Glinde. Mehr als 100 Schüler und Eltern im Kulturausschuss. Sie übten Kritik am Konzept für die Gemeinschaftsschulen.
Mehr als einhundert Eltern und Schüler diskutierten im Kulturausschuss mit den Politikern über die umstrittene Fusion der beiden Glinder Gemeinschaftsschulen. Die Zuhörer standen und saßen der Politik im kleinen Sitzungssaal buchstäblich im Nacken, die Diskussion verlief indes überwiegend sachlich. An dem Beschluss für eine Umsetzung der Fusion zu Beginn des Schuljahres 2018/19 änderte sie nichts. Er fiel einstimmig.
Kritik kam von Eltern und Schülern der Gemeinschaftsschule Wiesenfeld, die für den Zusammenschluss mit der Sönke-Nissen-Schule ins Glinder Schulzentrum am Oher Weg umziehen müssen, während das Gymnasium in ihre Räume an den Holstenkamp zieht. Diese werden seit Jahren erweitert und sind kurz vor der Fertigstellung. „Mein Sohn lernt seit zwei Jahren auf einer Baustelle und soll jetzt in die nächste ziehen“, kritisierte Ulrich Klinzmann, Vater eines Schülers. Denn auch im Schulzentrum sind Investitionen wie etwa in eine Mensa oder die Sanierung der Biologieräume dringend nötig. Zuerst ist im kommenden Jahr aber die mehrfach verschobene Sanierung der Sporthallen geplant. Auch die jüngst entdeckten Schadstoffe in allen Schulen müssen zeitnah beseitigt werden.
Gesamtinvestitionen liegen bei 16,7 Millionen Euro
Bürgermeister Rainhard Zug sagte, die Stadt könne sich die Vorhaben leisten: „Glinde kann langfristig pro Jahr mindestens drei Millionen Euro investieren.“ Der Wiesenfelder Schulelternbeiratsvorsitzende Jürgen Reumann mag das nicht glauben. Er trug einen Katalog von Fragen vor. Ihr Kern: Die Stadt könne sich die Fusion nicht leisten, da es noch andere Baustellen, etwa Straßensanierung, gebe.
In der Kostenaufstellung eines Architekturbüros liegen die möglichen Gesamtinvestitionen für die Glinder Schulen bei 16,7 Millionen Euro. Diese Summe will die Stadt ab 2020 auf fünf Jahre verteilen. Dabei handele es sich nicht um die Kosten der Fusion. Die betragen nur etwa vier bis fünf Millionen Euro, schätzte Petra Grüner, stellvertretende Fraktionschefin der Grünen. Konkret könne dies erst dann beziffert werden, wenn die Lenkungsgruppe für die Schulfusion ein Konzept für die neue, dann etwa 1500 Schüler umfassende Gemeinschaftsschule vorgelegt habe, betonten Vertreter aller drei Fraktionen.
Wiesenfelder Schule: Eltern kochen das Mittagessen
„Wir stellen nur die baulichen Voraussetzungen. Was sie anbieten, entscheiden die Schulen“, erklärte Lore Günther (SPD). Liege das Konzept vor, gebe es auch eine Prioritätenliste der Investitionen. Die Arbeit am Konzept war zuletzt ins Stocken geraten. Die Mehrheit der Teilnehmer hatte sich deshalb einen festen Fusionstermin gewünscht. „Das war konsensualer Beschluss“, sagte Philipp Maschmann, Elternrat der Sönke-Nissen- Schule.
Eine Mensa für etwa 3,18 Millionen Euro, wie die Wiesenfelder sich wünschen, wird nicht zu den ersten Baumaßnahmen gehören. Dort werden die Mittagsgerichte derzeit von ehrenamtlichen „Kocheltern“ gekocht, doch es fehlt an Platz und Personal. Ein Mensabau ist seit 2014 beschlossene Sache, aber noch nicht umgesetzt. Petra Grüner sagte, zuerst müsse die Verwaltung der beiden Gemeinschaftsschulen räumlich in die Lage versetzt werden, die fusionierte Schule zu leiten.
Parteikollege Jan Schwartz forderte Solidarität von Eltern und Schülern: „Eine Gemeinschaftsschule, die zur „Resterampe“ wird, möchte ich nicht in Glinde“, sagte er bezogen auf die Sönke-Nissen-Schule. Der Wiesenfelder Schülersprecher Björn Malte Przetak kritisierte indes: „Ich vermisse hier eine Opposition, die meine Interessen vertritt.“ Dass die seit einem Jahr währende Diskussion um die Fusion auch nach hinten losgehen könnte, zeigte die Forderung einer Mutter: „Wir Eltern brauchen bald Planungssicherheit über das Angebot der Gemeinschaftsschule, sonst kann ich Glinde als Schulstandort nicht mehr in Erwägung ziehen.“