Ahrensburg. Pläne von Grönwohlder Investoren geraten ins Stocken. Großhansdorf stimmt gegen Bau im Park Manhagen. Beimoor als Standort im Gespräch.
Laura Treskatis
Die Pläne zum Bau einer Brauerei mit Kühl- und Lagerräumen, einer Erlebnisgastronomie und einem Biergarten auf dem Gelände des ehemaligen Rohrbogenwerks in Ahrensburg drohen zu scheitern. Hintergrund sind nach Informationen der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn Differenzen zwischen den Betreibern der Grönwohlder Brauerei und dem Eigentümer des Grundstücks an der Bogenstraße/Ecke Brückenstraße. Die Suche nach einem Alternativ-Standort hat bereits begonnen, die Grönwohlder haben sich nun auch in Großhandorf umgesehen, das Gelände des ehemaligen Parkhotels am Park Manhagen in Betracht gezogen.
Ahrensburger Politik und Verwaltung befürworten Projekt
Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach versucht nun, das interessante Millionenprojekt für die Schlossstadt zu retten. Er sagt auf Anfrage: „Aus meiner Sicht wäre das Rohrbogenwerk-Gelände der ideale Standort. Sollte das aber nicht klappen, werden wir versuchen, ein anderes Grundstück zu finden.“ Begeistert hatte sich der Verwaltungschef schon Mitte Januar geäußert, als das Abendblatt erstmals über das rund Vier-Millionen-Euro-Vorhaben berichtete. Damals sagte er: „Mit einem ausgereiften Konzept wäre das ein Gewinn für die Stadt, eine tolle Sache.“ Auch die Mitglieder des Bauauschusses hatten den Plan zuvor durchgewinkt und die Bauvoranfrage positiv bewertet. Heute legt Michael Sarach nach, sagt: „Das ist wirklich ein besonderes Projekt, denn Vergleichbares gibt es in der Region nicht.“
Was bisher geschah: Wie berichtet, wollen der Biersommelier und Gründer der Grönwohlder Hausbrauerei, Torsten Schumacher, und Sascha Hauck – er betreibt an der Straße Ewige Weide das Bistro „Essbar“ und ist seit Oktober 2015 Geschäftsführer der Grönwohlder Vertriebs- und Event GmbH – in Ahrensburg auf einer Fläche von rund 2000 Quadratmetern eine sogenannte Genussbrauerei bauen und betreiben. Bier soll dort nicht nur hergestellt, sondern in einem Gastronomie-Bereich von Besuchern vor Ort auch verköstigt werden können. Auf zwei Bühnen im Innen- und Außenbereich sollen Musiker und andere Künstler für Unterhaltung sorgen. Auch ein Biergarten mit bis zu 180 Plätzen soll auf dem ehemaligen Industriegelände entstehen.
Erste Gespräche verliefen vielversprechend
Erste Gespräche mit dem Eigentümer des Grundstücks verliefen vielversprechend. Christopher Kroschke ist Geschäftsführer der Rohrbogen-Immobilien GmbH, ein Tochterunternehmen der Kroschke-Gruppe. Er bewertete die Pläne ebenfalls als „eine gute Sache für die Stadt“. Auch von der Ahrensburger Verwaltung gab es ungewöhnlich schnell grünes Licht für den Plan. Am 13. Januar erhielten die Grönwohlder Post aus dem Rathaus, einen positiven Bescheid zur Bauvoranfrage für das Rohrbogenwerk-Gelände.
Grundsätzlich halten Sascha Hauck und Torsten Schumacher an ihrem Plan fest. „Wir favorisieren nach wie vor das Gelände des ehemaligen Rohrbogenwerks“, sagt Hauck. Sowohl zu Fuß als auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln sei das zentrumsnahe und verkehrlich gut angebundene Areal in Bahnhofsnähe gut zu erreichen. Doch ein weiteres Gespräch mit Kroschke und Bürgermeister Sarach dieser Tage brachte nicht den gewünschten Erfolg. „Wir kommen an dieser Stelle nicht weiter“, sagt Biersommelier Schumacher nun trocken. „Ohne Grundstück können wir keine Gespräche mit Investoren führen. Und ohne Investoren können wir die Genussbrauerei nicht finanzieren.“
Suche nach alternativem Standort in vollem Gange
An Unternehmer Christopher Kroschke soll der kühne Plan nach eigenem Bekunden aber nicht scheitern. Er sagt: „Dass das Ganze nicht vorankommt, liegt nicht an uns. Es gibt unterschiedliche Vorstellungen in Bezug auf das Beteiligungsmodell.“ Er stehe dazu, Teile des 14.000 Quadratmeter großen Areals zur Verfügung stellen zu wollen. „Aber aus meiner Sicht steht das Gesamtkonzept einfach noch nicht.“ Vor allem in Bezug auf die Finanzierung liege der Ball jetzt bei Hauck und Schumacher. Die hoffen auf Unterstützung durch die Politik. „Wie soll ein kleiner Betrieb wie wir das auch allein wuppen“, sagt Torsten Schumacher, der auch weiterhin nach Investoren sucht, um das nötige Stammkapital in Höhe von 1,2 Millionen Euro zusammenzubekommen.
