Ahrensburg. Die CDU plant die Rückkehr zum alten System an Gymnasien. Stormarner Bildungseinrichtungen lehnen das nicht ab. Es gibt auch Kritik.

Leitungen an Stormarner Gymnasien reagieren unterschiedlich auf den abrupten Kurswechsel der CDU in der Schulpolitik. Auf ihrem Landesparteitag in Neumünster hatten Schleswig-Holsteins Christdemokraten das Ansinnen ihres Spitzenkandidaten für die Landtagswahl am 7. Mai, Daniel Günther, unterstützt, wieder zum Abitur nach neun Jahren an Gymnasien zurückzukehren.

Seit 2008 gibt es im Land das sogenannte Turbo-Abi G 8. Dafür hatte die CDU lange gekämpft. Eine zwischendurch eingeführte Wahlmöglichkeit, wieder zu G 9 zurückzukehren, haben die Bildungseinrichtungen nicht mehr. Denn zum 1. August 2014 trat in Schleswig-Holstein ein neues Schulgesetz in Kraft, das diesen Weg ausschließt. Heute gibt es im Land nur noch elf G 9-Gymnasien. Sie genießen Bestandsschutz. Die große Mehrheit hatte sich ohnehin auf das Abitur nach zwölf Jahren festgelegt.

Eine erneute Umstellung würde wieder Kosten verursachen

Dazu zählt auch die Sachsenwaldschule in Reinbek. Mit 1250 Schülern war sie 2016 das größte Gymnasium in Schleswig-Holstein. Schulleiterin Helga Scheller-Schiewek sagt, sie sei damals eine starke Gegnerin von G 8 gewesen. Den Beschluss pro Turbo-Abi hatte seinerzeit die Schulkonferenz getroffen, das oberste Mitwirkungsgremium an Bildungseinrichtungen, in dem Lehrer, Eltern und Schüler vertreten sind. „Jetzt haben wir uns damit arrangiert“, so Scheller-Schiewek. Die Umstellung sei eine riesengroße Herausforderung gewesen, weil die Unterrichtsinhalte in den Lehrplänen verändert werden mussten. „Da war sehr viel Eigeninitiative der Schulen gefragt.“ Durch die Umstellung auf G 8 hat das Reinbeker Gymnasium zahlreiche neue Bücher angeschafft. „Wenn wir jetzt wieder auf eine längere Schulzeit umschwenken, muss das Material erneut ausgewechselt werden“, sagte die Leiterin. Außerdem benötige man sechs bis sieben zusätzliche Klassenräume. Womöglich müsste also angebaut werden. Die Kosten dafür hätte die Stadt zu tragen.

Scheller-Schieweks Urteil über das CDU-Wahlkampf-Versprechen fällt aber nicht negativ aus: „Grundsätzlich halte ich G 9 nicht für verkehrt. Für viele Schüler wäre es ein Gewinn.“ Sie habe Sorge, dass Jungen und Mädchen jetzt im emotionalen Bereich überfordert würden. „Wenn zum Beispiel das Thema Nationalsozialismus in der achten Klasse behandelt wird.“

Einige Schulleiter wollen bei G8 bleiben

Lars Troche, stellvertretender Leiter der Stormarnschule in Ahrensburg, die von 900 Jungen und Mädchen besucht wird, sagt: „Wir sind zufrieden mit der Ist-Situation und möchten gern G 8-Gymnasium bleiben.“ Er glaube ohnehin nicht, dass der Plan der CDU aufgehe. Gerd Burmeister, Leiter des Eric-Kandel-Gymnasiums in Ahrensburg, hat alle Klassenarbeiten der vergangenen zehn Jahre statistisch erfasst, kann also die Noten der Schüler zu G 9- und G 8-Zeiten gut vergleichen. Der Pädagoge sagt: „In der Leistungsentwicklung sehe ich keinen Unterschied.“ Er sei mit der derzeitigen Schulstruktur zufrieden. „Eine Rückkehr zu G 9 würde ich persönlich aber auch nicht ablehnen.“

Kein Freund von einer erneuten Reform ist Nils Wagner, stellvertretender Leiter des Gymnasiums Trittau. „Sonst würde es ja keine großen Unterschiede mehr zwischen uns und Gemeinschaftsschulen geben“, sagt er. Dort ist das Abitur erst nach 13 Jahren möglich. Die Schüler an Gymnasien hätten jetzt zwar länger Unterricht am Tag, „aber daran haben sie sich inzwischen gewöhnt und sagen uns, dass es kein Problem ist“, berichtet Wagner.