Ahrensburg. Drei Haltestellen werden barrierefrei. Projektleiterin erklärt am Beispiel Ahrensburg Ost, auf welche Details geachtet werden muss.

„Jawohl! Wolle, das passt!“, sagt Michael Block und drückt eine Holzplatte in einen Graben an den Bahnschienen. Die Holzwand markiert den neuen Bahnsteig am U-Bahnhof Ahrensburg Ost. Seit dem 16. Juni wird der Haltepunkt für rund 1,5 Millionen Euro umgebaut und soll anschließend barrierefrei sein. Block und sein Kollege Wolle, alias Wolfgang Wenzel, arbeiten seit etwa zwei Wochen auf der Baustelle. Beide sind sogenannte Einschäler. Sie bauen eine Holzkonstruktion, in die rund fünf Tonnen Bewegungsstahl verbaut und später etwa 46 Kubikmeter Beton gegossen werden. Später verschwinden die Holzwände wieder.

Projektleiterin Claudia Finger erklärt, warum die Gleise angehoben werden
Projektleiterin Claudia Finger erklärt, warum die Gleise angehoben werden © HA | Dorothea Benedikt

„Auf einer Länge von 13 Metern entsteht dort der neue Bahnsteig“, sagt Claudia Finger, Projektleiterin bei der Hochbahn. Der Bahnsteig wird 19,5 Zentimeter höher sein als der alte, der größtenteils an der rund 125 Meter langen Haltestelle erhalten bleibt. Rampen verbinden später Alt- und Neubau. Letzterer wird exakt 98 Zentimeter hoch sein und somit auf gleicher Höhe wie der Boden der U-Bahn-Waggons. „Über den erhöhten Bahnsteigabschnitt können Rollstuhlfahrer künftig problemlos in die Bahn einsteigen “, sagt Finger und deutet auf ein weißes Band, das über die Baustelle gespannt ist. Dies wird später die Bahnsteigkante.

Ab dem 21. Oktober sollen die Züge der U 1 wieder fahren

Bevor die exakten Ausmessungen begannen, mussten die Gleise leicht angehoben werden. „Im Laufe der Zeit, sacken diese ab“, erklärt die Bauingenieurin. Bauarbeiter haben weiteren Schotter ins Gleisbett gedrückt und das Problem so gelöst. Weil die U 1-Haltestelle nur eingleisig ist, wird auch nur die Hälfte des Bahnsteigs saniert, die an den Gleisen liegt. Diese bekommt neue Gehwegplatten, während auf der anderen Seite das Kopfsteinpflaster liegen bleibt. „Für Menschen, die auf einen Behindertenstock angewiesen sind, ist eine glatte Oberfläche besser“, erklärt Finger. Zudem werden zwischen den neuen Steinen Rillenplatten verlegt, an denen sich blinde Menschen mit ihrem Stock orientieren können.

Vorarbeiter Markus Kramer bedient mit dem Steuergerät den Kran
Vorarbeiter Markus Kramer bedient mit dem Steuergerät den Kran © HA | Dorothea Benedikt

Damit die sogenannte Damm-Haltestelle (liegt auf einer Erhebung) für alle Menschen zugänglich wird, muss ein Fahrstuhl gebaut werden. Claudia Finger zeigt vom Bahnsteig aus auf eine Baugrube. „Zunächst mussten wir Spundwände rund um die Baustelle in den Boden rütteln, um die Böschung abzufangen“, sagt sie. Nachdem das Fundament gegossen war, haben Bauarbeiter – sogenannte Einflechter – mit Stahlstreben den Schacht geformt. Der Fahrstuhl wird 9,3 Meter hoch sein, eine Konstruktion aus Stahl und Glas. „Weil es nur ein Gleis gibt, können wir den Fahrstuhl direkt an den Bahnsteig bauen“, erklärt die Bauingenieurin. Für den Bahnhof, den täglich rund 1400 Menschen nutzen, ist ein zweigleisiger Ausbau auch in Zukunft nicht geplant.

Fahrkartenautomat bleibt in der Bahnhofshalle

Dabei war der Bahnhof ursprünglich zweigleisig angelegt. Doch Materialmangel habe die Bauarbeiter während des Ersten Weltkrieges dazu gezwungen, die Gleise wieder abzubauen. Sie seien für die Station Volksdorf gebraucht worden. Obwohl die Station schon 1914 gebaut wurde, nahm die sogenannte Walddörferbahn erst 1923 ihren Betrieb auf. Die Station Ahrensburg Ost hieß damals noch Hopfenbach und wurde erst 1952 umbenannt.

Vorarbeiter Markus Kramer (v.l.) mit den Einflechtern Azad und Abdula
Vorarbeiter Markus Kramer (v.l.) mit den Einflechtern Azad und Abdula © HA | Dorothea Benedikt

Aus dem Jahr 1914 ist auch das Zugangsgebäude, das nun ebenfalls behindertengerecht umgebaut wird. Zum einen werden elektrische Türen eingesetzt, zum wird der Vorplatz angehoben. Denn nur über eine Stufe gelangen Fahrgäste bisher ins Innere der Halle. „Zwar werden die Menschen künftig per Fahrstuhl auf den Bahnsteig gelangen, allerdings steht der Fahrkartenautomat in der Bahnhofshalle“, erläutert Projektleiterin Finger.

Claudia Finger hat zweieinhalb Jahre an Projekt gearbeitet

Im Februar sollen alle Arbeiten am Bahnhof Ahrensburg Ost abgeschlossen sein. Die Züge der Linie U 1 werden jedoch schon früher wieder rollen. Die Bauleitung geht davon aus, dass bis zum 20. Oktober alle Bauarbeiten auf dem Bahnsteig beendet sein werden. Einen Tag später werde die Bahn ihren Betrieb wieder aufnehmen.

„Der Bau des Fahrstuhls wird länger dauern“, so Finger. Zudem müsse noch eine Verbindung zwischen Bahnsteig und Fahrstuhl geschaffen werden. „Wenn das fertig ist, werden wir die Böschung links und rechts des Fahrstuhls wieder herstellen und Bäume pflanzen“, sagt Claudia Finger, die nach Abschluss zweieinhalb Jahre an dem Projekt gearbeitet hat. Denn allein die Planungen für die drei Bahnhöfe, für die sie zuständig ist, hat zwei Jahre gedauert.

Die Kosten werden geteilt:

Drei U 1-Bahnhöfe auf Stormarner Gebiet werden bis Frühjahr 2017 barrierefrei umgebaut.

6,1 Millionen Euro kostet der Umbau der Haltestellen Ahrensburg Ost sowie West und Schmalenbeck.

Die Kosten teilen sich das Land, der Kreis, die Stadt Ahrensburg und die Gemeinde Großhansdorf.

Fünf Brücken werden saniert und weitere U 1-Haltestellen auf Hamburger Gebiet.