Bad Oldesloe. Experten entkräften Vorurteile bei Infoabend zum Thema Flüchtlinge. Die Kriminalität im Stadtgebiet ist rückläufig.

Auch weiterhin bewältigt die Verwaltung der Kreisstadt die Zuweisung von Flüchtlingen ohne große Probleme. Ungebrochen engagieren sich viele freiwillige Helfer bei der Integration der Neuankömmlinge. Und im Gegensatz zum subjektiven Empfindens vieler Bürger ist die Kriminalität im Stadtgebiet rückläufig.

Die Stadtverwaltung hatte mit rund 800 Besuchern gerechnet, als sie zu einem Informationsabend über die aktuelle Flüchtlingssituation einlud. Doch nur rund 120 Oldesloer kamen. Viele der extra aufgestellten Sitzreihen in der Stormarnhalle blieben leer.

Seit Jahresbeginn 100 Taten weniger in der Stadt als im Vergleichzeitraum 2015

Dominierendes Thema: Die Sicherheitslage. Hans-Jürgen Köhnke von der Kriminalinspektion Bad Oldesloe berief sich auf eine repräsentative Studie, nach der 95 Prozent der Befragten davon ausgehen, dass Ausländer häufiger kriminell in Erscheinung treten. „95 Prozent irren sich“, sagt der Kripomann. „Es gibt natürlich Kriminelle unter den Flüchtlingen, aber nicht mehr als in der übrigen Bevölkerung.“ Vielmehr sei die Kriminalitätsrate Anfang 2016 im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Im Vergleichszeitraum seien 100 Straftaten weniger angezeigt worden. Und in der Regel begingen Flüchtlinge eher geringfügige Delikte.

Zuletzt hatte das Thema nach einer versuchten Vergewaltigung in einem Parkhaus in Bad Oldesloe die Menschen aufgewühlt. Ein minderjähriger Flüchtling aus Eritrea war von Polizisten festgenommen worden, nachdem er versucht hatte, eine 18-Jährige zu vergewaltigen. „Dazu muss man jedoch auch wissen – ohne die Tat verharmlosen zu wollen – dass sich die beiden Personen kannten“, berichtete Hans-Jürgen Köhnke. Es habe sich nicht um einen Überfall gehandelt. Nicht nur in Anbetracht der unveränderten Sicherheitslage hält der Polizist die aus dem Publikum geäußerte Idee, Bürgerwehren zu gründen, für wenig förderlich. Sinnvoller sei es, in der Nachbarschaft auf einander zu achten.

Im Stadtgebiet leben 275 Asylsuchende, Stormarnweit sind es 2336 Flüchtlinge

Derzeit leben im Stadtgebiet rund 275 Asylsuchende, 170 davon haben in von der Verwaltung angemieteten Wohnungen und in der Gemeinschaftsunterkunft Wohnraum gefunden. Weitere Flüchtlinge konnten in Bad Oldesloe selbst einen Mietvertrag abschließen. Stormarnweit sind zurzeit 2336 Flüchtlinge untergebracht.

„Im Moment hat die Anzahl an Zuweisungen abgenommen“, sagt Bad Oldesloes Bürgermeister Tassilo von Bary. Aber es sei sehr ungewiss, wie sich die Situation entwickeln wird. „Die Menschen werden kommen – darauf müssen wir uns einstellen und damit vernünftig umgehen.“ In einer neuen Unterkunft am Sandkamp leben aktuell 40 Personen. Im ehemaligen Schwesternwohnheim werden ab Mai dieses Jahres 100 Menschen untergebracht.

Wer den Flüchtlingen bei der Integration helfen möchte, kann sich beim Ehrenamtskoordinator informieren. Klaus Wenderholm ist unter der Telefonnummer 04531/50 43 46 zu erreichen.