Trittau. Trittauerin Saskia van der Heijden öffnete mit ihrem Mann in Indonesien einen Laden für ihre Schuhkollektion. Bilanz nach einem Jahr.

Es war das kostenlose Essen, das die gebürtige Trittauerin Saskia van der Heijden in das indonesische Konsulat in Hamburg verschlug. Während einer Feier lernte sie dort ihren jetzigen Mann Muhammad Ilham Nirwan kennen. Das Ehepaar lebt seit einem Jahr in Indonesien. Dort verkaufen die beiden ihre selbst designten Schuhe: im eigenen Laden und weltweit über den eigenen Onlineshop. Nach einem knappen Jahr in Indonesien zieht die werdende Mutter Bilanz: „Ich bereue es nicht, ausgewandert zu sein.“ Aber finanziell gesehen lebe sie momentan am Limit.

Ihr Ehemann bekam keine Anstellung wegen mangelnden Deutsches

Ende 2007 nahm eine Freundin aus Hamburg die gebürtige Trittauerin, die für das Studium in Hamburg lebte, mit in das indonesische Konsulat. Van der Heijden sagt: „Dort wurde das Ende des Ramadans gefeiert.“ An diesem Abend habe sie auch ihren Mann Muhammad getroffen, der zu diesem Zeitpunkt noch seinen Master in Digitale Medien in Bremen machte. Zuvor hatte er in Indonesien Produktdesign studiert. „Als mein Mann 2011 mit dem Studium fertig war, zog er zu mir nach Hamburg und entwickelte die Idee mit den Schuhen“, sagt die 33-Jährige und lächelt in die Webcam. Der Indonesier wollte gerne als Designer arbeiten, bekam aber keine Festanstellung. „Weil er nicht fließend Deutsch sprach“, sagt van der Heijden.

Das entmutigte den heute 40-Jährigen nicht. Da er Schuhe liebt, entschloss er sich, eine eigene Schuhkollektion zu entwerfen. „Erste Prototypen stellte er bei uns in der Wohnung mit der eigenen Nähmaschine her“, sagt sie und streichelt über ihren Babybauch. Flipflop-Sandalen habe ihr Mann anfangs als Sohlen genommen. Nach einigen Wochen wurden dann die ersten fertigen Schuhe als Auftrag an einen früheren Kommilitonen, der wieder in Indonesien war, weitergegeben. In Indonesien seien die Produktionskosten geringer als in Deutschland, und Muhammad habe dort bessere Kontakte. Im Jahr 2012 wurde die erste Produktion der eigenen Schuhmarke Marapulai Clothing online verkauft.

Was zeichnet das kleine Familienunternehmen aus? „Wir stellen handgemachte Lederschuhe in lässigem Stil designt her“, sagt van der Heijden. Es seien limitierte Sneakers mit einer besonderen „Indonesien-Landkarte“ als Sohlenmotiv. Nachdem die ersten Schuhe in Indonesien hergestellt worden waren, versuchte das Ehepaar in Hamburg Fuß zu fassen – ohne Erfolg. Schließlich entschied sich das Ehepaar, ganz nach Indonesien zu ziehen und dort einen Schuhladen aufzumachen. „Die Eltern von Muhammad hatten eine leer stehende Ladenzeile“, sagt van der Heijden.

Und so kam es, dass die beiden 2013 ihre gemeinsame Wohnung in Hamburg kündigten und vorerst zu Saskias Eltern zogen. „So konnten wir Kosten sparen“, sagt sie. Für ihren Mann ging es dann im Juni 2014 in sein Heimatland in die Stadt Tangerang zurück. Dort bereitete er alles vor: baute den kleinen Laden und die Werkstatt ein wenig um, knüpfte weitere Kontakte zu Geschäftsleuten, suchte Mitarbeiter und produzierte fleißig Lederschuhe. „Ich bin dann im März 2015 umgezogen“, sagt die studierte Kul­turwis- senschaftlerin. Heute hat das Ehepaar drei Festangestellte, die in der Werkstatt arbeiten, zwei Aushilfen und eine feste Verkäuferin im Schuhladen.

Das Ehepaar braucht Geld für bessere Näh- und Sohlenmaschinen

Das kleine Schuhgeschäft bringt den Jungunternehmern am meisten Geld ein. Van der Heijden sagt: „Das ist unser Tagesgeschäft, umgerechnet kosten die günstigsten Schuhe hier 30 Euro, richtige Lederstiefel 50 Euro.“ Aber es gibt auch einen Onlineshop auf ihrer Internetseite sowie einen Verkauf über den Online-Marktplatz Etsy. „Wir haben unsere Schuhe schon an Kunden in den USA, Australien, England, Deutschland, Südafrika, Israel und sogar in der Südsee verschickt“, sagt van der Heijen. Beim Onlinehandel gebe es ein großes Problem: die hohen Versandkosten. Diese liegen für ein Paar Schuhe meist bei 30 bis 40 Euro. „Wir kommen unseren Kunden entgegen, in dem wir die Versandkosten teilen.“

Aber noch ein weiteres Problem, hat das Ehepaar . Sie sagt: „Wir leben finanziell am Limit. Es reicht zum Leben aus, aber etwas ansparen können wir nicht wirklich.“ Deswegen leben die beiden momentan auch noch bei den Eltern von Muhammad. Grund für diese finanzielle Lage seien aber nicht fehlende Aufträge. „Wir haben so viele Bestellungen, dass unsere Mitarbeiter nicht hinterherkommen“, sagt van der Heijden. Es werden zusätzliche und bessere Näh- sowie Sohlenmaschinen gebraucht. „Dafür fehlt aber gerade das Geld“, sagt sie. Dann seufzt sie, lächelt aber schnell wieder und sagt: „Wir kriegen das schon hin, wir starten gerade einen Crowdfounding-Aufruf.“

Um solch positive Gedanken zu haben, lehnt sich die 33-Jährige manchmal zurück und denkt an ihre geliebte Heimat: Trittau. „Ich vermisse das Spazierengehen im Grünen, die Wassermühle liebe ich.“

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