Ahrensburg. Immer wieder gibt es Ärger mit Anwohnern der Klaus-Groth-Straße und Mitarbeitern von Budni und des CCA. Eine Ursachenforschung.
Der Nachthimmel legt sich langsam über die Schlossstadt. Straßenlaternen leuchten der Reihe nach auf. Menschen eilen nach der Arbeit nach Hause. Die Stadt leert sich allmählich. Dann kommen sie heraus, zum Platz zwischen City Center Ahrensburg (CCA) und Penny-Markt an der Klaus-Groth-Straße. Und zum Durchgang neben dem Penny-Markt am Lehmannstieg. Sie, besser bekannt als die „Jugend von heute“.
In kleinen Gruppen versammeln sie sich, sitzen verteilt auf den vielen Bänken, rauchen und quatschen. Auch schon mal etwas lauter. Und sie hinterlassen hin und wieder Müll und Unrat, Flaschen, Scherben. Oft kaufen die Jugendlichen sich noch Bier, schnell mal bei Penny, manchmal auch Schnaps. Jüngere werden von den Älteren mit Alkohol und Zigaretten versorgt. Viele Ahrensburger stört dieses Verhalten. Vor allem Anwohner und ältere Bürger.
Einige rufen bei der Ahrensburger Polizeistation an. Sie bezeichnen die Jugendlichen als „kriminell, nutzlos für die Gesellschaft“. Andere Bewohner sind verunsichert und verängstigt, empfinden die Gruppen Jugendlicher als unangenehm. „Abends an einer Gruppe besoffener Jungs vorbei zu laufen, ist nie ein gutes Gefühl“, sagt eine Besucherin des Centers, die selbst noch Jugendliche ist. Sogar Gleichaltrige fühlen sich angesichts ihrer Altersgenossen manchmal unwohl.
Eine Tür an der Budni-Laderampe wurde kürzlich mit Farbe besprüht
Zu schaffen macht der inoffizielle Jugendtreff an CCA und Penny-Markt den Mitarbeitern des Budnikowsky-Marktes am Rathausplatz. Dessen Laderampe an der Rückseite des Gebäudes am Lehmannstieg ist ein beliebter Sitzplatz der Jugendlichen. „Die sitzen dort schon nachmittags nach der Schule und sonnabends auch den ganzen Tag“, sagt Katrin Gebhardt, stellvertretende Teamleiterin des Budni-Marktes. „Wir müssen regelmäßig leere Flaschen, Zigarettenkippen, Müll und Scherben einsammeln.“ Kürzlich erst sei eine der Türen an der Laderampe mit Farbe besprüht worden. „Ich traue mich nicht, abends allein an den Jugendlichen vorbeizugehen“, sagt eine andere Budni-Mitarbeiterin, die nicht namentlich genannt werden will. Sie gibt ein subjektives Gefühl wieder, dass durch tatsächliche Vorfälle nicht bestätigt wird. „Die Jugendlichen tun uns persönlich nichts, wir wurden nie angepöbelt oder bedroht“, sagt Teamleiterin Katrin Gebhardt.
Auch CCA-Manager Erich Lawrenz hat mit den Jugendlichen vor seinem Einkaufszentrum zu tun. „Ich muss einschreiten, wenn es bei deren Treffen zu laut wird und sie ihren Müll nicht entsorgen“, sagt er. „Ich gehe dann raus, spreche sie an, rede ihnen ins Gewissen.“ Und das oft sogar mit Erfolg. „Einige haben Verständnis und ändern ihr Verhalten.“ Generell sei die Situation besser als noch vor drei, vier Jahren. „Die Probleme mit Jugendlichen am CCA sind weniger geworden“, sagt Erich Lawrenz zum Abendblatt.
