Bad Oldesloe. Welche Veranstaltungen wünschen sich die Bürger in Bad Oldesloe? In zwei Workshops können die Oldesloer an Richtlinien mitarbeiten.
Der Kreisstadt Bad Oldesloe fehlt es nach Ansicht von Kulturmanagerin Inken Kautter an einer klaren kulturellen Ausrichtung. Neue Ideen für Veranstaltungen und nicht zuletzt das Programm im neuen Kultur- und Bildungszentrum (KuB) erhofft sich das Rathaus nun durch ein Beteiligungsverfahren zur Kulturentwicklung. Dabei sollen auch die Richtlinien zur Beantragung von städtischen Subventionen für Vereine und Kulturschaffende überarbeitet werden. In zwei Workshops sollen Bürger an einer Neuausrichtung mitarbeiten.
„Wir wollen in Erfahrung bringen, was sich die Menschen in unserer Stadt an Angeboten wünschen“, sagt Inken Kautter. Andere Städte hätten ein klares Profil. Ahrensburg spreche an Veranstaltungsorten wie dem Marstall oder jazz- und klassiklastigen Konzertreihen seit Jahren eine eher gehobene Klientel an. In Bargteheide dominiere die darstellende Kunst im Kleinen Theater.
Stadt will prüfen, ob Politiker weiter über Förderung entscheiden sollen
„Bei uns fehlt es bislang an einem klaren Schwerpunkt“, sagt Kautter. Dieser soll nun aus zwei Workshops hervorgehen, die für alle Bürger öffentlich sind. Im ersten Block diskutieren die Teilnehmer über die inhaltlichen Grundlagen der Kultur- und Veranstaltungsförderung, über neue Förderstrukturen und Fristen. Förderrichtlinien und -anträge sollen grundlegend überarbeitet werden.
Wer jetzt Geld aus dem Oldesloer Rathaus für eine kulturelle Veranstaltung oder eine Aktion will, muss sich durch einen relativ komplizierten Antrag arbeiten, sich anschließend dem Bildungs-, Sozial- und Kulturausschuss stellen. Auch könnte erörtert werden, ob ein politisches Gremium der richtige Ort für die Entscheidung über Kulturförderung ist.
Als Beispiel nennt Inken Kautter die Förderung der Konzerte in der Peter-Paul-Kirche. „Natürlich haben die ihre Daseinsberechtigung, aber sie verschlingen derzeit mit 10.000 Euro fast den halben Kulturetat der Stadt“, sagt die Kulturmanagerin. Ob diese Summe in einer vernünftigen Relation zur Nachfrage nach Kirchenmusikkonzerten unter den Oldesloern stehe, müsse diskutiert werden.
Doch ob die Politik dazu bereit sei, bezweifelt sie: „Mittel für Kirchenkonzerte zu kürzen ist nicht sehr populär.“ Kautter kann sich ein Kuratorium aus Kulturschaffenden vorstellen, das nach den festgelegten Richtlinien über die Vergabe des Geldes entscheidet – und ohne politischen Druck sowie unter Ausschluss der Öffentlichkeit über die Anträge beraten kann.
Ein weiteres Problem der aktuellen Antrags-Prozedur seien die langen Vorlaufzeiten. Wer einen Zuschuss von der Stadt für eine Veranstaltung will, muss teilweise fast ein Jahr vorher einen Antrag einreichen. Das mache die Förderung für viele Kulturschaffende uninteressant.
Auch beinhaltet die bisherige Richtlinie eine Klausel, die den Ausgleich von Werbekosten, etwa für Flyer oder Plakate, ausschließt. „Das gibt es in anderen Städten nicht“, sagt Kautter. Wer ehrenamtlich eine Veranstaltung organisieren wolle, müsse auch die Möglichkeit haben, dafür zu werben.
Der zweite Workshop beschäftigt sich mit der Kulturentwicklungsplanung. Herauskommen soll ein Impulspapier für die weitere Ausgestaltung der Kulturarbeit durch die Stadt Bad Oldesloe: Hier geht es um die kulturellen Inhalte.
Zur Diskussion steht, welche Strukturen geschaffen werden müssen, wo die städtische Kulturarbeit unterstützend tätig werden könnte, wo der kulturelle Schwerpunkt liegt und mit welcher Art von Veranstaltungen das Kultur- und Bildungszentrum vorzugsweise bespielt werden soll.
Eine Anmeldung zu den Terminen ist nicht erforderlich
Der Workshop „Kulturförderung/ Veranstaltungsförderung“ ist für Montag, 11. April, und Donnerstag, 28. April, angesetzt. Der Workshop „Kulturentwicklungsplanung“ folgt am Montag, 9. Mai, und Donnerstag, 26. Mai. Alle Termine beginnen um 19 Uhr im Stadthaus, Sitzungssaal 2.09. Eine Anmeldung ist nicht nötig.
In beiden Themenblöcken werden die einzelnen Themen jeweils in beiden Sitzungen diskutiert. Die Teilnehmer erhalten die Ergebnisse des ersten Treffens spätestens eine Woche vor der zweiten Sitzung per E-Mail oder auf dem Postweg. Abschließend werden die Ergebnisberichte beider Workshops als Sitzungsvorlage aufbereitet und den zuständigen politischen Ausschüssen zur Diskussion vorgelegt.
Kulturmanagerin Inken Kautter hofft auf eine rege Teilnahme. „Kultur lässt sich nicht von oben aufsetzen oder diktieren“, sagt sie, „sie funktioniert nur aus der Bevölkerung heraus.“
Kosten für Umbau stiegen von vier auf 14 Millionen Euro
Vor sieben Jahren wurde das Amtsgericht in Bad Oldesloe geschlossen. Ein Jahr darauf kaufte die Stadt das Gebäude.
Das Kultur- und Bildungszentrum wird von einem aufwendigen Beteiligungsverfahren begleitet. Hintergrund ist der Anspruch, sowohl die Bürger als auch Vereine und Verbände in die Gestaltung einzubeziehen. Auf rund 3000 Quadratmetern entsteht eine Vielfalt kultureller, erlebnisintensiver und pädagogischer Angebote – so die Idee.
Die Baukosten stiegen immer wieder und brachten dem Projekt den Namen „Travephilharmonie“ ein, der auf das Kostendesaster der Hamburger Elbphilharmonie anspielt. Ursprünglich sollte der Umbau rund vier Millionen Euro kosten, jetzt sind es etwa 14 Millionen Euro.