hat die Fahrbahn in Mönkhagen gehalten. Regierung nennt technische und wirtschaftliche Gründe, ADAC spricht von Pfusch.

Seit mehr als zweieinhalb Jahren fahren Pendler tagtäglich auf der Autobahn 20 in Mönkhagen an einer Geisterbaustelle vorbei. Auf einem rund 100 Metern langen Abschnitt, kurz hinter der Anschlussstelle Mönkhagen in Richtung Bad Segeberg, sind die Fahrstreifen verengt, Warnbaken sperren den Standstreifen ab, es herrscht ein Tempolimit von 80. Doch Bauarbeiter sind seit August 2014 dort nicht zu sehen – ein Zustand der sich in den nächsten Wochen ändern soll.

Dann soll endlich der abgesackte Standstreifen in beiden Richtungen saniert werden. Läuft alles nach Plan, haben Autofahrer im Herbst dieses Jahres wieder freie Fahrt. Doch warum hat es so lange gedauert, bis überhaupt Bauarbeiter anrücken? Und warum ist eine erst 2009 eröffnete Autobahn fünf Jahre später schon wieder kaputt?

Das Verkehrsministerium in Kiel erklärt auf Kleine Anfragen von CDU und FDP, dass dieser Autobahnabschnitt auf moorigen und damit auf „ausgesprochen schwierigen Baugrund“ entstanden ist und dass damals „aus technischen und wirtschaftlichen Gründen“ auf eine vollständige Sanierung des Baugrunds verzichtet wurde. Dies hatte 2014 zur Folge, dass Teile der Straße abgesackt sind – ein Schaden der selbst auf Luftbildern deutlich zu erkennen ist.

Jens Sommerburg, Leiter des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr (LBV) in Lübeck, erklärt, dass nicht überall eine kompletter Austausch des Bodens möglich sei. „Das hängt von vielen Faktoren ab.“ Beispielsweise sei beim Bau der Autobahn 20 im Bereich Lübeck eine Vollsanierung eines moorigen Bodens erfolgt. „Wir haben den Boden in bis zu 18 Metern Tiefe im Spülverfahren ausgetauscht und dabei mehr als eine Million Kubikmeter Boden bewegt. Das war eine irre große Baugrube“, erinnert sich Sommerburg heute, rund 13 Jahre später. Doch ein solcher Austausch ist nicht nur technisch sehr aufwendig, sondern auch sehr kostspielig. Mit zusätzlichen Kosten in Höhe von mehreren Millionen Euro ist zu rechnen.

Eine weitere Methode, aus Moorboden einen tragfähigen Untergrund zu machen, ist die Teilsanierung, die auf zahlreichen anderen Abschnitten während des fünfjährigen Baus des etwa 20 Kilometer langen Teilstücks der A 20 zwischen Lübeck und der B 206 in Kreis Segeberg zu Einsatz kam – so auch in dem nun betroffenen Bereich.

In Mönkhagen erfolgte eine Teilsanierung des Bodens

Dabei wird der Torf in etwa vier bis fünf Meter Tiefe ausgehoben und gegen Sand ausgetauscht. „Das ganze bleibt dann mehrere Monate so, damit der Boden absackt“, erklärt Sommerburg und spricht von der Konsolidierung des Bodens. Setzt sich der Boden nicht weiter ab, wird die Fahrbahn dadrauf gebaut. „Das ist ein bundesweit zum Einsatz kommendes Verfahren.“ Ferner habe die Behörde auch damit gerechnet, dass sich die Autobahn im Niederungsbereich in Mönkhagen absenkt. „Aber wir haben nicht gedacht, dass es sich so frühzeitig einstellt“, sagt Sommerburg.

Seit August 2014 beobachtet die Landesbehörde nun den Setzungsverlauf. „Ferner musste ein Konzept entwickelt werden, wie wir die Straße am besten tragfähig bekommen, ohne kurz darauf erneut bauen zu müssen“, sagt der Leiter des LBV in Lübeck.

Ursprünglich sollte schon im Herbst 2016 mit den Arbeiten begonnen werden. „Doch es mussten noch Details der Bauweise geklärt werden.“ Nun ist der Sanierungsplan des Bauunternehmens abgesegnet und es kann losgehen. „Es werden Spundwände in den Boden gerammt, die ein weiteres Absacken in Richtung Böschung verhindern sollen“, erklärt Sommerburg. Anfang April gehen die Arbeiten los. Dabei wird auch ein Teil des Erdreichs ausgetauscht. Während der Arbeiten steht pro Fahrtrichtung nur ein Fahrstreifen zur Verfügung. Die Kosten liegen bei mehr als zwei Millionen Euro.

ADAC Hansa spricht von Fehlplanung oder Pfusch

Kritik für nun erforderliche Baumaßnahme kommt vom ADAC Hansa in Hamburg. „Natürlich ist ein mooriger Untergrund eine besondere Herausforderung“, sagt ADAC-Sprecher Christian Hieff . „Aber eine Autobahn muss 20 Jahre halten, bis sie wieder saniert wird, egal auf was für einem Boden sie gebaut wurde.“ Er fügt hinzu: „Entweder sind Planungsfehler gemacht worden oder Fehler beim Bau der Autobahn.“ So etwas sei immer höchst ärgerlich, weil es viel koste und die Autofahrer mit Staus und Behinderungen rechnen müssen.