Kiel/Ahrensburg . Bei der Aufklärung von Straftaten bildet Stormarn bundesweit das Schlusslicht. Die FDP fordert mehr Polizeipräsenz in der Fläche.
Bei der Aufklärung von Straftaten ist Stormarn bundesweit von 402 Kreisen und kreisfreien Städten das Schlusslicht. Die Aufklärungsquote betrug hier im vergangenen Jahr 41,0 Prozent, während es in Passau als bundesweiter Spitzenreiter 96,2 Prozent waren. Das geht aus der Antwort der schleswig-holsteinischen Landesregierung auf eine Kleine Anfrage des FDP-Abgeordneten Ekkehard Klug hervor. Er verwies darauf, dass sich die Aufklärungsquoten von zwölf Kreisen und kreisfreien Städten aus Schleswig-Holstein im Bereich „Straftaten insgesamt“ im letzten Fünftel in ganz Deutschland bewegten. „Es besteht akuter Handlungsbedarf“, sagte Klug und plädierte für mehr Polizeipräsenz in der Fläche.
Aufklärungsquote vor allem bei Einbrüchen niedrig
„Vor allem im Bereich der Einbruchskriminalität steht Schleswig-Holstein bundesweit katastrophal schlecht dar“, kritisierte Klug. „In fast allen Kreisen ist die Aufklärungsquote dramatisch gesunken, was das Vertrauen der Menschen in den Rechtsstaat und dessen Handlungsfähigkeit weiter schwinden lassen könnte.“
Bei Wohnungseinbruchsdiebstählen sank die Aufklärungsquote 2015 im Vergleich zu 2014 in Flensburg von 34,9 auf 14,2 Prozent und im Kreis Nordfriesland von 18,9 auf 11,9 Prozent. Massiv zurück ging die Quote auch in Lübeck (von 18,5 auf 10,6 Prozent) und in den Kreisen Dithmarschen (von 17,5 auf 9,2 Prozent), Segeberg (von 12,5 auf 6,7 Prozent) und Ostholstein (von 18 auf 5,8 Prozent). In Stormarn betrug die Aufklärungsquote bei Wohnungseinbrüchen 6,2 Prozent.
In Stormarn sollen vier Polizeistationen geschlossen werden
Die für Stormarn zuständige Polizeidirektion Ratzeburg hatte zuletzt größere Umstrukturierungen angekündigt. Unter anderem sollen vier Polizeistationen geschlossen werden. Betroffen sind die Wachen in Ammersbek, Oststeinbek, Bargfeld-Stegen und Steinburg. Die „Zahl der Mitarbeiter auf der Straße“ solle aber gleichbleiben, sie würden auf andere Reviere verteilt.
CDU-Landtagsabgeordnete Tobias Koch hält Sicherheitslage für katastrophal
Der Ahrensburger CDU-Landtagsabgeordnete Tobias Koch kritisierte gegenüber dem Abendblatt angesichts der Zahlen: „An der katastrophalen Sicherheitslage im Kreis Stormarn wird das ganze Versagen der rot-grün-blauen Landesregierung bei der Inneren Sicherheit deutlich: Mit die meisten Wohnungseinbrüche im ganzen Bundesgebiet gepaart mit der niedrigsten Aufklärungsquote für Straftaten bundesweit lassen sich nicht durch die Lage am Hamburger Stadtrand oder die wohlhabende Bevölkerung erklären.“ Die gleichen Verhältnisse seien im Münchener Umland genau so gegeben, dennoch sei dort nur ein Bruchteil der Wohnungseinbrüche je Einwohner zu verzeichnen und die Aufklärungsquote liege signifikant höher. „Die prekäre Sicherheitslage im Kreis Stormarn ist deshalb eindeutig durch einen zu geringen Verfolgungsdruck auf Kriminelle in Schleswig-Holstein begründet“, so Koch.
Landesweit gab es in Schleswig-Holstein 2015 laut Kriminalstatistik einen Anstieg bei Wohnungseinbrüchen um 12,3 Prozent auf nahezu 8500 Fälle. Die Aufklärungsquote sank von 12,6 auf 8,9 Prozent.
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