Glinde. Stormarns Museen Serie in der Abendblatt-Regionalausgabe. Heute: die Glinder Kupfermühle. Das Museum hat drei Ausstellungsräume.
Während Peter Ostrowsky im Lehmofen liegt, saugt Edmund Eck noch schnell den alten Friseurladen. Albert Stoller läuft mit Schubkarre und Rechen über das Gelände – eine Schweißperle auf der Nase, ein freundliches Lächeln im Gesicht. Jeden Mittwoch treffen sich die Männer vom Heimat- und Bürgerverein Glinde ab neun Uhr an der Kupfermühle und halten das Heimatmuseum in Schuss.
Ab dem ausgehenden 17. Jahrhundert wurde in der Mühle Kupfer mit einem Hammer bearbeitet, der durch Wasserkraft angetrieben wurde – daher der Name. „Die erste Kupferabdeckung vom Hamburger Michel soll hier hergestellt worden sein“, sagt Vereinsvorsitzender Wolf-Dieter Bode, „beweisen kann man das allerdings nicht.“
Museum hat drei Ausstellungsräume und einen Lehmofen
1229 wurde die Mühle das erste Mal urkundlich erwähnt. Seit dem späten 18. Jahrhundert wurde auch Korn gemahlen. Bis 1981 war das Gebäude in Privatbesitz, dann kaufte es die Stadt. 1985 wurde das Museum eingerichtet.
Der Verein kümmert sich um Erhalt und Ausbau. Zu dem Hauptgebäude der ehemaligen Kupfermühle kamen 1993, 2002 und 2012 drei neue Ausstellungsgebäude und ein Lehmofen hinzu. „Wir bachen auch Brot“, sagt Peter Ostrowsky, der langsam aus der dunklen Höhle hervorkriecht: „Ein paar Rillen ausbessern, dann kann es wieder losgehen.“
Im Zentrum der Ausstellung: die Mühle mit Mühlenrad
Zu sehen sind Ausstellungsstücke von historischem und regionalem Wert: Landwirtschaftsmaschinen, ein Zimmer im Stil der 1950er-Jahre, Dinge vom ehemaligen Gut Glinde, Haushaltsgegenstände, ein alter Friseursalon aus Neuschönningstedt, eine Schulbank, Taufkleider, Fotoapparate und eine Glocke.
„Bei einigen Exponaten haben wir leider wenig Hintergrundinformationen“, sagt Bode. Zur Eröffnung sei es erst mal darum gegangen, Exponate zu bekommen. „Die Geschichte war zweitrangig.“ Im Zentrum steht natürlich die Mühle mit ihrem Mühlrad, den vielen Zahnrädern aus Holz und Stahl und dem Mühlstein.
Verein sucht jüngere Mitglieder
Knapp 25 aktive und 180 passive Mitglieder hat der Verein. Einer der fleißigen Helfer ist Edmund Eck, der gerade im alten Friseurladen sauber macht. Neben Stuhl, Spiegel und Haartrockner aus den 40er-Jahren liegt der passende Lesestoff: Rechts vom Spiegel hängt eine Ausgabe des Hamburger Abendblattes vom 14. Oktober 1948. Acht Seiten ist sie stark – Titelgeschichte: „Frankreich ändert seine Deutschland-Politik“.
Edmund Eck ist gebürtiger Augsburger. Seit acht Jahren lebt er in Glinde, seit sieben Jahren ist er im Heimatverein. „Wir lassen ihn nicht mehr weg“, sagt Wolf-Dieter Bode. Mit seinen 69 Jahren ist Eck an diesem Tag der Jüngste im Bunde. Nachwuchs ist schwer zu finden. „Am besten im Alter zwischen 65 und 70“, sagt Bode. Seit 2006 ist der heute 75-Jährige Vorsitzender des Vereins, in den er 1989 eingetreten war. „Es wäre schön, wenn jüngere Mitglieder mit neuen Ideen kommen“, sagt er.
Kosten für das neue Mühlenrad: 30.000 Euro
Dank der unterschiedlichsten Berufe seiner Mitglieder kommt der Verein fast gänzlich ohne Hilfe von außen aus. Auch die Neubauten haben die Männer eigenständig errichtet. „Nur für die Elektrik und die Heizungsanlage holen wir uns professionelle Hilfe“, sagt Bode. Oder wie im vergangenen Winter, als mehrere Mühlenbauer das alte Wasserrad aus Holz mit einem Rad aus Stahl und Holz ersetzten. Die Kosten von 30.000 Euro teilten sich Stadt und Verein.
Das Wasserrad aus Stahl ist deutlich langlebiger. Auch der Denkmalschutz hat den Austausch abgesegnet. „Die Müller haben hier offenbar schon immer mit Holzrädern und Stahlrädern gearbeitet“, sagt Bode, „je nachdem, ob die Wasserräder zu Kriegs- oder zu Friedenszeiten installiert wurden.“
Mit dem neuen Wasserrad ist der Verein einem weiteren Ziel nähergerückt: Bald will er mit dem knapp 100 Jahre alten Mühlstein wieder Korn malen. Bis es so weit ist, sind allerdings noch einige Reparaturarbeiten am Getriebe der Mühle nötig.
Am 6. August feiert feirt der Verein Mühlenfest
Fokus der Ausstellung:die Mühle, Landwirtschaft und Haushaltsgegenstände
Eröffnung: 1985
Ältestes Exponat: Pfeilspitzen aus der Jungsteinzeit, gefunden in der Umgebung von Glinde
Besonderes Exponat: ein Herd für sechs Bügeleisen. „Damit konnte man wohl wie am Fließband bügeln“, so Wolf-Dieter Bode.
In Planung: Betrieb des alten Mühlsteins
Mühlenfest: Sonnabend, 6. August, 14 bis 22 Uhr, mit Kinderspielen, Brotbacken, Musik und Tanz
Öffnungszeiten: sonnabends und sonntags 14 bis 18 Uhr, November bis März bis 17 Uhr, in den Schulferien geschlossen, Gruppen auch nach Absprache unter Telefon 040/711 23 29
Eintritt: frei
Adresse: Kupfermühlenweg 7, www.kupfermühle-glinde.de