Reinfeld. Fünf Mannschaften starten bei Ausdauer-Regatta auf dem Herrenteich. Gastgeber kommen zuerst ins Ziel.
An den Baumzweigen hängt noch Morgentau. Der Nebel um den Herrenteich in Reinfeld verzieht sich langsam. Vogelgeschwitscher ist zu hören. Das Thermometer am Boothaus der Reinfelder Rudergemeinschaft zeigt drei Grad Celsius an. Während die meisten Reinfelder um sieben Uhr morgens noch schlafen, sind knapp 40 Mitglieder des einzigen Rudervereins in Stormarn schon auf den Beinen. Für sie hat die 100-Kilometer-Regatta begonnen.
Auf einem etwa zehn Meter langen Holzsteg steht ganz vorn an der Spitze Klaus Dolling. Der 62-Jährige trägt einen Trainingsanzug der Rudergemeinschaft und sagt: „Super, wir haben alle Boote gut und schnell nacheinander ins Wasser bekommen.“ Nun sei er gespannt, wie der Wettkampftag verlaufe. Bis abends um 19 Uhr wird gerudert.
Dolling selbst ist diesmal nur Aushilfsruderer, falls einer seiner Kollegen keine Kraft mehr habe. „Ich werde versuchen, alle bei Laune zu halten“, sagt er. Und das ist auch notwendig, denn die Strecke hat es in sich: Der Rundkurs ist gut drei Kilometer lang und muss 33 Mal zurückgelegt werden.
Organisatoren notieren im Bootshaus alle Runden und Zeiten
Gestartet wird in zwei Klassen. In der sogenannten Elefanten-Klasse rudern drei Sportler die gesamte Strecke. Lediglich die Positionen im Boot dürfen während der Fahrt getauscht werden. Drei Mannschaften haben sich dafür entschieden.
Die Reinfelder treten bei der Staffelvariante an. Dolling erläutert: „Mehrere Ruderer aus einer Mannschaft wechseln sich kontinuierlich ab und legen immer mal wieder am Steg an.“ So könnten auch Anfänger und Jugendliche gut mitmachen.
Während die fünf Boote ihre ersten Runden auf dem Herrenteich drehen, sitzt Matthias Wulf im beheizten Bootshaus und schaut konzentriert abwechselnd aus dem Fenster auf das Wasser und auf seinen Laptop. Heute ist er Wettkampfrichter. „Jedesmal wenn eine Mannschaft zwischen Steg und Boje durchfährt, schaue ich auf meine Uhr und trage die Zeit in meine Tabelle ein“, sagt Wulf.
Die erste Spannung: der Wechsel des Reinfelder Teams am Steg
Gegen 8.15 Uhr wird es erstmals richtig spannend. Die dreiköpfige Mannschaft der Reinfelder Rudergemeinschaft wechselt die Besatzung. Dolling geht schnell vom Steg herunter und sagt: „Wir haben besprochen, dass das Team immer nach vier Runden ausgetauscht wird.“ Als Zweites sind Christian Bruß, Florian Bagdahn und Jens Greuling an der Reihe. Bruß ist entspannt, beißt noch einmal kräftig von seinem Salamibrötchen ab. Er lacht und sagt: „Wir drei machen zum ersten Mal mit. Ankommen ist alles.“ Dann wird es ernst, Paddelschläge sind zu hören, der Bug des sogenannten Gig-Doppelzweiers mit Steuermann namens „Stormarnia“ gleitet über das Wasser.
Vorsichtig nähert sich das Ruderboot dem Steg. Bruß, Bagdahn und Greuling halten es schließlich fest, sodass der Ausstieg der Kollegen reibungslos in weniger als drei Minuten klappt und sie Platz nehmen können. Hastig sagt Bruß: „Geschafft, los geht’s!“ Erschöpft und durchgeschwitzt laufen die ersten Reinfelder Ruderer des Tages in Richtung Bootshaus. Alle drei haben nur einen Gedanken: Wie schnell sind wir gefahren?
Als Erstes holt sich Volker Sellin diese Information. Noch ganz außer Atem steht er neben dem Schiedsrichter, der ihm verrät: „Die vorletzte Runde war eure schnellste.“ Im Schnitt brauchte das Trio für eine Runde 16 Minuten und 13 Sekunden. „Gar nicht so schlecht am frühen Morgen“, sagt Sellin, schnappt sich eine Banane und setzt sich erst einmal hin.
Drei Jugendliche aus der Nähe von Hannover haben Musik an Bord
Etwa fünf Stunden später ist das Thermometer auf 13 Grad geklettert. Die Sonne blitzt ab und zu durch die Wolken hervor auf den Herrenteich. Klaus Dolling steht wieder auf dem Steg. Da fährt eines der Elefantenboote an ihm vorbei. Darin sitzen drei Jugendliche, die sogar eine Musikbox mit an Bord genommen haben. Dolling sagt: „Na, könnt ihr noch?“ Die Ruderer im Boot 5, die aus Sehnde bei Hannover kommen, sind gut drauf. Sie lachen, winken und rufen: „O ja, wir können noch!“
Kurz darauf fährt das Reinfelder Boot mit der Nummer drei an Dolling vorbei. Das Team ist mittlerweile in der 20. Runde. Genauso auch die Mannschaft des Rudervereins Süderelbe, die allerdings in der Elefantenrunde antritt.
Es ist ein knappes Rennen. Noch liegt Süderelbe mit sechs Sekunden vor den Reinfeldern. „Jetzt ist Kampfgeist angesagt“, ruft Dolling quer über den See. Dann geht der Motivator zurück ins Bootshaus. Auch er muss sich stärken und isst ein Stück Kuchen.
Um kurz vor 17 Uhr hat die erste Mannschaft 100 Kilometer zurückgelegt. Es ist das Staffelboot aus Reinfeld, das nach neun Stunden und 56 Minuten anlegt. Die Ruderer des Vereins Süderelbe kommen völlig erschöpft neun Minuten später an den Steg herangefahren.