Ahrensburg. In wenigen Tagen wird der Ahrensburger Parkplatz endgültig geschlossen. Wir haben Autofahrer nach ihrer Meinung befragt.
Lange wurde über die Bebauung des Lindenhofs in Ahrensburg gestritten: in den politischen Gremien und auf den Straßen. Jetzt wird das Projekt konkret. Das Areal ist verkauft, 3,2 Millionen Euro sind an die Stadt überwiesen. Dazu floss noch eine halbe Millionen Euro Stellplatzablöse in die städtische Kasse, für rund 100 Stellplätze auf dem Gelände, die mit der Bebauung wegfallen. Für den morgigen Dienstag ist die Übergabe an die Immobilienfirma Curata geplant. Der Bauherr will zügig einen Bauzaun aufstellen und mit den Arbeiten beginnen. Der Parkplatz ist dann Geschichte.
Verkehrsexperten, Politiker, Kaufleute und Bürger – ihre Einschätzungen zur Parkplatzlage in Ahrensburg sind oft unterschiedlich, auch vor der Lindenhofdiskussion. Es gebe genug Parkplätze heißt es hier, es ließe sich fast nie ein Platz finden dort. Von einer attraktiven verkehrsberuhigten Innenstadt ist die Rede oder von Kunden, welche die Innenstadt meiden, weil die Parkplatzsuche schwierig ist. Die Lindenhofbebauung wiederum soll die City beleben, dafür fallen Stellplätze weg. Klar ist: Parkplätze sind Streitthema in der Schlossstadt. Und: Das Wegfallen von 100 Stellplätzen in der Innenstadt wird nicht für mehr Ruhe sorgen.
Sechs große Parkplätze und Parkhäuse als Alternative
Ende vergangener Woche ist der Parkautomat bereits abgebaut worden, auch die Altglascontainer mussten am Wochenende für die neue Bebauung weichen. Ausweichstandorte gibt es laut Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) in der Stormarnstraße, Ecke An der Reitbahn oder in der Ladestraße.
Und für Autofahrer, die einen Parkplatz in der Ahrensburger Innenstadt suchen? Auch für sie gibt es Alternativen. Die sechs größten Parkplätze und Parkhäuser haben wir auf einer Karte für sie zusammengestellt. Findet sich dort ein Parkplatz? Theoretisch ja, das ergab unter anderem eine Abendblatt-Analyse im vergangenen November.
Gabriele Grimm sieht die Stellplatzsuche gelassen
Fragt man Autofahrer, die in den letzten Tagen auf dem Lindenhofparkplatz parken, bekommt man unterschiedliche Antworten zur Parkplatzsituation – überwiegend ist allerdings Missmut zu hören. „Es fehlt an Ausweichmöglichkeiten“, sagt Gabi Hildebrandt aus Ammersbek. Die 64-Jährige kommt regelmäßig nach Ahrensburg, geht in der Innenstadt einkaufen. Bisher parkt sie auf dem Lindenhofparkplatz. Und jetzt? „Gute Frage – die Innenstadt ist voll“, sagt sie. Auch das Parkhaus Alter Lokschuppen sei morgens häufig belegt, mittags ließe sich mit Glück dort vielleicht ein Platz finden.
Ganz anders sieht es Gabriele Grimm (67), die zu einem Bummel mit Bruder Rainer Grubert (73), der aus Paris zu Besuch ist, den Stellplatz auf dem Lindenhofgelände aufgesucht hat. „Mir reichen die Parkplätze“, sagt die Ahrensburgerin gelassen, die sich in der Stadt auskennt, viel auch mit dem Fahrrad erledigt. „Auf dem Stormarnplatz sind immer Parkplätze frei“, sagt sie. Sorge bereiten ihr dagegen die geplanten Lärmschutzwände am Bahnhof. „Schrecklich“, so Grimm.
Mirko Erdmann kritisiert die Parkgebühren in Ahrensburg
„Eine Katastrophe“ dagegen ist die Parkplatzsituation für Jutta Müller (65). Auch sie erledige in Ahrensburg zwar viel mit dem Fahrrad. „Manchmal geht es aber nicht anders“, so Müller. Dann nehme sie das Auto, „gerade bei schlechtem Wetter“. „Ich bin entrüstet, dass am Ende der Diskussion um das Lindenhofgrundstück nicht mehr über Parkplätze gestritten wurde“, sagt Müller. Außerdem verstehe sie nicht, wieso es hier neuen Platz für Einzelhandel brauche – auch dafür sind in dem Plan für das Wohn-, Büro- und Geschäftshaus Flächen vorgesehen. „Dabei stehen in der Ahrensburger Innenstadt immer wieder Ladenflächen frei“, so Müller.
Mirko Erdmann ärgert sich besonders darüber, dass es quasi unmöglich sei, einen kostenfreien Parkplatz zu bekommen. Wer falsch parkt, bekomme in Ahrensburg schnell ein Knöllchen. „In Bargteheide gibt es keine Parkgebühren“, sagt der 26-Jährige. Wenn er nicht auf dem Lindenhofgelände parkt, sucht er an der Alten Reitbahn, „dort findet sich manchmal ein Platz“.
500.000 Euro aus dem Geschäft mit der Immobilienfirma
Aus Ohlstedt, Bargteheide, Trittau und Ammersbek kommen die befragten Autofahrer, eine kommt sogar aus Leipzig, nur ein kleiner Teil aus Ahrensburg. Viele haben offenbar Probleme, einen Parkplatz zu finden, auch wenn es theoretisch genug Parkplätze in Ahrensburg gibt. Immer wieder hatten sich auch die Ahrensburger Kaufleute in die Diskussion eingebracht und für eine neue Verkehrsführung in der Innenstadt geworben. Auch in der Politik gibt es weiterhin Pläne: Eine Erweiterung des Parkhauses Lokschuppen ist angedacht, auch eine Tiefgarage unter dem Stormarnplatz ist im Gespräch. Konkrete Pläne gibt es aber noch nicht.
Zumindest gibt es für weitere Ausgaben in Sachen Parkplätze jetzt aber 500.000 Euro aus dem Geschäft mit der Immobilienfirma. Das Geld gehe als Rücklage in den Haushalt ein, so Stadtkämmerer Horst Kienel. Es werde also, bis es irgendwann einmal für neue Stellplätze ausgegeben wird, gespart. „Mit dem Betrag allein können wir nichts machen“, so Kienel.