Ahrensburg. Antrag zu Parkplätzen bringt Ahrensburger Bauprojekt ins Stocken. Verwaltungschef ist empört über neuerliche Verzögerung.
Stammgäste des Ahrensburger Bau- und Planungsausschusses hätten gewarnt sein und die kleine Baustelle im Eingangsbereich des Peter-Rantzau-Hauses als schlechtes Omen nehmen können. Willkommen dort, wo der gerade Weg verbaut wird und die Ursache der Erschwernis nicht sofort erkennbar ist. Es war das passende Entree zu einer Sitzung, die ein Langzeitthema voranbringen sollte. Die zentralen beiden Tagesordnungspunkte betrafen das Lindenhof-Grundstück, über dessen Bebauung seit sechseinhalb Jahren diskutiert wird. Es ging um den vorhabenbezogenen Bebauungsplan Nr. 94, also die Billigung des vorliegenden Entwurfs, und den Durchführungsvertrag zum Vorhaben- und Erschließungsplan, der bei Zustimmung im Mai hätte öffentlich im Rathaus ausgelegt werden können.
Am Ende schien eine Frage im Raum zu stehen: Wieder alles auf Anfang?
Das Verfahren ist also eigentlich weit fortgeschritten, die Planung detailliert, und bis Donnerstag hatte auch alles in den Ausschüssen politische Mehrheiten gefunden. Doch ausgerechnet in der letzten von drei April-Ausschuss-Sitzungen (zuvor im Finanz- und im Umweltausschuss), die sich in Vorbereitung der Stadtverordnetenversammlung am kommenden Montag mit dem Lindenhof befassten, wurde es erneut so grundsätzlich, dass am Ende eine Frage im Raum zu stehen schien: wieder alles auf Anfang?
Entzündet hatte sich die Diskussion an einem anderen Ahrensburger Dauerthema, der Parkplatzfrage. Die Wählergemeinschaft WAB hatte zwei Anträge eingereicht, die beide noch einmal die Frage aufwarfen, ob der Investor am Lindenhof ausreichend Stellplätze plane. Im zweiten Antrag (Nummer 39) rechnete Peter Egan vor, dass sich beim geplanten Nutzungsmix von Einzelhandel, Büros und Wohnungen ein Bedarf von mindestens 153 und maximal 280 Stellplätzen ergeben könne. Aufgrund der bahnhofsnahen Lage geht der Antrag davon aus, dass die Untergrenze von 153 Plätzen angemessen sei. Vorgesehen seien in der Planung jedoch nur 60 Plätze in der Tiefgarage. Die WAB beantragte, die Verwaltung zu Nachverhandlungen mit dem Investor zu beauftragen: entweder solle dieser nachbessern, oder Ausgleichszahlungen leisten.
Unterschiedliche Berechnungen über Stellplatzbedarf
Entsprechend dem Siegerentwurf eines städtebaulichen Wettbewerbs, in dessen Jury alle Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung vertreten waren, ist am Lindenhof ein Gebäude geplant, das siebenstöckig ist, aber durch zwei Staffelgeschosse und einen Innenhof nicht als kompakter Block erscheint. Die Geschossfläche wurde auf maximal 10.100 Quadratmeter festgesetzt. Das Erdgeschoss ist für Einzelhandel vorgesehen, darunter ein City-Supermarkt. In der ersten Etage ist ein Mix von Büros und Wohnungen geplant. In den Etagen darüber soll es 61 Wohnungen geben, zwischen 40 und 110 Quadratmeter groß. Viele davon würden Ein- oder Zweizimmer-Apartments sein. Das Bauamt sicherte den B-Plan durch Fachgutachten zum Einzelhandel und zur Mobilität ab. Letzteres soll zu einem zukunftsweisenden Konzept führen, das Elektromobilität, Fahrradnutzung (190 Stellplätze) und Car-Sharing fördert – aber auch nur noch 60 Stellplätze für nötig hält.
Diese Vorstellung von Mobilität urbaner Städter provozierte heftigen Widerspruch. Es sei nicht realistisch anzunehmen, dass es viele Bewohner ohne eigenes Auto gebe. Danach wurden höchst unterschiedliche Berechnungen über den tatsächlichen Stellplatzbedarf – die Spanne reichte von 105 bis 378 – präsentiert, der direkt oder indirekt durch den Lindenhof entsteht. Einzige Gemeinsamkeit dieser Berechnungen war, dass sie alle sich auf den alten Stellplatzschlüssel nach der Landesbauordnung bezogen, der nach Auskunft aus dem Bauamt schon lange nicht mehr bindend sei.
Alle Details schienen ausreichend diskutiert zu sein
Irritierend an dieser Diskussion war vor allem, dass all das schon vorher bekannt war und ausreichend diskutiert schien. Andernfalls wäre die Planung nicht so weit gediehen. Entsprechend verärgert reagierte Bürgermeister Michael Sarach: „Es ist an Ihnen, dass Sie zu Ihren alten Mehrheiten stehen. Wenn Sie damit nicht mehr einverstanden sind, beschließen sie etwas anderes. Ich muss Ihnen aber sagen, dass die Verwaltung Besseres zu tun hat, als viel Arbeit in eine Planung zu stecken, die dann verworfen wird.“ Im übrigen, orakelte der Bürgermeister, könnten beim Scheitern des Projektes Schadenersatzforderungen für die umfangreiche Planungen der Investoren auf die Stadt zukommen.
Am Ende wurde der Antrag 39 der WAB einstimmig (bei vier Enthaltungen) angenommen. Der Investor soll in Verhandlungen mit der Verwaltung Vorschläge zur Nachbesserung machen. Am Abend hatten die Vertreter der Planer und Investoren als Gäste im Ausschuss noch etwas irritiert geguckt. Am nächsten Morgen waren sie wieder zuversichtlich. Norbert Schwencke vom Projektentwickler Baustudio: „Wir werden gemeinsam eine Lösung finden. Ich bin noch optimistisch, das war ja kein grundsätzliches Nein. Wir hoffen, dass wir in wenigen Wochen wieder im Ausschuss sind.“