Aber auch die Suche nach einem alternativen Standort ist in vollem Gange. Sascha Hauck sagt: „Das Grundstück im Park Manhagen in Großhansdorf schien uns auch ideal zu sein. Ein Bier im Garten mit Blick auf den See genießen zu können, das wäre einfach unschlagbar gewesen.“ Doch in der Waldgemeinde kamen die Unternehmer mit derartigen Wünschen nicht weit. Aus Sorge vor einer Eventgastronomie, die Publikumsverkehr und viele Autos mit sich bringen könnte, schmetterten die Gemeindevertreter das Vorhaben in nichtöffentlicher Sitzung ab. Zu groß angelegt sei die Genussbrauerei für das rund 10.000 Quadratmeter große Gelände im Landschaftsschutzgebiet, in dem zudem strenge Gewässerschutz-Richtlinien gelten.
Gespräche über einen anderen Standort werden geführt
Ferner steht ein Teil des Geländes wegen der sogenannten Esskastanien-Allee, die hinter dem Eingangstor an der Hansdorfer Landstraße/Ecke Sieker Landstraße den Weg zum früheren Hotel säumte, unter Denkmalschutz. „Wenn überhaupt, befürworten wir dort ein kleines Restaurant mit Übernachtungsmöglichkeiten in einer Größenordnung wie beim Parkhotel“, sagt Grünen-Fraktionvorsitzender Stefan Kehl. Ein weiteres Problem seien die Eigentumsverhältnisse. Kehl: „Das gesamte Grundstück gehört zu etwa einem Sechstel Großhansdorf, ein weiteres Sechstel gehört Ahrensburg, der Rest gehört dem Kreis.“
Doch für Torsten Schumacher und Sascha Hauck sind Hopfen und Malz noch nicht verloren. Hauck sagt: „Wir wollen unbedingt nach Ahrensburg, weil die Lage ziemlich einzigartig ist und wir der Stadt mit der Genussbrauerei eine neue Attraktion bieten würden.“ Wenn nicht auf dem Rohrbogenwerk-Gelände, dann eben anderenorts – Gespräche mit der Stadt über einen Standort im Gewerbegebiet Beimoor werden bereits geführt.
Politiker loben Mut der Unternehmer
Kleinunternehmer benötigen unter bestimmten Umständen Starthilfen und Fördermittel – das ist die Bilanz, die der CDU-Bundestagsabgeordnete Norbert Brackmann und Tobias Koch, Vizevorsitzender der CDU-Landtagsfraktion, bei ihrem Besuch in der Grönwohlder Brauerei zogen. Im Gespräch mit Biersommelier Torsten Schumacher machten sich die Politiker ein Bild von den Schwierigkeiten, mit denen Kleinunternehmer häufig zu kämpfen haben.
Weitere Themen waren mögliche Hindernisse bei der Umsetzung des Bau- und Steuerrechts. Auch über das Pfandsystem und den Zoll sprachen die Politiker mit Schumacher. Dabei brachte der Biersommelier den hohen bürokratischen Aufwand für Haus- und Hobbybrauer zur Sprache: Selbst bei geringen Produktionsmengen müssen diese ihre Tätigkeit dem Hauptzollamt melden. „Dass ansonsten gleich die Gefahr besteht, Steuerhinterziehung zu begehen, ist unnötig“, sagt Torsten Schumacher. Der gelernte Zimmermann und Einzelhandelskaufmann begann vor 20 Jahren selbst als Hobby-Brauer, baute seinen Betrieb in Grönwohld auf.
Der Unternehmer führte die Politiker durch die Grönwohlder Brauerei. Vor Ort werden 22 verschiedene Malzsorten gebraut. Ein bis zwei Brauvorgänge nimmt Schumacher pro Woche vor, das ergibt bis zu 30.000 Liter Bier im Jahr. Neben der Anlage in Grönwohld lässt Schumacher auch Bier nach seinen Vorgaben in der Klosterbrauerei in Eschwege brauen. Zum Sortiment zählen Nischenprodukte wie glutenfreies Bier. Eine Geschäftsidee, die aufgeht. „Diese Brauerei ist ein Beleg dafür, wie man mit neuen Ideen etwas bewegen kann“, sagt Brackmann. Den Plan zum Bau einer Genussbrauerei unterstützt Brackmann, sagt: „Es ist erfrischend zu sehen, dass weitere Projekte in der Region geplant werden, dazu gehört Mut.“