Oststeinbek. In der Gemeinde fehlt es an altersgerechtem Wohnraum. Beirat wirft Politikern fehlende Entschlossenheit vor.
Der Frust beim Oststeinbeker Seniorenbeirat ist groß. Seit mehr als sechs Jahren setzt er sich intensiv für den Bau von altersgerechten Wohnungen in der Gemeinde ein. Der erste Stein wurde aber immer noch nicht gesetzt. „Man könnte den Eindruck bekommen, dass die Politiker nichts vom demografischen Wandel gehört haben“, klagte der Vorsitzende Dieter Schlenz auf einer Informationsveranstaltung des Beirates im Bürgersaal. Rund 40 Interessierte waren gekommen. Auch von ihnen sparten einige nicht mit Kritik an den Entscheidungsträgern. Sie warfen den Parteien fehlende Entschlossenheit bei dem Thema vor.
Demnächst könnte jedoch tatsächlich ein Anfang gemacht werden. Derzeit erarbeitet das Wohnungsunternehmen Semmelhaack ein Konzept für den Bau von Seniorenwohnungen auf dem Rathausparkplatz. In zwei Wochen soll es der Verwaltung vorliegen. Dass die naheliegende und ortsprägende Scheune abgerissen und auch ein großer Teil der Grünfläche hinter dem Gasthaus Pampilo einbezogen wird, davon ist momentan keine Rede mehr. „Bei der Wiese ist ein großer Widerstand bei den Bürgern zu spüren“, sagt Bürgermeister Jürgen Hettwer, der von der Politik beauftragt wurde, mit Investoren in Kontakt zu treten. Zwei weitere werden der Gemeinde demnächst mitteilen, was sie sich auf dem Rathausparkplatz vorstellen könnten.
In der Ortsmitte sind bis zu 40 Wohnungen möglich
Eines ist jedoch klar: Der Platz in der Ortsmitte ist begrenzt. Laut Hettwer sind dort bis zu 40 Wohnungen möglich. Dazu liebäugeln Politiker damit, zu einem späteren Zeitpunkt den Bauhof aus der Mitte des Ortsteils Havighorst in den Außenbereich zu verlegen und dort dann Wohnungsbau zu ermöglichen. 26 Einheiten sind nach Angaben der Verwaltung an diesem Standort möglich.
Für Christian Jessen, den stellvertretenden Vorsitzenden des Seniorenbeirates, ist die Anzahl der Wohnungen entscheidend. Er sagt: „Die können auch an mehreren Standorten entstehen, aber 66 altersgerechte Einheiten reichen nicht aus. Wichtig ist erst einmal, dass es los geht.“ Der Beirat beziffert das Nachfragepotenzial auf 840 Personen. Ob jedoch alle Senioren bei einem entsprechendem Angebot zugreifen würden, ist fraglich.
CDU-Fraktionschef Hans-Joachim Vorbeck, der auch an der Veranstaltung teilnahm, brachte zudem das Gelände der Grundschule an der Gerberstraße ins Gespräch. Die Bildungseinrichtung soll auf einem benachbarten Areal neugebaut werden. „Nach Abriss der alten Schule sind dort auch Wohnungen möglich, aber konkret könnte es hier erst in drei Jahren werden“, sagt Vorbeck. Eine Zusammenarbeit mit Semmelhaack in der Ortsmitte – die Firma müsste der Gemeinde den Parkplatz abkaufen – sei für ihn gut vorstellbar.
Semmelhaack-Projekte scheiterten an Politik und Grundstücksbesitzern
Das Unternehmen mit Sitz in Elmshorn unternimmt in Oststeinbek schon den dritten Anlauf, um Wohnungen zu bauen. Anfang 2014 stellte es ein Generationenpark-Konzept mit 270 Einheiten für das Allianz-Gelände zwischen Sportzentrum, Gewerbegebiet und dem Breedenweg vor. CDU und die Oststeinbeker Wählergemeinschaft (OWG) lehnen diesen Standort im Gegensatz zur SPD aber ab. Dann scheiterte Semmelhaack mit dem Vorhaben, zwischen der Möllner Landstraße und dem Postweg aktiv zu werden. Man konnte sich mit den Grundstückseigentürmern nicht auf einen Kaufpreis einigen. „Da hätten wir mehr Druck machen müssen“, sagt Vorbeck.
Die Oststeinbeker SPD-Vorsitzende Irene Kastner kann den Frust der Senioren verstehen: „Die Politik hat sich beim Thema Seniorenwohnungen nicht mit Ruhm bekleckert.“ Verwaltungschef Hettwer sagte auf der Veranstaltung, er wolle nach den Sommerferien eine Beschlussvorlage liefern.