Glinde. Der Bürgerverein bringt historische die Wassermühle in Glinde auf Vordermann. Schon bald soll hier wieder gemahlen werden.
Es riecht modrig, die Klamotten fühlen sich klamm an. Spinnenweben bedecken die Wände des Kellers in der Glinder Kupfermühle. Hier stehen die hölzernen Zahnräder und Riemenscheiben seit einem Jahr still. Denn das hinter den Wänden liegende Wassermühlenrad ist außer Betrieb. Noch, denn seit vier Tagen wird ein neues Rad eingebaut.
Ursprünglich sollte es ein Rad nur aus Stahl sein
Der Vorsitzende des Heimat- und Bürgervereins, Wolf-Dieter Bode, wuselt mit einigen Vereinsmitgliedern in der Kupfermühle herum. Sie beobachten ganz genau, wie die beiden Mühlenbauer Andre Panicaneschi und Andres Schmiel das neue Wassermühlenrad einsetzen. Denn der Verein hegt und pflegt die Mühle und das dazugehörige Museum seit 33 Jahren. Bode sagt: „Das alte Mühlenrad war aus Holz, das neue ist eine Mischung aus Holz und Stahl.“
Ursprünglich sollte es ein Rad nur aus Stahl sein, denn das übe mehr Druck aus das Wasser auf und könne somit mehr Kraft freisetzen, sagt Bode. Doch dieser Plan ging aufgrund des Denkmalschutzes nicht auf.
Das Rad hat einen Durchmesser von drei Metern
Das neue Mühlenrad hat einen Durchmesser von drei Metern und ist 80 Zentimeter breit. Es ist aus Cortenstahl. Mühlenbauer Andreas Schmiel, 48, sagt: „Dieses Material rostet einmal, dann hat es für immer diese Rostoptik.“ Aus diesem Stahl sind auch die 32 Schaufeln gemacht, die gerade von den beiden Männern eingesetzt werden. Schmiel: „Mehr als 50 Teile haben wir nach Glinde transportiert und zu einem Rad zusammengesetzt.“
Sobald das Wasserrad laufe, werden mit Hilfe von Wasserkraft die im Keller liegenden Zahnräder und Riemenscheiben in Bewegung gesetzt. So auch das Zahnrad, das schließlich den Getreidemahlstein anschiebt. Der Vereinsvorsitzende sagt: „Unser Ziel ist es, dass wir im nächsten Jahr wieder Getreide mahlen können.“ Dafür müsse sich der Verein aber professionelle Hilfe holen. „Das Anfahren des Mahlsteines ist schwierig, dafür brauchen wir Fachkräfte“, sagt Bode.
Das neue Rad kostet rund 23.000 Euro
Wenn alles klappt, soll pro Jahr drei bis vier Mal Korn in der Mühle gemahlen werden. „Es können sich auch Schulklassen anmelden“, so Bode. Eine weitere Idee schwirre ebenfalls im Raum herum: Die Vereinsmitglieder wollen einen alten Dreschkasten reparieren. „Dann könne das Getreide auf dem eigenen Gelände gedroschen und danach gemahlen werden“, sagt der Glinder.
Das neue Rad kostet rund 23.000 Euro, mit Ein- und Ausbau müssen 30.000 Euro eingeplant werden. Zwei Drittel der Kosten übernimmt der Verein, ein Drittel die Stadt Glinde. Zusammengekommen ist das Geld durch Sponsoren, aber auch durch viel Eigenleistung der Vereinsmitglieder. So gab es im Sommer ein großes Mühlenfest mit selbst gebackenem Kuchen und selbst gemachter Buttermilch, Kaffee sowie einem Friseurladen inmitten einer 70er-Jahre-Ausstellung.
Am heutigen Donnerstag werden die letzten Teile des Mühlenrades montiert. Dann kommt die Stunde der Wahrheit: ein erster Testlauf, ob sich das Rad auch wirklich im Wasser dreht.
Wer Lust hat, sich das neue Wassermühlenrad anzuschauen, der kann am Wochenende, 28. und 29. November, zur Kupfermühle (Kupfermühlenweg 7) kommen. Von 11 bis 18 Uhr ist ein Weihnachtsbasar aufgebaut.