Grönwohld . Brauerei verkauft auch in Schweden und China. Torsten Schumachers Idee mit der Bieraktie zahlt sich aus. Schon 269 Investoren.
Torsten Schumacher kann es selbst kaum fassen, als er es ausspricht: 1,8 Millionen Dosen Bier hat seine Brauerei kürzlich nach Schweden verkauft. Diese Nachricht hat er seinen Aktionären und Gesellschaftern auf der jährlichen Hauptversammlung überbracht. 269 Menschen sind es mittlerweile, die in die sogenannte Bieraktie investiert haben. Auf die Idee kam Schumacher vor etwa vier Jahren, als er dringend Kapital für seinen Traum vom Bierbrauen benötigte. Für eine dreijährige Anleihe bekommen Anleger 10, seit kurzem 7,5 Prozent Zinsen – ausgezahlt in Bier.
Das Konzept kam gut an. „Als Biertrinker und als Mann hat mich das einfach angesprochen“, erzählt Mark Cassier aus Trittau, der als einer der ersten eine Bieraktie kaufte. Auch der Hoisdorfer Jörg Bausch ist überzeugt: „Der Naturalienrabatt beinhaltet eine solche Ehrlichkeit. Das vermitteln auch die beiden Chefs.“
Der Export ist ein wichtiges Standbein
Die beiden Chefs, das sind zum einen Schumacher und zum anderen Sascha Hauck, Geschäftsführer der Grönwohlder Vertriebs- und Event GmbH. Gemeinsam wollen die beiden die Brauerei nun auch international nach vorn bringen. „Unser Fokus liegt weiterhin auf Gastronomie und Handel, aber der Export ist ein wichtiges Standbein.“ Mit dem Verkauf nach Schweden wagen sie jetzt einen bedeutenden Schritt. Hauck bezeichnet den Deal, den die Grönwohlder an Land gezogen haben als „das größte Biergeschäft in Schweden für 2017“. In dem skandinavischen Land kontrolliert die staatliche Monopolgesellschaft den Markt, eine Kooperation ist die einzige Eintrittskarte, um dort verkaufen zu können. Die Grönwohlder Brauerei setzte sich bei der Ausschreibung gegen etwa 100 Mitbewerber durch, die Entscheidung fiel in einer Blindverkostung.
Inzwischen sind die ersten Dosen im schwedischen Handel erhältlich. Wenn das Bier aus Stormarn gut ankommt, erhoffen sich Hauck und Schumacher eine langfristige Partnerschaft. „Wenn wir uns nicht ganz doof anstellen, ist das unsere Zukunft“, sagt Biersommelier Torsten Schumacher. Nicht zuletzt wegen dieses Geschäfts wird Grönwohlder in diesem Jahr schwarze Zahlen schreiben, nachdem es zuletzt wirtschaftlich schwere Zeiten zu überstehen galt.
Präsentation auf Craft-Beer-Messe in Schanghai
Solche Neuigkeiten freuen besonders die rund 30 Gesellschafter, die nicht nur eine Bieraktie, sondern auch Anteile an der Grönwohlder Vertriebs- und Event GmbH halten. Einer von ihnen ist Raymond Fürst aus Wedel. „Jetzt fängt die Investition langsam an, Früchte zu tragen. Das mitzuerleben, ist schon besonders.“ Eingestiegen sei er jedoch nicht wegen des Geldes, sondern weil er an die Idee und die Person glaube. Die Auffassung teilen viele auf der Hauptversammlung. So auch Ulrich Brand aus Großhansdorf: „Wir unterstützen die Leidenschaft an dieser Sache. Das Fördern von lokalen Firmen ist einfach unbezahlbar.“
Raymond Fürst hofft nun, dass die Pläne der Brauerei aufgehen. „Den Fuß in der Tür müssen wir nutzen.“ Damit meint er nicht nur die Lieferungen nach Schweden. In diesem Jahr wird sich Grönwohlder auf einer Craft-Beer-Messe in Schanghai präsentieren. „Dafür wurden wir von der Messegesellschaft Nürnberg angesprochen. Wir werden dort einen eigenen Stand betreiben“, sagt Sascha Hauck. Es ist nicht das erste Mal, dass Grönwohlder Bier in China getrunken werden kann. Im vergangenen Jahr wurde ein Schiffscontainer bestellt und geliefert. Auch für Hauck ist das etwas Besonderes: „Anfragen, auch aus dem Ausland, bekommen wir häufig. Die meisten stammen aber von unseriösen Anbietern, die nur auf der Suche nach dem günstigsten Preis sind.“ Dem jetzt verkauften Container würden in diesem Jahr hoffentlich noch ein oder zwei folgen.
Noch abzugeben: 15,5 Prozent Gesellschaftsanteile
Hauck ist zuversichtlich, dass der Betrieb das leisten kann. „Wachstum heißt natürlich auch, Beschaffungsengpässe zu überwinden. Bisher gibt es aber keine Probleme, Bier können wir unbegrenzt brauen.“ Eben auch dank des Kapitals der Aktionäre und Gesellschafter. Torsten Schumacher ist stolz, dass er seine Brauerei ohne Bankfinanzierung halten konnte. Auch in Zukunft setzt er deshalb auf sein Konzept. 15,5 Prozent Gesellschaftanteile haben er und Hauck noch abzugeben. Wo es als nächstes hingeht steht aber noch nicht fest. Hauck will nicht zu weit vorgreifen. „Wenn wir es erstmal schaffen, das China-Geschäft auszubauen ...“