Stormarn. In Stormarn kommt nur eine Messanlage am Donnerstag, 21. April, zum Einsatz. Mehr könne die Polizei im Kreis nicht leisten.

Es ist ein Tag, an dem Autofahrer penibel auf’s Tacho achten sollten. Bloß nicht zu schnell fahren, denn an jeder Ecke könnte die Polizei mit einem Tempo-Messgerät stehen. So denken viele, wenn wieder einmal vom Blitzmarathon die Rede ist. Doch in Stormarn wird sich der Aktionstag am Donnerstag, 21. April, nicht von jedem anderen Tag im Jahr unterscheiden. Der Grund: Laut Polizei wird bei dem europaweiten Blitzmarathon von 6 bis 22 Uhr im Kreisgebiet nur eine einzige Messanlage zum Einsatz kommen.

„Die Aktion findet im Rahmen der personellen Möglichkeiten statt“, sagt Kay-Uwe Güsmer, Verkehrsexperte bei der für Stormarn zuständigen Polizeidirektion in Ratzeburg. Nur eine Streifenwagenbesatzung des Polizeibezirksreviers Bad Oldesloe wird im Einsatz sein – so wie an anderen Tagen auch. Weitere Polizisten anderer Reviere werden beim Blitzmarathon nicht zum Einsatz kommen. Die Aktion binde zu viel Personal, obendrein seien viele Laserpistolen defekt. „Wenn wir mit diesen Geräten messen, brauchen wir auch eine Streifenwagenbesatzung, die den Verkehrssünder stoppt“, sagt ein Polizist. Effektiver sei eine stationäre Blitzanlage, die sich das Bezirksrevier und der Kreis teilen.

Der Blitzmarathon wird vorher angekündigt

Einen Unterschied zu jedem anderen Tag im Jahr gibt es dennoch: Beim Blitzmarathon kündigt die Polizei zuvor an, wo geblitzt wird. In Schleswig-Holstein wird an 75 Standorten gemessen, 192 Polizisten werden im Einsatz sein. Beispielsweise postiert sich die Polizei im Kreis Pinneberg an zwölf Straßen, in Rendsburg-Eckernförde an 13. In Stormarn wird morgens an der Hauptstraße in Tremsbüttel vor einer Schule geblitzt. Nachmittags wechselt die stationäre Anlage nach Hammoor an die Landesstraße 89.

„Das ist ein Unfallschwerpunkt“, sagt Güsmer. Schließlich sei Ziel dieser Aktion, Autofahrer dafür zu sensibilisieren, dass es gerade vor Schulen extrem gefährlich werden kann, wenn zu schnell gefahren wird. „Unsere Hoffnung ist, dass Autofahrern das bewusst wird“, sagt Güsmer. Innenminister Stefan Studt (SPD) sagt: „Der Blitzmarathon ist nicht zuletzt wegen seines großen öffentlichen Aufmerksamkeits­werts geeignet, das Bewusstsein der Autofahrer für die jeweils richtige Geschwindigkeit zu schärfen.“

Innenminister will die Verkehrsüberwachung weiter stärken

Kritisch bewertet indes die Gewerkschaft der Polizei (GdP) die Aktion, spricht von einer „Show-Veranstaltung“, die viele Kräfte binde, die an anderer Stelle gebraucht würden. „Grundsätzlich ist Verkehrsüberwachung wichtig und gut“, sagt Marco Hecht-Hinz, Vorsitzender der GdP-Regionalgruppe Lauenburg-Stormarn. „Doch über den Nutzen eines Blitzmarathons lässt sich streiten“, sagt der Gewerkschafter. Im vergangenen Jahr hatte Schleswig-Holstein als einziges Bundesland die Teilnahme beim Blitzmarathon abgesagt. Grund war das Treffen der G-7-Außenminister in Lübeck. Eine weitere Aktion im Herbst 2015 wurde wegen der Flüchtlingskrise abgesagt. Dieses Jahr kündigte Innenminister Studt an, die Verkehrsüberwachung im Land strukturell weiter stärken zu wollen, Teil dessen sei der Blitzmarathon. Die dünne Personaldecke und die besonderen Einsatzlagen jedoch führten dazu, dass im vergangenen Jahr deutlich weniger Verkehrssünder erwischt wurden. Während 2014 landesweit 641.186 Autofahrer zu schnell unterwegs waren und dabei von der Polizei gemessen wurden, waren es im vergangenen Jahr 113.120 Temposünder weniger. In Stormarn sah es anders aus. Dort wurden 28.280 Autofahrer beim Überschreiten der zulässigen Geschwindigkeit erwischt, 2711 mehr als im Vorjahr 2014. Drei Mitarbeiter des Kreises, die im Polizeirevier sitzen, sind ausschließlich damit beschäftigt, das Blitzgerät aufzustellen. Bei allen anderen Kontrollen, die nur die Polizei macht, ist auch in Stormarn anhand der Zahlen eine geringere Verkehrsüberwachungen in 2015 abzulesen.

Statistik der Polizei: Nicht immer verlässliche Rückschlüsse

So hat sich laut Statistik etwa die Zahl der Verkehrssünder, die trotz Verbots andere Fahrzeuge überholten, halbiert. 2014 überführte die Polizei 510 Autofahrer, 2015 waren es 253. Auch Autofahrer, die am Steuer mit einem Handy oder Smartphone in der Hand erwischt wurden, ist deutlich gesunken (2014: 693, 2015: 436).

Agieren die Autofahrer in Stormarn also verantwortungsbewusster als zuvor? Die Statistik widerlegt diese These. So schnappte die Polizei im Jahr 2014 beispielsweise landesweit 5322 Gurtmuffel. Ein Jahr später waren es zwar nur 3639 Autofahrer, die nicht angeschnallt waren. Auf den ersten Blick also ein deutlicher Rückgang. Doch diese Betrachtung hat wenig Aussagekraft. Kontrollierte die Polizei im Jahr 2014 landesweit 36.486 Autofahrer, um zu überprüfen, ob sie angeschnallt sind, wurden im Jahr 2015 nur noch 27.153 Fahrer kontrolliert – 9333 weniger.