Ahrensburg. Auf dem ehemaligen VW-Gelände an der Hamburger Straße wird mit Kraftstogg belastetes Grundwasser durch eine Filteranlage gespült.
Es ist ein sensibles Thema, die Verseuchung und Belastung von Böden und Wasser mit Giften und Schadstoffen. Anlieger sind um ihre Gesundheit besorgt, wenn solche Fälle in ihrer Umgebung bekannt werden. Dies und ein gestiegenes Umweltbewusstsein haben dafür gesorgt, dass auf die Sanierung von Altlasten in Grund und Boden mehr Wert gelegt wird als früher. So wie derzeit an der Hamburger Straße 40 in Ahrensburg auf dem ehemaligen VW-Gelände.
Dort stehen derzeit zwei grüne Container am Bürgersteig zur Straße hin. Und zwischen ihnen ein schwarzer Kasten, aus dem Leitungen und Rohre verlaufen. Container und Kasten sind Teile einer Sanierungsanlage zur Reinigung von Grundwasser. Diese arbeitet als eine Art stählerne Niere seit einiger Zeit auf dem Areal in Citynähe. Bis Ende 2017 soll sie noch das Grundwasser reinigen. Der Anlass: Das Wasser auf und an dem Gelände ist mit Rückständen von Kraftstoff belastet.
Kraftstoff-Rückstände stammen von einer Tankstelle
Diese Rückstände stammen aus drei unterirdischen Tanks, die sich früher auf dem Gelände befunden haben und zu einer Tankstelle gehörten. Nachdem diese ihren Betrieb einstellte, war die Tankanlage 1996 mit Sand verfüllt und stillgelegt worden. Später hatte die Volkswagen Automobile Hamburg GmbH das Gelände erworben und dort bis Mitte 2014 ein Autohaus mit Werkstatt betrieben. Ende vergangenen Jahres verkaufte VW das Grundstück an eine Projektgesellschaft von Engel & Völkers Capital. Im Zuge des Verkaufs ließ VW das Grundwasser untersuchen und stellte die Kraftstoffbelastung fest.
Doch wie schädlich ist der Kraftstoff als Gift im Grundwasser? „Von den ermittelten Schadstoffen geht keine Gefährdung der Umwelt aus“, sagt Uwe Schinzel, Geologe der Firma GeoConsult aus Hamburg. Sie überwacht die Sanierungsarbeiten und hat auch den Boden und das Wasser auf dem früheren VW-Gelände untersucht. Die Reinigungsanlage vor Ort wird vom Unternehmen Züblin Umwelttechnik betrieben. „Durch die hydraulische Anlage wurde die Schadstoffkonzentration bereits um rund 50 Prozent reduziert“, sagt Schinzel über den Stand des technischen Verfahrens.
Bodenschutzbehörde beteiligt sich an Reinigungsarbeiten
Doch warum wird das Wasser überhaupt gereinigt? „VW ist nicht der Verursacher des Schadens“, sagt Henriette Borrmann, die zuständige Projektleiterin der Volkswagen Immobilien GmbH, „aber wir wollen das Grundstück ordentlich herrichten und sauber an den Käufer übergeben.“ Daher habe VW in Abstimmung mit Engels & Völkers Capital die Sanierungsarbeiten in Auftrag gegeben, auch wenn Volkswagen gesetzlich gar nicht dazu verpflichtet sei.
Beteiligt ist auch die Bodenschutzbehörde des Kreises Stormarn. Die Behörde und VW haben einen Vertrag abgeschlossen, in dem Art und Umfang der Grundwasserreinigung festgelegt ist. „Es gibt keine Gefahr für Mensch und Umwelt, weil von den Schadstoffen keine Brunnenanlagen für Trinkwasser betroffen sind“, sagt Sven-Olaf Ipsen, der zuständige Sachbearbeiter beim Kreis. „Das Grundwasser wird dennoch gereinigt, weil es ein Gemeingut ist und um künftig Probleme zu verhindern.“
Der Vergaserkraftstoff ist aus den Tanks entwichen
Die Sanierungsarbeiten betreffen nach Angaben von VW und GeoConsult ein belastetes Gebiet von 20 Metern Breite und 30 Metern Länge in rund vier Metern Tiefe, in dem sich der Kraftstoff von den unterirdischen Tanks her ausgebreitet hat. Die Fachleute sprechen von einer Schadstoff-Fahne. Sie liegt größtenteils unter der Hamburger Straße und erstreckt sich bis zum ehemaligen Gelände von Opel Dello gegenüber vom früheren VW-Areal. „Warum der Vergaserkraftstoff aus den Tanks entwichen ist, lässt sich nicht mehr aufklären“, sagt Geologe Uwe Schinzel. Die Tanks hat VW im vergangenen Jahr aus dem Boden entfernen lassen.
An deren ehemaligem Standort steht nun oberirdisch die Sanierungsanlage. Sie fördert das belastete Grundwasser aus der Schadstoff-Fahne mit einem Brunnen aus dem Boden. Es durchläuft zunächst einen Kies- und dann zwei Aktivkohlefilter. „Dort werden die Schadstoffe aus dem Wasser entfernt, das gereinigte Wasser wird in das Regenwassersiel eingeleitet“, erklärt Schinzel. Die Filter, die wie eine Art Niere wirken, sind von Behältern aus Stahl umgeben und befinden sich in den Containern an der Straße.
Auf dem ehemaligen VW-Areal sollen Wohnungen entstehen
Nach Angaben von VW wird die Sanierung des Grundwassers noch bis Ende 2017 andauern. Auf dem rund 6000 Quadratmeter großen ehemaligen VW-Areal plant der neue Eigentümer Engels & Völkers Capital unterdessen den Bau von Wohnungen. Für eine Stellungnahme, ob die Sanierungsarbeiten Auswirkungen auf die Baupläne haben, war die Firma am Mittwoch nicht erreichbar. Laut der Ahrensburger Bauverwaltung wird es aber ohnehin noch bis weit ins Jahr 2017 hinein dauern, bis das nötige Baurecht geschaffen ist.