Bad Oldesloe. Geschäftsmann erwirbt Gebäude der früheren St. Jürgen-Stiftung und will Wohnungen bauen. Teile der Politik signalisieren Zustimung.
Das ehemalige Alten- und Pflegeheim St. Jürgen ist verkauft. Das Objekt ist an einen Stapelfelder Investor gegangen, der in der Kreisstadt ein neues Wohnquartier erschaffen will. Zwei Millionen Euro wurden bereits investiert.
Ein Uferweg mit Bänken und parkähnlicher Gestaltung, Miet- und Eigentumswohnungen mit Blick über die Altstadt – Dr. Hanno Hagemann hat große Pläne. Der Geschäftsführer des Stapelfelder Unternehmens DS Produkte plant eine Neugestaltung des Trave-Ufers am Stadtarm. Der Investor hat sich mit dem Insolvenzverwalter der Stiftung St. Jürgen geeinigt und den aus drei Teilen bestehenden Gebäudekomplex am Kirchberg gekauft.
Und nicht nur das: Die benachbarte Moog-Villa befindet sich ebenfalls in seinem Besitz. Das durch ein Feuer zerstörte Haus am Steilhang zur Trave verfällt seit Jahren. Auch für das nächste Nachbargrundstück hat Hagemann Interesse angemeldet. Das VHS-Gebäude an der Königstraße gegenüber der Stadtbücherei könnte ein weiterer Teil in dem Ensemble werden. Einzig die Übernahme des herrschaftlich anmutenden, aber baulich vernachlässigten VHS-Gebäudes ist noch nicht in trockenen Tüchern. „Wir haben uns richtig in den Standort verliebt“, sagt er. Zu dem Ensemble gehöre auch das VHS-Gebäude. Gespräche mit der Stadt habe es schon gegeben. „Aber das letzte Wort hat da die Lokalpolitik.“
Mit Eigentümer der Moog-Villa gab es seit Längerem Kontakt
Nachdem die Gebäude der St. Jürgen-Stiftung über einen Makler angeboten wurden, schlug der Investor sofort zu. Mit den Eigentümern der Moog-Villa stand der Geschäftsmann bereits vor drei Jahren in Kontakt, wollte das Grundstück schon damals kaufen. Nach der Stiftungs-Involvenz und der damit verbundenen Veräußerung des Alten- und Pflegeheims wurde die Situation dann neu bewertet und es kam zur Einigung.
Das Projekt betreut Michael Hintz mit dem Oldesloer Architekten Frank Prick Van Wely und dem Raumausstatter Steve Jende. „Wir wollen hier etwas machen, das Hand und Fuß hat“, sagt Van Wely. Die Moog-Villa wird abgerissen, das stark beschädigte Gebäude ist in weiten Teilen verfallen und nicht mehr zu retten. Es soll einem Neubau weichen, der hochklassige Wohnungen mit Ausblick beherbergen wird. Über die Zuwegung der Straße Am Stadtarm und eine neue Brücke über den Fluss könnten Bewohner eine Tiefgarage und ihre Wohnungen erreichen. Das Erscheinungsbild des Trave-Ufers dürfte sich maßgeblich verändern. Sollte der Investor auch den Zuschlag für die VHS bekommen – das Grundstück reicht wie die anderen bis ans Wasser – soll ein Verbindungsweg zwischen Schultwiete im Westen und Mühlenplatz im Osten geschaffen werden.
100 bis 150 neue Wohnungen könnten im Quartier entstehen
Michael Hintz: „Über die Uferpromenade sollen dann auch die übrigen Neubauten zu erreichen sein, die hinter den St.-Jürgen-Bestandsgebäuden entstehen sollen.“ Der östliche neue Gebäudeteil soll schon in drei Monaten wieder in Betrieb genommen werden und für betreutes Wohnen zur Verfügung stehen. In dem Gesamtkonzept ist von 100 bis 150 neuen Wohnungen die Rede. Die Apartments sollen eineinhalb bis vier Zimmer haben. Das Konzept sieht sowohl hochklassige als auch günstige Wohnungen vor.
Das Konzept des Investors deckt sich im Wesentlichen mit den Vorgaben für ein für das Areal geplante Wettbewerbsverfahren, die der Bau- und Planungsausschuss in einer Sitzung vor einem Jahr formulierte: Mischung von Miet- und Eigentumswohnungen, sozialer Wohnungsbau, Integration von Wohn-Pflege-Gemeinschaften, Tiefgarage, Aufwertung des Trave-Ufers. Das Wettbewerbsverfahren könnte bis zu 140.000 Euro kosten und vier bis fünf Jahre in Anspruch nehmen.
Aus der Lokalpolitik werden Stimmen laut, darauf zu verzichten. „Es ist super, dass der Käufer fast alle Wünsche berücksichtigt hat“, sagt Patricia Rohde (FBO). Aus ihrer Sicht könne auf ein Wettbewerbsverfahren verzichtet werden. „Dadurch spart die Stadt nicht nur Personal, Zeit und Geld, sondern kann schnell etwas gegen die Wohnungs- und Baulandnot tun“, sagt Rohde. Das Konzept müsse aus ihrer Sicht in der Sitzung des Bau- und Planungsausschusses am 13. März dem Ausschuss und den Bürgern vorgestellt werden. „Der Ausschuss sollte dann offiziell Abschied vom teuren, zeitraubenden und nun überflüssig gewordenen Wettbewerbsverfahren nehmen.“