Bad Oldesloe. Schleswig-Holstein setzt bei Alarmierung der Bürger bei Unglücken auf das System Nina – bisher allerdings nur landesweit.
Orkan, Großbrand, Bombenfund: Bei Unglücken und Katastrophen plant der Kreis Stormarn die Alarmierung der Bürger über eine Warn-App. Dabei könnte jetzt Unterstützung aus dem schleswig-holsteinischen Innenministerium kommen. „Das Land prüft zur Zeit, ob die kommunalen Leitstellen auch mit der Auslösetechnik für die Warn-App Nina ausgestattet werden können“, sagt Ministeriumssprecherin Jana Ohlhoff.
Nina steht für „Notfall-Infomations- und Nachrichten-App“, entwickelt vom Bundesamt für Bevölkerungs- und Katastrophenschutz (BBK). Schleswig-Holstein kann landesweite Alarmierungen bereits auf Smartphones und Tablet-PC verschicken. Bei lokalen Ereignissen ist dies allerdings bisher nicht möglich – im Unterschied zu Hamburg, Bremen, Berlin, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Brandenburg und Thüringen. Technischer Ausgangspunkt für die Nina-App ist das Modulare Warnsystem (MoWaS) des Bundes. Schleswig-Holstein hat zwei Zugänge: im Lagezentrum des Landes in Kiel und in der Regionalleitstelle West in Elmshorn (Kreis Pinneberg). In anderen Einsatzzentralen müsste MoWaS als Mietkaufanlage installiert werden. „Die Anlagen können über einen Rahmenvertrag des Bundes bezogen werden und kosten pro Leitstelle 20.000 Euro pro Jahr“, sagt Jana Ohlhoff auf Anfrage des Abendblattes. Darin enthalten seien alle fixen und variablen Kosten für Hardware, Software und Kommunikationsverbindungen.
Die 112-Notrufzentrale in Bad Oldesloe koordiniert die Einsätze von Feuerwehren und Rettungsdiensten in den Kreisen Stormarn, Ostholstein und Herzogtum Lauenburg. Momentan stehen zur Warnung der Bürger bei lokalen Einsätzen – beispielsweise einem Feuer mit giftigen Qualmwolken – einzig Sirenen zur Verfügung. Ein einminütiger auf- und abschwellender Dauerton fordert dazu auf, das Radio einzuschalten und Durchsagen zu beachten. Doch Sirenen sind nicht flächendeckend vorhanden und funktionierten bei einem Probealarm im September nicht zuverlässig.
Auch deshalb hatte die Stormarner SPD diese Woche im Finanzausschuss des Kreistags beantragt, eine Warn-App auf den Weg zu bringen. Da mittlerweile nahezu jeder Bürger ein Smartphone habe, könnten alle Menschen, die sich in einem Gefahrengebiet aufhielten, sofort informiert werden.
Einstimmig entschied der Finanzausschuss, im nächsten Jahr 15.000 Euro für die technische Einrichtung eines Systems einzuplanen. Diese Summe orientiert sich an den Kosten für die App KatWarn, die im Auftrag öffentlicher Versicherer entwickelt worden ist. Jährlich kämen noch mal 3000 Euro für den laufenden Betrieb hinzu.
Für die Nutzer sind die Apps Nina und KatWarn, die es sowohl für Android-Handys als auch für iPhones gibt, kostenlos. Sie erhalten damit auch Wetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes, zum Beispiel zu Sturm oder Blitzeis. Sogar Schulausfälle könnten angekündigt werden – wenn die Regionen angeschlossen sind.