Eichede. Sanierung zu teuer. Kirchengemeinderat will Gotteshaus entwidmen. Bürgermeister für Gerätehaus und neuen Treffpunkt auf dem Grundstück.

Die Zukunft der Todendorfer Kirche ist beschlossen. Der Kirchengemeinderat hat entschieden, das Gotteshaus entwidmen zu lassen. „Ein schmerzlicher Schritt. Viele persönliche Geschichten stehen in enger Verbindung mit dem Gotteshaus“, sagte Pastorin Susanne Schumacher auf dem Infoabend.

Etwa 50 Bürger informierten sich über die Zukunft der Todendorfer Kirche
Etwa 50 Bürger informierten sich über die Zukunft der Todendorfer Kirche © HA | Christina Schlie

Entwidmung bedeutet, dass das Kirchengebäude „verweltlicht“ wird und somit zukünftig für andere Zwecke genutzt werden kann. Einen Gottesdienst wird es dann dort nicht mehr geben. Für eine Entwidmung muss der Kirchengemeinderat einen Antrag beim Kirchenkreis Hamburg-Ost stellen. Diesem muss der Bischof zustimmen. Die Begründung muss eindeutig belegen, warum das Gotteshaus aufgegeben werden soll. Dieses Verfahren kann bis zu einem Jahr dauern.

„Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht“, sagte Karin Kreuzfeldt, Erste Vorsitzende des Kirchengemeinderats. Die Verantwortung für die Finanzen der Gemeinde lasse keine andere Schlussfolgerung zu. Seit das Gotteshaus 2013 vom Kirchenkreis Hamburg-Ost in die Kategorie C als „nicht förderungswürdig“ eingestuft wurde, bekommt die Gemeinde keine finanzielle Unterstützung für den Erhalt und die Sanierung des maroden Gebäudes.

Anwesende wenig entsetzt über den Beschluss

Jürgen Preine, Leiter der Abteilung für Finanzen und Liegenschaften im Kirchenkreis Hamburg-Ost, erläuterte die Finanzlage der Gemeinde Eichede. In den nächsten 15 Jahren kommen allein für die Todendorfer Kapelle 134.000 Euro für Baumaßnahmen auf die Gemeinde zu, so die Berechnung Preines. Insgesamt lägen die Baukosten für alle Objekte der Gemeinde bei 721.000 Euro. Zusätzlich benötigt die Kirche in Eichede dringend eine neue Heizung. Diese wird mit 110.000 Euro veranschlagt und soll über ein zinsloses Darlehen und einen 50-prozentigen Zuschuss vom Kirchenkreis finanziert werden. „Der Haushaltsplan für 2017 weist bereits eine Unterdeckung von knapp 9000 Euro auf“, sagte der Finanzfachmann. „Die Prognosen für die nächsten Jahre sagen nichts Besseres.“ Die 110.000 Euro, die jährlich an Kirchensteuerzuwendung einkalkuliert werden, seien „eine mutige Prognose“, so Preine. Heute zahle die Generation 50 Plus einen überwiegenden Teil der Kirchensteuer. In 15 Jahren gehen diese Steuerzahler in Rente. „Wir haben das Kirchensteuereinkommen nicht in der Hand.“

Die etwa 50 Anwesenden zeigten sich wenig entsetzt über den Beschluss, die Kirche zu entwidmen. Eine zuvor geplante Arbeitsgruppe, die sich mit den Möglichkeiten zum Erhalt des Gebäudes auseinandersetzten sollte, kam mangels Interesse nicht zustande.

Letzter Gottesdienst am 31. Dezember

Klare Vorstellungen, was mit dem Gotteshaus in zentraler Ortslage passieren könnte, hat hingehen Todendorfs Bürgermeister Hans-Joachim Dwenger. „Ich könnte mir dort ein neues Feuerwehrgerätehaus und ein großes Gemeindehaus vorstellen“, sagt der Bürgermeister. Den Glockenturm würde er erhalten, das restliche Gebäude wegen zu hoher Sanierungskosten abreißen lassen, so seine Spekulationen. Die Kirche hätte in dem neuen Gemeindesaal immer noch die Möglichkeit, sich zu treffen. Einen fertigen Plan für das neue Feuerwehrhaus hat Dwenger bereits in der Schublade. Im Haushalt für 2017 sind 1,1 Millionen Euro für den Bau vorgesehen. Wenn es nach dem Bürgermeister geht, können die Gespräche schnellstens aufgenommen werden. „Wir müssen einen Schritt nach dem nächsten machen. Im Januar stehen Neuwahlen für den Kirchengemeinderat an. Vorher wird nichts entschieden“, so die Pastorin.

Pastor Bernd Soltau (v.l.) , Pastorin Susanne Schumacher und 1. Vorsitzende des Kirchenkreises Karin Kreuzfeldt berichten über die Zukunft der Todendorfer Kirche
Pastor Bernd Soltau (v.l.) , Pastorin Susanne Schumacher und 1. Vorsitzende des Kirchenkreises Karin Kreuzfeldt berichten über die Zukunft der Todendorfer Kirche © HA | Christina Schlie

Ist das Gotteshaus entwidmet, bleiben der Kirche drei Optionen: erstens, eine Fremdnutzung durch Vermietung, zweitens der Verkauf und drittens der Abriss. Findet sich ein Interessent, der sich für die nächsten zehn Jahre verpflichtet, die Kosten für den Erhalt der Kirche zu übernehmen, könne auch alles so bleiben wie es ist, eröffnet Karin Kreuzfeldt den Anwesenden. „Eine eher unwahrscheinliche Rettungschance“, sagt die 1. Vorsitzende. Bislang meldeten sich eher Interessenten, die das Grundstück kaufen oder in der Kapelle ein Wohnhaus oder Ärztezentrum errichten wollten, sagt Pastorin Schumacher.

Geplant ist, am 31. Dezember den letzten Gottesdienst in der Todendorfer Kirche abzuhalten. Dieser wird in der Regel vom Bischoff geleitet. Im Anschluss werden alle Reliquien aus der Kirche entfernt.