Die Polizei verzeichnet keine größeren Probleme mit Jugendlichen
Ist also wirklich alles so schlimm mit den jugendlichen Besuchern in Ahrensburgs Stadtzentrum? „Nein“, sagt Norbert Patzker, Leiter der Polizeizentralstation Ahrensburg. „Wir kommen häufig mit unsere Streife ins Zentrum. Die Jugendlichen sind dabei nicht das Problem. Sehr viel öfter dagegen haben wir im Parkhaus zu tun.“ Im engen und sperrigen CCA-Parkplatz komme es zu Unfällen, oft mit Fahrerflucht. Nicht selten seien auch Ladendiebstähle. Polizeihauptkommissar Patzker sagt: „Bei den Jugendlichen haben wir eine Standardprozedur: Platzverweis wegen Ruhestörung. Sie nehmen es hin. Und verschwinden schnell wieder.“ Schwerwiegende Vorfälle kämen unter und mit den Jugendlichen fast nie vor. „Das Ganze ist eher ein Sommerproblem. Dann kommen mehr Anrufe wegen Lärmbelästigung in die Zentrale“, sagt Norbert Patzker. Doch nicht nur Jugendliche nutzen den Platz vor dem CCA-Eingang und dem Penny-Markt als Treffpunkt. Auch Erwachsene sitzen dort hin und wieder, rauchen und trinken, machen unter Umständen Lärm und hinterlassen Dreck. Das bestätigt Polizist Norbert Patzker. Über schlechte Erfahrungen mit dieser Gruppe berichtet Erich Lawrenz: „Einige von den erwachsenen Trinkern missachten das Alkoholverbot im Center und pöbeln herum. Darunter sind leider auch Wiederholungstäter. Ihretwegen muss ich manchmal die Polizei rufen.“ Der CCA-Manager lobt die Zusammenarbeit mit den Ordnungshütern. „Das funktioniert wirklich sehr gut – wenn ich die Polizei rufe, ist sie sofort da.“
Die Situation und die Probleme am CCA sind auch der Ahrensburger Stadtverwaltung bekannt. Fabian Dorow, Fachbereichsleiter für Ordnungsangelegenheiten, stellt allerdings klar: „Auf öffentlichen Plätzen zu sitzen und Alkohol zu trinken, ist nicht verboten.“ Das Ordnungsamt sehe, dass Müll herumliegt und es zu Ruhestörungen kommt. In der Praxis sei es aber schwierig, die Verantwortlichen beweissicher festzustellen. Hinzu komme: „Das Ordnungsamt hat kein Personal für den Außendienst.“ Dorow gibt aber auch zu Bedenken: „Im Vergleich zu anderen Städten haben wir in Ahrensburg wunderbare Verhältnisse.“
Die zentrale Lage und der Penny-Markt machen den Platz vor dem CCA attraktiv
Bleibt also die Frage: Was macht den tristen Platz vor dem City Center mit viel Beton und wenig Grün als Treffpunkt so attraktiv? „Er liegt zentral, ist für jeden frei zugänglich und leicht erreichbar“, sagt Michelle-Marie Ebert. Die 16-Jährige hat sich früher oft am CCA mit anderen getroffen, nun steht sie dort mal wieder mit zwei Freunden. Einer von ihnen ist der 17 Jahre alte Marven Appelbohm. Er sagt: „Der Penny-Markt zieht die Leute an, der hat bis 22 Uhr geöffnet.“ Beide sind sich einig, dass die Probleme mit Jugendlichen am CCA früher schlimmer waren. „Früher haben sich hier mehr Leute getroffen“, sagt Marven.
Bernd Meyerink, Sozialpädagoge beim Jugendtreff Bruno-Bröker-Haus am Stormarnplatz, sagt: „Die Stadt hat sonst nichts für Jugendliche zu bieten.“ In Freizeitzentren sei der Alkoholkonsum strengstens untersagt, Kneipen seien zu teuer. „Viele Jugendliche haben Schwierigkeiten im Elternhaus und der Schule, da suchen sie Ablenkung.“ Jugendliche seien nun einmal lauter, so Meyerink. Zwischen ihnen und jenen, die sich über sie beschweren, müsse sich mehr Verständnis entwickeln.
Auch eine Stadtplanung zugunsten der Jugendlichen könnte die Probleme lösen helfen. Joyce Rittel vom Stadtjugendring sagt: „Der innerstädtische Ausbau von Freizeitangeboten muss vorangetrieben werden. Besonders ein Kino fehlt Heranwachsenden.“ Sobald diese ein erweitertes Angebot erhielten, wirke der Platz vor dem City Center nicht mehr so anziehend wie bisher.
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