Bargteheide . Bei der Großveranstaltung in Delingsdorf erinnert Erdbeerhofbesitzer Enno Glantz an seine in Bargteheide getötete Mitarbeiterin.

Blumen und Kerzen liegen am Sonntag vor der Tür des Hauses an der Alten Landstraße 47 in Bargteheide. Sie erinnern an das schreckliche Verbrechen, das der 35 Jahre alte Sven. S. am Freitag in einer Wohnung dieses Mehrfamilienhauses verübt hat. Mit drei Schüssen tötete der Bodybuilder seine Freundin Svea T. (28), wählte den Notruf 112 und gestand die Tat. Die Polizei nahm den Mann nach einer anschließenden spektakulären Flucht auf einem Campingplatz fest. Er soll noch am Sonntag dem Haftrichter zugeführt werden. Nicht nur in Bargteheide hat der tragische Tod der lebensfrohen Frau Betroffenheit ausgelöst. Die Bluttat hat auch das Sommerfest des Erdbeerhofes Glantz am Wochenende im wenige Kilometer entfernten Delingsdorf überschattet.

In Delingsdorf war die 28 Jahre alte Frau seit mehr als vier Jahren im Restaurant „Glantz & Gloria“ beschäftigt. „Sie war unser Sonnenschein“, sagt Lisa Glantz, Ehefrau von Inhaber Enno Glantz. Während sie mit dem Abendblatt spricht, fällt es ihr sichtlich schwer, über das zu sprechen, was in ihr vorgeht. Noch während der Großeinsatz der Polizei in Bargteheide am Freitag in vollem Gange war, rasten Polizeibeamte zum Hof nach Delingsdorf. Angeblich hatte der zu diesem Zeitpunkt noch flüchtige Täter Morddrohungen gegen eine Freundin des Opfers ausgesprochen. Diese Frau arbeitet ebenfalls auf dem Hof. Sie wurde von den Beamten vorsorglich geschützt. Das Restaurant wurde am Freitagabend geschlossen. Die Vorbereitungen für das Hoffest jedoch, das Jahr für Jahr gut 20.000 Besucher in das beschauliche Delingsdorf lockt, wurden fortgesetzt.

Viele sind von Glantz' Worten betroffen

Nur wenige der Besucher wissen oder ahnen, dass eine Tragödie in der benachbarten Stadt Bargteheide dieses Fest überschattet. Ganz anders die 45 Kollegen und Mitarbeiter von Hofherr Enno Glantz. Für ihn ist es der schwerste Gang an diesem Wochenende, als er mit gesenktem Blick den großen Turnierplatz betritt. Auf den riesigen Rasenflächen rund um den Spring-Parcours haben es sich zahlreiche Menschen gemütlich gemacht.

Die Ränge der kleinen Tribüne sind voll besetzt. Familien mit kleinen Kindern machen Picknick, lachen, genießen die Sonnenstrahlen und freuen sich auf ein buntes Programm. Dann ergreift ein sichtlich bewegter Enno Glantz das Wort, begrüßt seine Gäste. Versucht Worte zu finden für eine brutale Tat, für die es kaum Worte gibt. Mit zitternder Stimme berichtet er von dem Mord an Svea T.. Einer tollen Mitarbeiterin, so Glantz. „Sie war ein großartiger Mensch, integriert in das Team und immer bereit, sich zu engagieren. Und sie war eine Pferdenärrin“, sagt Glantz, dem bei diesen Sätzen immer wieder die Stimme bricht. „Sie hat das Fest und den Pferdesport geliebt. Es wäre in ihrem Sinne, dass wir Programm so ablaufen lassen, wie wir es geplant haben.“

Dann bittet der 70-Jährige die Besucher, mit ihm, seiner Familie und den Mitarbeiterin des Hofes der Toten zu gedenken. Einige Menschen auf den Rängen erheben sich. Viele wirken stark betroffen von den einfühlsamen Worten, die Enno Glantz gefunden hat. Obwohl die meisten die Verstorbene nicht kannten, verstummt schlagartig das eben noch fröhliche Lachen vieler. Es ist still auf dem Turnierplatz – Schweigeminute für Svea.

Blumen und Kerzen vor dem Hauseingang

Auf einer großen Leinwand erscheint das strahlende Gesicht einer lebensfrohen, jungen Frau. Das Porträt zeigt Svea T.. Das Bild war erst vor wenigen Tagen bei der Arbeit auf dem Hof entstanden. Kollegen des Mordopfers umarmen einander. Versuchen, ihre Tränen zu unterdrücken. Es gelingt nicht allen. Im Foyer des Restaurants liegt ein Kondolenzbuch aus. Daneben steht eine brennende Kerze.

Den Mitarbeitern ist der Schock über das Geschehene und den Verlust der Kollegin anzusehen. Als sie am Freitag vom Sveas Tod erfuhren, hatte Enno Glantz es ihnen freigestellt, nach Hause zu gehen. „Mit dem Verlust eines lieben Menschen und der Trauer geht schließlich jeder anders um“, sagt Enno Glantz. Auch er sei erschüttert, die Tat unfassbar für ihn. Doch als Veranstalter eines solch großen Festes müsse er trotz allem weitermachen. Versuchen, seine Trauer später zu verarbeiten.

Das Leben geht auch in Bargteheide weiter. Am Sonntag früh herrscht in der Bäckerei neben dem Tatort reger Betrieb. Doch der Mord ist das beherrschende Thema. Viele kannten Svea T., wenn auch nur vom Sehen. Mit den Brötchentüten in der Hand stehen die Menschen vor Hauseingang Nummer 47, betrachten die Blumen und Kerzen. Eine Kundin sagt: „Was für eine Tragödie – und das mitten unter uns.“