Grosshansdorf. Birgit Schwarz eröffnet am 1. März das neu gegründete Flüchtlingsamt in alter Reha-Klinik. Gemeinde hat genug Unterkünfte bis 2017.
Noch braucht es viel Fantasie, um sich in den Räumen der alten Reha-Klinik am Eilbergweg ein neues Amt in Großhansdorf vorzustellen. Die Räume tragen deutlich die Spuren einer vieljährigen Nutzung, es stapeln sich Umzugskartons, Möbel sind zwischengelagert, dazwischen laufen Handwerker umher. Schon bald werden Maler und Reinigungskräfte tätig werden müssen, denn schon am 1. März soll an diesem Ort das als Novum im Kreis Stormarn neu gegründete Flüchtlingsamt der Gemeinde starten.
Birgit Schwarz erfüllt das Anforderungspotenzial
Auch wenn das Ganze noch sehr nach Baustelle aussieht, die Strukturen sind längst so klar, dass am rechtzeitigen Gelingen kein Zweifel besteht. Für diesen klaren Kurs steht auch die Frau, die Bürgermeister Janhinnerk Voß aus den eigenen Reihen ausgewählt hat, um das neue Amt mit acht Mitarbeitern zu leiten. Birgit Schwarz arbeitet seit 18 Jahren in der Großhansdorfer Verwaltung, wo sie verantwortlich für die Kassenstelle war.
„Wir wollten eine hausinterne Lösung, weil es an dieser Stelle jemanden braucht, der die Menschen hier und die Netzwerke gut kennt“, sagt der Bürgermeister. „Birgit Schwarz erfüllt unser Anforderungsprofil idealtypisch. Sie lebt schon lange in Großhansdorf, ist als Zahlenmensch rational und geradlinig, aber das Thema ist für sie auch eine Herzensangelegenheit. Sie war selbst Patin einer armenischen Familie, hat sich bei der Freiwilligen Feuerwehr ehrenamtlich engagiert und war als Mitglied des Kriseninterventionsteams bei einem Einsatz im Libanon dabei.“
Siebenköpfiges Team wird Schwarz unterstützen
Birgit Schwarz hat sofort zugesagt, als sie vom Bürgermeister gefragt wurde, ob sie sich den neuen Job vorstellen könne und sich die Herausforderung zutraue. Sie erzählt, dass sie auch beruflich viel mit Flüchtlingen in Großhansdorf zu tun hatte, weil sie als Leiterin der Kasse für die Auszahlung der Leistungen zuständig war.
Künftig wird sie für ein Team verantwortlich sein, das sich aus zwei Sachbearbeiterinnen, zwei Sozialpädagogen, einem Architekten, einem Techniker und einem Hausmeister zusammensetzt. Die Hälfte der Mannschaft wurde durch Umbesetzungen innerhalb der Verwaltung gewonnen, vier Stellen wurden neu ausgeschrieben. Das Amt wird vor allem in den Bereichen Bau, Sozialhilfe und sozialpädagogische Betreuung aktiv werden. Außerdem ist die Vernetzung mit ehrenamtlichen Helfern wie dem örtlichen Flüchtlingskreis, erwünscht, damit alle Kräfte koordiniert werden. „Das Flüchtlingsamt ist der Not geschuldet, dass unsere Verwaltung durch die große Zahl der Flüchtlinge überfordert ist“, sagt Janhinnerk Voß.
Großhansdorf hat ausreichend Unterkünfte bis 2017
Die Entscheidung für die Reha-Klinik als zentrale Anlaufstelle für Flüchtlinge – etwa zehn Minuten zu Fuß vom U-Bahnhof Großhansdorf entfernt – wurde kurzfristig getroffen, nachdem sich die Anmietung von Räumen am Bahnhof Kiekut zerschlagen hatte. Die Eröffnung des neuen Amts fällt fast zusammen mit dem Einzug der ersten Flüchtlinge in die frühere Reha-Stätte. Die Gemeinde hat Teile des Gebäudes vom Eigentümer, der Rentenversicherung Nord, für drei Jahre mit Option auf weitere drei Jahre zur Unterbringung von zunächst 50, später weiteren 50 Flüchtlingen angemietet.
Zurzeit hat Großhansdorf 125 Menschen aufgenommen, die in Deutschland Asyl suchen. „Nach aktuellen Prognosen rechnen wir damit, dass in diesem Jahr die gleiche Anzahl zu uns kommen wird“, sagt Voß. Großhansdorf sei gut darauf vorbereitet. Neben der Reha-Stätte werden vermutlich im April an den vier Standorten Wöhrendamm, Waldreiterweg, Alte Landstraße und Radeland Container in Modulbauweise für jeweils 24 Menschen zur Verfügung stehen. In etwa 14 Tagen, so Voß, wenn der Kreis die Baugenehmigungen erteilt habe, werde die Aufstellung vorbereitet. Eine weitere Unterkunft ist für den Herbst geplant. Voß: „Nach meinen Schätzungen kommen wir mit all unseren Angeboten bis zum Frühjahr 2017 hin.“