Barnitz. Beim KunstHandFest herrscht eine ganz besondere Atmosphäre. Deswegen lockt es seit 13 Jahren erfolgreich Besucher von überall her an.

„Kikeriki“, kräht ein bunter Hahn von einem Misthaufen herunter. Eine getigerte Katze flitzt aus einer Scheune hervor und verschwindet schnell um die Straßenecke. Und ganz schön viele Menschen tummeln sich auf den Straßen des 900-Seelen-Dorfes Barnitz. Sie kommen aus Stormarn, Lübeck, Hamburg und sogar aus Frankreich, um sich das 13. KunstHandFest anzuschauen. Einmal im Jahr verwandelt sich Barnitz nämlich in ein Künstlerdorf.

Es riecht nach Rindenmulch. Künstlerin Ute Elisabeth Herwig hat ihr Grundstück besonders schön herausgeputzt. Kleine Wege hat sie mit Hölzern in den Garten gestreut. Ganz hinten auf dem Grundstück steht ein weißer Pavillon. Hier kann Kaffee und Kuchen unter einem Kirschbaum genossen werden. Ganz vorne am Hauseingang hat Künstler Roland Oppelt aus Brandenburg seinen Stand aufgebaut. Er verkauft geflochtene Körbe, Möbel und Freilandflechtereien. Seine Handarbeiten sind heute sehr gefragt. Während Oppelt konzentriert Weidenzweige zu einer Gartendekokugel flechtet, wird er mehrmals unterbrochen, weil Besucher etwas kaufen möchten. Oppelt sagt: „Die Leute hier sind super interessiert an meiner Arbeit und kaufen vieles ein.“ Bereits im vergangenen Jahr habe er in Barnitz ausgestellt.

Kinder bestaunen Skulpturen von Künstler Thomas Helbing

Ein paar Häuser weiter ist der Hof von Thomas Helbing. Auf einem Holzschild steht geschrieben: Bildhauerschule. Sehr viele Besucher laufen hier herum. Die meisten von ihnen sind in einer kleinen, abgedunkelten Scheune. Dort sind verschiedene Werke von Bildhauer Helbing ausgestellt. Vor der Scheune stehen ebenfalls verschiedene Skulpturen. Eine von ihnen nehmen der fünf Jahre alte Michel und sein zweijähriger Bruder Caspar gerade gemeinsam mit Mutter Belinda Sietz genauer unter die Lupe. Michel berührt die Nase der gräulichen Figur und sagt: „Das fühlt sich ganz schon hart an.“ Dann verrät Mutter Belinda Sietz, dass sie und ihr Mann bei dem Künstler zwei Bronze-Büsten von ihren Söhnen anfertigen lassen wollen. „Dafür sind wir extra aus Hamburg nach Barnitz gekommen“, sagt sie.

Es geht die Straße Lokfeld weiter, einen kleinen Hügel hinunter bis zur Trenthorster Straße. Vorbei an Rapsfeldern und grünen Wiesen, die für den heutigen Tag zu Parkplätzen umfunktioniert wurden. Die Fußwege sind voll von Spaziergängern. Radfahrer kreuzen die Straße. Einige tragen schon volle Einkaufstüten mit verschiedensten Kunstwerken mit sich herum. Manche Dorfbewohner haben vor ihren Häusern Sitzgelegenheiten aufgebaut.

Das Ehepaar Meziane interessiert sich für Antiquitäten

Der Barnitzer Uwe Kollschegg schwirrt zwar nicht auf den Straßen, dafür aber in seinem Antiquitäten-Geschäft herum. Er genießt diesen alljährlichen Trubel. Gemeinsam mit sechs weiteren Künstlern aus Barnitz hat er das Fest organisiert. Der Antiquitätenhändler sagt: „Ich freue mich jedes Jahr darauf, und dieses Mal haben wir besonders viel Glück mit dem Wetter."

Plötzlich kommt Praktikantin Sonja Westphal zu ihm. Die Ahrensburgerin sagt: „Es gibt Interessenten für unser schaukelndes Huhn. Wie teuer ist das?“ Kollscheggs Antwort: „Sagen wir 240 Euro.“ Mit der Antwort im Hinterkopf läuft Westphal zu den Kunden. Diese kommen aus Frankreich. Französin Annette Meziane sagt: „Wir haben ein Enkelkind und hatten überlegt, ihm das Schaukelhuhn mitzubringen.“ Allerdings ist dem Ehepaar das Huhn dann doch ein wenig zu teuer. Sie gehen wieder hinaus und schauen sich andere Kunstwerke an. Praktikantin Westphal sagt: „Es ist ein sehr seltenes und altes Stück, was wir in der Werkstatt aufbereitet haben.“

Auf dem Außengelände gibt es mindestens genauso viel zu entdecken wie zwischen all den Antiquitäten im Haus: selbst gemachten Schmuck, Teppiche, Porzellan, Werke aus Seide, Taschendesign, Keramikobjekte und Skulpturen aus Metall. Letztere schauen sich gerade neugierig Ursula Niechziol und Sabine Wiatr an. „Besonders gut gefällt mir diese Figur mit dem Sandstein“, sagt Ursula Niechziol und hebt sie vorsichtig hoch. Unter dem Stein wurden Rollen angebracht. Eine kleine Rasenschere dient als Kopf, Schnürsenkel stellen den Schwanz dar. Niechziol sagt: „Da war jemand sehr, sehr kreativ.“ Die eineinhalbstündige Anreise mit dem Rad aus Lübeck habe sich definitiv gelohnt.

Das Kunsthandfest Barnitz geht noch bis Sonntag. Ausstellungen jeweils von 11 bis 18 Uhr in den Straßen Lokfeld und Trenthorster Straße.