Ahrensburg. Politiker verschiedener Parteien reagieren auf den Notruf von Ahrensburgerinnen zum Mangel an Betreuungsplätzen in der Stadt.

„Der Zustand macht uns nicht glücklich.“ So reagiert Jörg Hansen von Bündnis 90/Die Grünen auf die Vorwürfe zahlreicher Ahrensburger Eltern wegen eines gravierenden Mangels an Betreuungsplätzen für ihre Kinder. Wie das Abendblatt berichtete, stehen 291 Kinder auf der Warteliste für einen Krippenplatz in diesem Jahr.

Zwar sei die Situation meist nicht ganz so dramatisch, wie sie sich am Anfang des Jahres darstellt, sagt FDP-Politiker Michael Stukenberg. Dennoch stehe Ahrensburg zweifellos vor einer großen Aufgabe. Auch Vertreter von SPD und der Wählergemeinschaft Ahrensburg (WAB) wissen um die Dringlichkeit des Problems. „Wir zerbrechen uns im Sozialausschuss ständig den Kopf darüber, eröffnen im Vierteljahrestakt neue Einrichtungen“, sagt Bela Randschau von der SPD.

FDP-Politiker will Bund und Länder in die Pflicht nehmen

Stukenberg sieht kein Verwaltungsversagen der Stadt, sondern kritisiert Bund und Länder. Die Zahl der Eltern, die Kita-, Krippen- und Hortplätze beanspruchen wollen, steige seit Jahren. Ohne, dass das Angebot nachkommen könne oder daraus bisher die richtigen Konsequenzen gezogen worden sind. SPD-Politiker Bela Randschau teilt diese Kritik: „Aus meiner Sicht wird hier ein gesellschaftliches Problem auf die Kommunen abgewälzt.“

Karen Schmick von der WAB betrachtet auch die gestiegenen Ansprüche der Eltern als Ursache für die jetzt schwierige Situation. Betreuungsplätze seien wichtig, könnten jedoch nicht aus dem Boden gestampft werden. „Die Mütter sollten flexibler sein. Sie haben sich ja für das Kind entschieden.“ Schmick schlägt vor, dass sich Frauen wieder mehr zu privaten Spielgruppen zusammenschließen oder nach der Geburt länger zu Hause bleiben.

SPD-Politiker spricht von Krisenmanagement-Stimmung

Ein Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz besteht in Deutschland für Kinder zwischen dem dritten Geburtstag und dem Schulbeginn. Für Kinder zwischen einem und drei Jahren kann ebenfalls ein Anspruch auf Förderung geltend gemacht werden, allerdings kommt auch eine Tagesmütter infrage. Einen direkten Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz gibt es also nicht. Trotzdem entscheiden sich immer mehr Eltern für diese Form der Betreuung ihres Nachwuchses.

Die Schlossstadt Ahrensburg, die seit Jahren einen Zuzug junger Familien verzeichnet, kann mit dieser Entwicklung offenbar einfach nicht mithalten. „Es ist ein ständiges Rennen – und wir wissen nie, ob wir schnell genug sind“, beschreibt Bela Randschau. Der Sozialdemokrat spricht von „Krisenmanagement-Stimmung“.

Sorgen bereitet ihm dabei, dass nicht nur Plätze, sondern auch Erzieher fehlen. Auch hier sind sich SPD und FDP einig: Bund und Länder müssen aktiv werden. Auf Landesebene müsse mehr für die Ausbildung getan und Anreize geschaffen werden, um Fachkräfte nach Stormarn zu ziehen. Michael Stukenberg: „Ahrensburg bewegt schon viel. Doch das Problem ist nur mit vereinten Kräften zu lösen.“