Bargteheide. Jetzt ist es soweit: Der künftige Landrat Henning Görtz im Rathaus verabschiedet. Ein Rundgang mit dem Abendblatt durch seine Stadt.
Es wird ein Heimspiel. Denn der Ratssaal im Bargteheider Rathaus ist quasi sein zweites Zuhause. Und doch – oder gerade deswegen – heißt es heute Abend auch für einen routinierten Redner wie Henning Görtz: tief durchatmen. Um 18 Uhr wird er in seinem politischen Wohnzimmer in Bargteheide seinen Abschied geben.
Siebeneinhalb Jahre lang war der CDU-Mann Bürgermeister in der Stadt, in der er geboren und aufgewachsen ist, in der er bis heute mit seiner Familie lebt. Und an Letzterem, das betont der 49-Jährige ausdrücklich, soll sich auch mit seinem Wechsel auf seine neue Position als Landrat des Kreises Stormarn nichts ändern.
Seinem Abschied sieht Henning Görtz mit gemischten Gefühlen entgegen. „Es ist das klassische weinende und lachende Auge“, sagt der Politiker. Gerade der direkte Draht zu den Bürgern sei ihm stets wichtig gewesen. „Auf Terminen in Schulen und Vereinen gab es immer ein direktes und ehrliches Feedback.“ Diese Nähe werde sich vermutlich mit der Arbeit im Kreis verändern.
Görtz ist bei Kollegen, Politikern und Wählern beliebt
Umso mehr freut es den künftigen Landrat, dass sein erster Termin – zehn Stunden nach Amtsantritt – am Sonntag, 24. April, beim 40-jährigen Bestehen der Jugendfeuerwehr in Bünningstedt sein wird. Ehrenamt hat für Görtz einen hohen Stellenwert.
„Zuhören und kennenlernen“ hat sich der Bargteheider für seine neue Position als Landrat und Chef der Kreisverwaltung vorgenommen. Durch die vielen Jahre politischer Arbeit sei es für ihn heute leichter, sich einzufinden, als bei seinem Amtsantritt 2008. Damals, als neuer Bürgermeister, war die Aufregung sehr groß, erinnert sich Henning Görtz. Zusätzlich erleichtern jetzt bekannte Gesichter den Start.
Kontaktpflege ist ihm wichtig: innerhalb der Verwaltung, zu den Bürgermeistern der Städte und Gemeinden sowie zu den Abgeordneten der Parteien. „Ich werde mich mit dem Bereich vertraut machen, Außenstellen kennenlernen und sehen, wo es brennt.“
Die Offenheit von Görtz begeistert die Bevölkerung
Henning Görtz ist auch bei den Wählern beliebt und anerkannt. 80,7 Prozent aller abgegebenen Stimmen ermöglichten ihm zum 1. Dezember 2014 seine zweite Amtszeit als Bargteheider Bürgermeister. Es war sein 48. Geburtstag. Seine Offenheit ist es, die es der Bevölkerung leicht macht, sich mit ihren Sorgen und Anregungen an ihn zu wenden.
So wie Petra und Jens Griggel, die auf einem Spaziergang mit Hündin Pia auf den Bürgermeister treffen. Das Ehepaar beklagt: „Es ist schade, dass es in Bargteheide keinen Freilaufplatz für Hunde gibt.“ Görtz hat Verständnis für das Thema, erklärt aber, dass bezahlbare Flächen dafür nicht zur Verfügung stünden.
Stets offen, meist locker und ohne Krawatte zeigt sich der Bargteheider. „Hierarchien sind nicht das Entscheidende“, so Görtz. „Das Ergebnis ist immer das, was zählt.“ Mit dieser Selbstsicherheit übernimmt er auch das Amt des Landrats von Klaus Plöger, der 18 Jahre lang Chef der Kreisverwaltung war. Görtz: „Klaus Plöger hat hervorragende Arbeit geleistet. Aber ich habe nicht vor, seinen Stil zu kopieren.“ Zu einem späteren Zeitpunkt lasse sich Bilanz ziehen und seien Ergebnisse vergleichbar.
Erfolgreiches Projekt: Bargteheide ist seit 2007 schuldenfrei
Was sind die Projekte, auf die Henning Görtz besonders stolz ist? Bargteheide ist seit 2007 schuldenfrei. Diesen Zustand hat Görtz bereits von seinem Vorgänger Werner Mitsch übernommen. „Schuldenfreiheit ist nicht per se eine Auszeichnung. Wir haben es in all den Jahren geschafft, große, teure Projekte zu realisieren und trotzdem weiterhin schuldenfrei zu bleiben“, so Görtz. „Das macht mich stolz.“ Diese Leistung sei nur durch eine starke Gemeinschaft zu schaffen. Gemeint sind Projekte wie der Ausbau der Kinderbetreuung und aller weiterführenden Schulen im Ort, der Jugendsportplatz und die Sanierung des Freibades, die über vier Millionen Euro gekostet hat. Gerade für Familien wurde viel getan.
Aber nicht alles lief rund während der Amtszeit des Bürgermeisters. Das Thema Windpark spaltete die Bevölkerung. Persönlich involviert durch den Grundbesitz seines Bruders äußert sich Henning Görtz bis heute nicht zu der Thematik. Nur so viel: „Der Windpark war für die Bargteheider eine Nagelprobe, die sie ordentlich durchgerüttelt hat. Das übersteht nur eine starke Gemeinschaft.“ Der Bau der Westumgehung, die trotz der Verwirrungen um die „Bargteheider Buckel“ genannte Bodenwelle als Erfolgeschichte gilt, konnte sehr zum Leidwesen des Bürgermeisters in seiner Amtszeit nicht zu Ende gebracht werden. Wie berichtet, verhindern Fledermäuse vorerst die Fertigstellung des dritten Bauabschnittes in Bargteheide.
Von seinem Nachfolger wünscht sich Henning Görtz, er oder sie möge das behutsame Wachstum der Stadt im Blick behalten. In der Vergangenheit wuchs die Stadt durchschnittlich um 200 Bürger pro Jahr. Schlagartiges Wachstum zöge gleichförmige Familienkonstellationen mit sich und sei schwer zu verkraften. Projekte wie das Mehrgenerationen-Quartier am Bornberg oder der Neubau der Feuerwehr seien spannende Bauvorhaben, die es im Auge zu behalten gelte. Beim Bau der Feuerwehr lobte Görtz die enge Zusammenarbeit zwischen Verwaltung. Politik und Feuerwehr. Görtz: „Zielgerichtetes Arbeiten sollte stets im Vordergrund stehen.“ So hat er es in Bargteheide gehalten, so will er es auch als Landrat weiterführen.