Barsbüttel. Zu viel Fahrzeuge, chaotischer Verkehr: Anlieger am Soltausredder klagen und sind sauer auf Politiker, die sich Zeit lassen.
Es ist beschaulich am Soltausredder in Barsbüttel. Einzelhäuser reihen sich aneinander, die Gärten sind gepflegt. In Sachen Verkehr ist es mit der Idylle aber vorbei. Auf der Straße herrscht zeitweise Chaos. Anlieger berichten von Autos, die in der Tempo-30-Zone viel zu schnell unterwegs sind, bei Ausweichmanövern über die Fußwege brettern und Menschen gefährden. Sie klagen über zu viele Fahrzeuge, wollen all das nicht mehr hinnehmen. Die Barsbütteler fordern, dass der Soltausredder so schnell wie möglich zur Einbahnstraße wird und präferieren eine Ringlösung. Dafür müsste eine andere Straße umgebaut werden. Das kostet Geld. Die Politik lässt sich bei dem Thema Zeit und sorgt damit für Ärger.
Hermann Hartig (82) wohnt mit seiner Frau Elke seit 60 Jahren am Soltausredder, der zur Hauptstraße führt und über den die Schwimmhalle, Grundschule, Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule, Bürgerhaus, eine Kita und die Sportplätze des Barsbütteler SV angebunden sind. Der Rentner sagt: „Hier ist so viel gewachsen in den vergangenen Jahren, nur die Straße bleibt, wie sie ist. Es muss dringend etwas geändert werden, weil der Verkehr sehr stark zugenommen hat.“ Hartig erzählt von einem Schlüsselerlebnis kurz vor Weihnachten: „Ich war draußen auf dem Fußweg, als ein Fahrzeug plötzlich, weil ein anderes entgegenkam, auf diesem weiterfährt und mich beinahe erwischt.“ Nachbar Jürgen Stobbe sagt, Fußgänger würden von solchen Autofahrern sogar bepöbelt.
63 Unterschriften und ein Schreiben an die Verwaltung
Gegenüber von Hartig lebt Nadine Janzen (28), deren dreijähriger Sohn Luca die Kindertagesstätte besucht. „Um ihn habe ich Angst, gerade wenn die Autos dem Bus ausweichen und die Gehwege befahren“, sagt sie. Auf der Straße parken viele Fahrzeuge, machen sie dadurch enger. Unterstützung erhält Janzen von Bärbel Kaiser: „Es geht hier auch um die Sicherheit der Kinder. Aber die Politiker wachen wohl erst auf, wenn etwas passiert.“
Auf die meisten Entscheidungsträger sind die Anlieger seit der jüngsten Planungsausschusssitzung schlecht zu sprechen. Jürgen Stobbe hatte 63 Unterschriften gesammelt und bei der Verwaltung samt eines Schreibens abgegeben. Darin sind Lösungsvorschläge aufgeführt. Als 1-A-Variante wird vorgeschlagen, den Soltausredder in Verbindung mit der Falkenstraße, die umgebaut werden müsste, zur Einbahnstraße zu machen. Als Alternative ist unter anderem angedacht, dass der Schulbus durch den Rähnwischredder fährt. Dann müsste die Falkenstraße nicht umgestaltet und im Soltausredder könnten verkehrsberuhigende Umbauten vorgenommen werden, argumentieren die Anlieger.
Die Verwaltung schlug vor, einen externen Gutachter zu beauftragen. Die Politik diskutierte das Thema zwar, vertagte eine Entscheidung über Expertenhilfe aber auf die kommende Planungsausschusssitzung am 9. Februar. Bis dahin klärt die Verwaltung, wie viel ein Gutachten kostet und ob die Verkehrsaufsicht des Kreises einer Einbahnstraßenregelung zustimmen würde. „Und wir prüfen, ob Verkehrsinseln zurückgebaut werden können“, sagt Barsbüttels Bauamtsleiterin Rita Dux gegenüber dem Abendblatt. In welche Richtung es geht, ist ungewiss. Bei der CDU gibt es Kritik an der Einbahnstraßenregelung. Christdemokrat Gerhard Nutbohm plädierte für Halteverbote in der Straße Soltausredder während der Hauptverkehrszeiten und zog den Zorn der Anlieger auf sich.
Der Grünen-Fraktionschef plädiert für ein Gutachten
Karin Eickenrodt von der Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel (BfB) sagte: „Die Vorschläge der Anwohner sind eine Verlagerung des Problems.“ Ob ein Gutachter den Königsweg aufzeigen könne, daran habe sie Zweifel. Grünen-Fraktionschef Joachim Germer machte sich für die Hilfe eines externen Experten stark. Sozialdemokrat Holger Gettschat: „Es ist richtig, einen Gutachter einzuschalten.“ Er habe dort auch schon auf dem Gehweg fahrende Autos gesehen.
Die rund 20 Anlieger, die zur Sitzung des Planungsausschusses gekommen waren, zogen schnell wieder enttäuscht ab. Sie haben kein Verständnis dafür, dass die Politik jetzt noch kein grünes Licht für das Gutachten gab. „Wir sind sehr wütend“, sagte Hermann Hartig am Tag danach.