Ammersbek. Nach Unfallserie wird an der Hoisbütteler Mühle eine Ampel aufgestellt. Das soll die Einmündung sicherer machen als ein Kreisverkehr.

Jetzt geht alles ganz schnell: Schon im Mai soll eine Ampel die Einmündung Lübecker Straße/Landesstraße 225 an der Hoisbütteler Mühle in Ammersbek sicherer machen. „Der Auftrag für die Ausschreibung der Arbeiten ist erteilt“, sagt Britta Lüth, stellvertretende Leiterin des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr (LBV) in Lübeck. Nach fünf Unfällen mit einem getöteten Motorradfahrer (35) und vier Verletzten in den ersten fünf Monaten des vergangenen Jahres stand für das Landesverkehrsministerium fest: Es muss gehandelt werden.

„In allen fünf Fällen war die Ursache gleich: Nichtbeachten der Vorfahrt“, sagt Britta Lüth beim Info-Abend vor rund 70 Bürgern im Ammersbeker Dorfgemeinschaftshaus. In den Jahren 2013 bis 2015 hatte es zudem sechs weitere Zusammenstöße aus diesem Grund gegeben.

„Das Missachten des Stoppschildes ist eindeutig die Hauptunfallursache“, sagt Lüth. Andere Faktoren wie überhöhte Geschwindigkeit oder zu geringer Abstand seien kaum bedeutend. Das bestätigte eine Polizeikontrolle: Innerhalb von zwei Stunden hielten 40 Autofahrer, die aus Richtung Ahrensburg kamen, vor dem Stoppschild nicht an. Da die meisten Zusammenstöße tagsüber und auf trockener Fahrbahn passierten, spielten auch die Lichtverhältnisse und die Straßenbeschaffenheit keine große Rolle.

„Um die Einmündung sicherer zu machen, gibt es nur zwei Möglichkeiten: eine Lichtzeichenanlage oder einen Kreisverkehr“, sagt Lüth. Feste Radarkontrollen oder ein Tempolimit änderten nichts an der Situation, da Raserei nicht die Ursache der Unfälle sei.

Große Mehrheit der Zuhörer bevorzugt Kreisverkehr

Dass sich das Ministerium für die Ampel mit drei unterschiedlichen Schaltungen („Die Lösung mit der größtmöglichen Sicherheit“) entschied, begründet Lüth mit Statistiken. So weist die Ampel nur zwei sogenannte Konfliktpunkte (Stellen, an denen es zu Unfällen kommen kann) auf. Beim Kreisverkehr sind es sechs, an der jetzigen Einmündung sieben. Die ebenfalls genannte Unfallkostenrate, die bei vergleichbaren Ampel-Einmündungen am niedrigsten ist, sorgt bei etlichen Zuhörern allerdings eher für Verwirrung als für Aufklärung.

Viel mehr interessiert sich das Publikum für die Kosten beider Alternativen. Die Ampel sei für unter 100.000 Euro zu haben, beim Kreisel müsse man mit 300.000 bis 500.000 Euro rechnen, so die LBV-Sprecherin. Dieser Unterschied sei auch inklusive Unterhalt und Wartung über Jahrhunderte nicht auszugleichen.

Bedenken, dass es im Berufsverkehr bei Rot zu langen Staus kommen könnte, versucht Lüth ebenfalls zu zerstreuen. „Die Grünphasen werden sehr leistungsfähig sein, und da ist noch reichlich Luft nach oben.“

Ahrensburger Kreisel-Experte präsentiert Plan

Ein Kreisverkehr ist nach Ansicht von Eckehard Knoll, pensionierter Baudirektor aus Ahrensburg, die bessere Alternative für die Einmündung an der Hoisbütteler Mühle. Der Diplomingenieur hat sich die Mühe gemacht, in eine Flurkarte einen Kreisel maßstabsgetreu einzuzeichnen.

