Grönwohld. Bierbrauer will am Ort des Heavy-Metal-Festivals ein Haus kaufen und Getränke verkaufen. Zur Finanzierung bietet er Anteile an.

Genussbrauerei, Bierseminare und Bieraktien – beim Thema Hopfen und Malz kennt Torsten Schumachers Kreativität keine Grenzen. Nun widmet sich der Grönwohlder Biersommelier einem neuen Projekt, das den Namen „Wacken 2017“ trägt: Eigens für den Bierverkauf beim sogenannten Wacken-Open-Air will Schumacher ein rund 140 Quadratmeter großes Haus kaufen. Seit 1990 verwandelt sich die knapp 2000 Einwohner zählende schleswig-holsteinische Gemeinde immer am ersten Augustwochenende zum Metal-Mekka. Rund 80.000 Heavy-Metal-Fans pro Jahr zieht es inzwischen in das Dorf im Kreis Steinburg. Sie alle will Torsten Schumacher mit Bier seiner Grönwohlder Brauerei versorgen.

An dem Haus soll eine Beachbar gebaut werden

„Wir werden mit Dingen aufschlagen, die es bis jetzt nicht in Wacken gegeben hat“, sagt Schumacher. Neben dem Grönwohlder Pils will er auch irische Biere und Cider mit in sein Festival-Sortiment aufnehmen. Etwa 60 Fässer Bier will der Geschäftsmann im ersten Jahr am neuen Standort verkaufen. Auch Spirituosen und Softgetränke sollen angeboten werden. Dazu will der Grönwohlder auf dem 773 Quadratmeter großen Grundstück eine Beachbar bauen lassen. „Eine Beachbar und Wacken, das passt schon“, sagt Schumacher. Ein DJ soll für zusätzliche Stimmung sorgen, in einer Lounge können die Metal-Fans entspannen.

Dieses Haus an der Hauptstraße will Torsten Schumacher kaufen
Dieses Haus an der Hauptstraße will Torsten Schumacher kaufen © Grönwohlder | Grönwohlder

Das 1925 erbaute rote Backsteinhaus befindet sich an der Hauptstraße der Gemeinde, etwa 500 Meter vom Festivalgelände entfernt. Neben zwei fest vermieteten Wohnungen verfügt das Haus über zwei Ein-Zimmer-Apartments, die Schumacher Besuchern gegen Bezahlung zur Verfügung stellen will. Ebenso plant der Biersommelier die Einrichtung von mehreren Duschen und Toiletten. „Viele Festivalgäste freuen sich unheimlich über eine saubere Toilette oder eine heiße Dusche“, sagt Schumacher.

Er spricht aus Erfahrung: 2010 besuchte Torsten Schumacher zum ersten Mal das Wacken-Open-Air. „Ein Freund hat mich damals gefragt, ob ich mitkommen möchte“, erinnert sich Schumacher, der zunächst mit sich haderte. „Rockmusik mochte ich immer schon, aber ein richtiger Metal-Fan war ich nicht.“ Schließlich ließ sich Schumacher doch überreden, wollte das Festival erst einmal auf sich wirken lassen. „Nach zehn Minuten habe ich meine Frau angerufen und gesagt, dass ich nie wieder nach Hause komme“, sagt Schumacher und lacht. Seitdem reist er jedes Jahr mit seinem VW-Bus an.

Der bisherige Bierstand in Wacken
Der bisherige Bierstand in Wacken © HA | Grönwohlder Brauerei

Seit zwei Jahren verkauft der Brau­ereibetreiber ebenfalls an der Hauptstraße auf dem Grundstück eines Freundes sein Qualitätsbier. Etwa 30 Fässer Grönwohlder wurden in diesem Jahr am Zeltstand geleert. In diesem Jahr kam dann die Idee zu dem Immobilienkauf: „Ich bin mit Sascha Hauck durch die Straße gelaufen und dabei sahen wir, dass das Haus zum Verkauf steht“, sagt Schumacher. Hauck ist seit Oktober vergangenen Jahres Geschäftsführer der Grönwohlder Vertriebs- und Event GmbH. Gemeinsam planen die Geschäftsleute auch den Bau einer sogenannten Genussbrauerei in Ahrensburg mit Kühl- und Lagerräumen, einer Erlebnisgastronomie und einem Biergarten (wir berichteten).

Die 75 Anteile sollen jeweils 4000 Euro kosten

Gerieten diese Pläne zuletzt durch die Standortsuche ins Stocken, scheint Projekt Wacken dagegen in greifbarer Nähe. Auch außerhalb der Festivalzeit sollen die Appartements sowie die Gartenfläche des Grundstücks gewinnbringend genutzt werden: Im Außenbereich könnten fünf Wohnmobilplätze entstehen, die jeweils für zehn Euro pro Nacht an Camper vermietet werden. Neben dem Metal-Festival ist die Gemeinde auch Schauplatz des sogenannten Strongman-Laufs sowie des Winter-Wacken-Festivals. Schumacher: „Auch von diesen Events können wir profitieren.“

Zehntausende feiern jährlich auf dem Open-Air-Festival in Wacken
Zehntausende feiern jährlich auf dem Open-Air-Festival in Wacken © dpa | A3634 Friso Gentsch

Insgesamt rechnet der Biersommelier mit rund 250.000 Euro Kosten. Etwa 175.000 Euro beträgt der Kaufpreis des Hauses. Eine Finanzierung seines Projekts über Banken will Torsten Schumacher vermeiden und sucht stattdessen Investoren: Er bietet 75 Anteile zu je 4000 Euro an. „Wir erwarten viele Besucher“, sagt Schumacher. „In der Straße ist mehr los, als auf dem Festivalgelände.“ Angst vor Nachbarn, die sich vom zunehmenden Geräuschpegel gestört fühlen könnten, hat der Biersommelier nicht. „Die Leute die damit Probleme haben, sind während dieser Zeit im Urlaub“, sagt Schumacher. „Während des Festivals wird das ganze Dorf zu einer großen Gemeinschaft, die Leute feiern und haben Spaß.“ 2017 will Schumacher wieder dabei sein – diesmal mit seinem neuen Haus in Wacken.