Trittau. Das Netzwerk setzte sich im Finale gegen vier weitere Projekte durch. Landtagspräsident Klaus Schlie hielt die Laudatio.
Landtagspräsident Klaus Schlie brachte es bei der Verleihung des Jugendprojektpreises 2016 auf den Punkt: „Eine Gemeinschaft ist nur stark, wenn sich jeder ein Stück verantwortlich für seine Mitmenschen fühlt.“ Als Schirmherr des 2009 von der Bürgerstiftung Region Ahrensburg und der Raiffeisenbank Südstormarn Mölln ins Leben gerufenen Preises ehrte er im Verwaltungssitz der Bank den diesjährigen Gewinner. Im Wettbewerb um das innovativste Kinder- und Jugendprojekt der Region setzten sich die „Bargteheider Stadtmusikanten“ gegen vier weitere Finalisten durch. Sie erhalten ein Preisgeld von 3000 Euro und methodische Unterstützung.
In ihrer Laudatio sagte Jurymitglied Dr. Carola Scheele: „Singen ist eine langsame Form der Sprache oder ein Lachen in Zeitlupe. Wenn Kinder die Liebe zur Musik kennengelernt haben, können sie damit nicht nur ihre Stimmungen regulieren, sondern es fördert auch ihr Sozialverhalten.“ Scheele beschrieb eine Begebenheit aus dem Gründungsjahr der Initiative zur musikalischen Früherziehung, die seit 2014 in Bargteheide besteht: „Ein drei Jahre alter Junge mit autistischen Zügen lief stumm beim Musikkursus mit, beobachtete und lauschte. Plötzlich sprach er. Sein erstes Wort war Musik.“ Das Angebot der Stadtmusikanten helfe dabei, Sprachbarrieren und traumatische Störungen zu überwinden. Es biete auch finanziell Benachteiligten, bildungsfernen Familien oder Flüchtlingskindern Zugang zur Musik.
Insgesamt fünf Projekte hatten es ins Finale geschafft
Für die fünfköpfige Jury hatten die Bargteheider Stadtmusikanten alle Kriterien eines Preisträgers erfüllt: Die Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen stärken, ihre Fähigkeiten fördern und ihre Integration in die Gesellschaft verbessern. 16 Bargteheider Einrichtungen haben sich im Netzwerk zusammengeschlossen, um gemeinsam das Musikangebot in Kitas und Grundschulen zu optimieren. „Wir veranstalten Mitmachkonzerte und bauen die Unterrichtsangebote an Grundschulen aus“, sagt Initiatorin Hella Lorberg. „Ein kurdischer Junge, dessen Eltern ihm das nicht finanzieren könnten, bekommt Gitarrenunterricht.“ Auch ein „Instrumentenkarussell“, bei dem Musiker Kita-Kindern ihre Instrumente vorführen, gehört dazu.
Die 78-Jährige, die sich lange Jahre für die Kirchen- und Kammermusik in Bargteheide engagierte, sieht in der Auszeichnung eine Bestätigung ihrer Idee. „Da wir von Spenden leben, ist der Preis wichtig für unsere Arbeit.“ Von dem Preisgeld wollen die Stadtmusikanten Kindern kostenlose Eintritte zu Konzerten ermöglichen und Unterrichtsstunden finanzieren. Für den Herbst plant sie zudem einen Chorworkshop für Kinder ab neun Jahren.
Weitere Projekte kamen aus Ahrensburg, Bargteheide und Lütjensee
„Wir stehen vor komplexen Herausforderungen direkt vor der eigenen Haustür“, sagte Schirmherr Klaus Schlie. „Wenn Lösungen im Kleinen entstehen können, stimmt das optimistisch.“ Für ihn seien alle nominierten Projekte Gewinner. „Kinder müssen ernst genommen werden. Ihre Erfahrungen bestimmen ihre Zukunft. Die Projekte helfen dabei, sie zu selbstbewussten Bürgern machen.“
Zu den Nominierten zählte das Projekt „Das stärkste Mädchen der Welt“ von MariAnn Raun aus Lütjensee, die mit einem Workshop für Mädchen zwischen elf und 18 Jahren deren Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen stärkt. Auch das Projekt der Ahrensburger Kita Gartenholz „Aktiv, bunt und gesund durchs Kitajahr“ schaffte es mit seinem Angebot zur Gesundheitsförderung bis ins Finale. Dort trafen sie auf zwei Schulprojekte: Die Schulimkerei der Ahrensburger Grundschule Am Schloss und die Schulübungsleiterausbildung des Bargteheider Gymnasiums Eckhorst, die es Oberstufenschülern ermöglicht, in der Schule und im Sportverein qualifizierte Sportaktionen anzubieten.
Die Schulband des Gymnasiums Trittau spielte am Abend der Preisverleihung
„Es war für die Jury nicht einfach“, sagte Michael Eckstein, Vorsitzender der Bürgerstiftung Region Ahrensburg. „Alle unterstützen und fördern Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg ins Leben.“ Es sei weiterhin wichtig, dafür Möglichkeiten zu schaffen und gute Ideen umzusetzen. Dabei wolle der Jugendprojektpreis helfen.
Die Preisverleihung wurde musikalisch von der Schulband des Gymnasiums Trittau, bestehend aus Schülern des siebten bis neunten Jahrgangs, begleitet. Mit aktueller Popmusik unterhielten sie die rund sechzig Gäste, darunter Trittaus Bürgermeister Oliver Mesch, Carola Behr, stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Ahrensburg und Anke Schlötel-Fuhlendorf, stellvertretende Bürgervorsteherin der Stadt Bargteheide.