40 Meter Durchmesser reichen nach den Berechnungen des Fachmanns aus. „Das entspricht in etwa der jetzigen Verkehrsfläche“, sagt Knoll. Lediglich am Rand wären eventuell kleinere Veränderungen notwendig. Da das Areal bereits der Gemeinde gehört, müssten voraussichtlich keine weiteren Grundstücke gekauft werden, was bei der Realisierung Zeit spart.

Der Bau wäre nach Ansicht von Knoll deshalb auch in wesentlich weniger als den von den Behörden genannten drei Jahren möglich. „Meiner Ansicht nach ist das aufwendige Planfeststellungsverfahren nicht erforderlich“, sagt er.

Als Kreisel-Experte war Eckehard Knoll bis zu seiner Pensionierung 2007 in der Hamburger Stadtentwicklungsbehörde tätig. Im Ruhestand hat er seinen Einsatz für mehr Kreisel in seiner Heimatstadt Ahrensburg und weiteren Stormarner Orten ausgeweitet. Knoll ist überzeugt, dass Kreisverkehre auf viel befahrenen Kreuzungen umweltfreundlich für besseren Verkehrsfluss und mehr Verkehrssicherheit sorgen. kx

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So richtig überzeugen diese Argumente die Besucher aus dem Ort aber nicht. Bei einer spontanen Abstimmung votieren etwa vier Fünftel für einen Kreisverkehr. Auch Bürgermeister Horst Ansén bekräftigt seine Vorliebe für eine „runde Lösung“. Als Autofahrer habe er den Eindruck, dass Kreisverkehre gut funktionierten. Ansén: „Ich bin froh, dass an der Stelle vergleichsweise schnell etwas für mehr Sicherheit passiert, aber wir sollten auch an den Verkehrsfluss denken.“

Diese Problem greift Anwalt Rolf Finkbeiner auf. „Schon jetzt stehen auf den 3200 Metern bis zur Hamburger Landesgrenze acht Ampeln, bald werden es neun sein“, sagt er. Im Schnitt sei das alle 350 Meter eine Anlage. „Im Berufsverkehr hat Ammersbek damit ein Riesenproblem“, so Finkbeiner. Er vermutet, dass die Kosten bei der Entscheidung eine größere Rolle gespielt haben als zugegeben werde.

Einen weiteren Vorteil des Kreisverkehrs nennt die CDU-Fraktionsvorsitzende Christiane Maas: „Er würde auch die Ortseinfahrt von Hoisbüttel sicherer machen, weil er die Autofahrer vorm Dorf abbremst.“ Deshalb sollte man den Umbau der Einmündung an der ehemaligen Mühle nicht isoliert betrachten. Für LBV-Vertreterin Lüth erfüllt eine Ampel dieselbe Funktion: „Sie wird 24 Stunden rund um die Uhr eingeschaltet sein und bremst den Verkehr auch, weil Autofahrer immer mit Rot rechnen müssen.“

Angehörige des Unfallopfers sind erleichtert

Gerade das sei mitten in der Nacht wenig sinnvoll, erwidert CDU-Gemeindevertreter Heiko Steenhagen. „Dann steht man auf der Hauptstraße und wartet, obwohl aus der Nebenstraße gar keiner kommt.“ Er regt an, aus Richtung Ahrensburg Kontaktstreifen einzubauen und der Hauptroute Ammersbek-Bargteheide zumindest nachts Vorrang zu gewähren – der Vorschlag soll nun geprüft werden.

Sichtlich erleichtert nehmen zwei Frauen in der zweiten Reihe das Ergebnis des Abends mit nach Hause: Gabriele und Christina Eckhardt, Mutter und Schwester des Ende April ums Leben gekommenen 35-Jährigen. „Keine weitere Familie soll so viel Leid ertragen müssen“, sagt die Mutter. Ein Ziel, dem die Angehörigen mit unaufhörlichem Einsatz jetzt ganz nahe sind.