Abendblatt-Redakteur Alexander Sulanke hat sich so seine Gedanken über 2016 gemacht. Allzu ernst nehmen darf man die aber nicht.
Und wieder geht ein Jahr zu Ende, klopft um Mitternacht ein neues an die Tür. Ein Jahr, über das sich schon jetzt einiges mit Sicherheit sagen lässt: 2016 wird gerader werden als das ungerade 2015. Und auch länger, ganze 24 Stunden sogar. Und sonst? Was passiert in den kommenden 366 Tagen? Wir haben da so eine Vorahnung ...
JANUAR 2016
Flüchtlinge, darin sind sich die Mitglieder dieser Redaktion einig, sind kein geeignetes Thema, um darüber zu scherzen – nicht mal in satirischen Beiträgen. Ob die Redakteure das durchhalten? Der Chef sagt: „Wir schaffen das!“
Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach muss in diesem Jahr erneut eine Stellenanzeige aufgeben. Gesucht wird immer noch und wieder: die Leitung des Bauamts. Diesmal will Sarach sichergehen, dass sich die frühere Amtsinhaberin auch wirklich nicht bewirbt. „Anforderungen:“, formuliert er und überlegt kurz: „keine Architektin“.
FEBRUAR 2016
And the Oscar goes to ... Sparkassen-Immobiliengesellschaft Holstein! Sie bekommt die Auszeichnung für einen Imagefilm über das Ahrensburger Kulissenbauprojekt „Alte Klinik“ an der Manhagener Allee in der Kategorie bestes Szenenbild.
Kein Rathausneubau auf dem Dach der Sparkasse in Barsbüttel: Von dieser Niederlage lässt sich die Politik nicht beirren. CDU und SPD präsentieren eine neue Idee: Das Rathaus könnte auf dem Dach des Höffner-Hochregallagers gebaut werden. Auch Bürgermeister Thomas Schreitmüller spricht von einer „Lösung mit Weitsicht“.
Ahrensburgs Gleichstellungsbeauftragte rügt den Text der Stellenausschreibung als diskriminierend gegenüber Frauen. Die Liste der Anforderungen wird um den Wortlaut „und kein Architekt“ ergänzt.
MÄRZ 2016
Oldesloes Bürgermeister Tassilo von Bary will bis Ende des Monats einen neuen Pächter für das Café am Markt präsentieren.
Im Ahrensburger Rathaus wird ein neuer Projektentwickler vorstellig, der in der Oscar-Stadt Ahrensburg unbedingt ein Kino bauen möchte. Sein Plan: eine Replik der prämierten „Alte Klinik“-Kulisse auf der Alten Reitbahn.
APRIL 2016
Landrat Klaus Plöger bereitet sich auf seine bevorstehende Verabschiedung vor. Doch was soll es bloß zu essen geben? Plöger murmelt: „Irgendwann stellt sich die Frage: Kuh oder Ziege?“
An seinem letzten Arbeitstag lobt Plöger, dass bislang niemand Witze über Flüchtlinge gemacht hat – nicht mal in satirischen Beiträgen. Er sagt: „Stormarn ist eben Stormarn. Und das ist gut.“
MAI 2016
„Wo Polizei drauf steht, soll auch Polizei drin sein“, sagt Michael Wilksen, Chef der Polizeidirektion Ratzeburg, spricht von „mehr Verlässlichkeit“ und kündigt an: Wachen in kleineren Orten mit weniger als 200.000 Einwohnern werden geschlossen. Im Süden Stormarns kommt die Polizei künftig aus Hamburg, im Norden aus Lübeck, im östlichen Bereich um Trittau aus Berlin. Wilksen sagt, die Beamten seien künftig so schnell am Einsatzort wie bisher. Sie sollen schnellere Autos und schnittigere Uniformen bekommen.
154.398 Frauen und 176.554 Männer haben sich als Ahrensburger Bauamtsleitung beworben. Nach einer ersten groben Sichtung fällt auf: Nicht ein einziger verfügt über die erforderliche Qualifikation (abgeschlossenes Architekturstudium).
JUNI 2016
Oldesloes Bürgermeister Tassilo von Bary sagt, er werde bis zum Ende seiner Amtszeit einen neuen Pächter für das Café am Markt präsentieren.
Barsbüttels Politiker beerdigen die Idee, ein Rathaus aufs Höffner-Dach zu bauen: Sie wollen auch einen Oscar gewinnen. Plan ist jetzt, vom alten Rathaus am Stiefenhoferplatz die Fassade stehen zu lassen und dahinter neu zu bauen.
Überraschender Durchbruch im Streit zwischen der Stadt Glinde und der Bürgerinitiative Glinder Gleisdreieck: 153 Wohnungen sollen auf einem Gleisviereck oder alternativ auch einem Gleiskreis gebaut werden. Sieht einfach gefälliger aus als ein Dreieck.
JULI 2016
Die Ahrensburger Verwaltung beauftragt eine externe Beratungsfirma damit, ein Gutachten über Großbrief-Tarife zu erstellen. Immerhin müssen 330.952 Bewerbungsschreiben an ebenso viele Absender zurückgeschickt werden.
AUGUST 2016
Die Ahrensburger Verwaltung beauftragt eine Personalberatung damit, eine Stellenanzeige für die Leitung des Bauamtes zu formulieren.
Das Großbrief-Tarif-Gutachten liegt vor. Ergebnis: Ein Großbrief kostet bei der Deutschen Post 1,45 Euro.
SEPTEMBER 2016
Oldesloes Bürgermeister Tassilo von Bary sagt, er werde nächsten Monat einen neuen Pächter für das Café am Markt präsentieren. Dann verabschiedet er sich in den Ruhestand.
Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach schickt die ehemalige Bauamtsleiterin los, um 330.952 Briefmarken zu je 1,45 Euro zu kaufen. Sie ruft umgehend ihren Anwalt an, damit er vor Gericht ziehe: So viele Briefmarken könne sie gar nicht tragen.
OKTOBER 2016
Auf der Buchmesse in Frankfurt stellt ein der literarischen Szene bis dahin unbekannter Autor namens Klaus Plöger aus dem schleswig-holsteinischen Barsbüttel sein Erstlingswerk vor. Titel: „Plöger ist Plöger. Und das ist gut – Schnodderdeutscher Klartext 1998 bis 2016“.
Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach hebt lobend hervor, dass bislang niemand Witze über Flüchtlinge gemacht hat – nicht mal in satirischen Beiträgen. Sarach: „Gut gemacht!“
Oldesloes ehemaliger Bürgermeister Tassilo von Bary pachtet das Café am Markt und eröffnet dort die BarBary.
NOVEMBER 2016
„Sie haben ja eine Menge Papier dabei. Na, versuchen wir mal, ein bisschen Struktur reinzubringen“: Bei einem Ortstermin des Verwaltungsgerichts Schleswig in Lübeck muss der Vorsitzende Richter klären, wie viele 1,45-Euro-Briefmarken eine ehemalige Bauamtsleiterin tragen kann und ob das an sich einer verbeamteten Architektin überhaupt zuzumuten sei.
DEZEMBER 2016
Die neuen Polizeiautos sind schnell, die neuen Polizeiuniformen schnittig. Trotzdem erreichen insbesondere bei dichtem Verkehr auf der A 24 die aus Berlin gerufenen Beamten ihren Einsatzort nicht immer ganz pünktlich. Polizeichef Michael Wilksen kündigt daher an, in allen 55 Stormarner Kommunen Ein-Mann-Posten einzurichten. „Nicht aus der Not heraus, sondern aus der Notwendigkeit“, wie er sagt. Dann müssen diese neuartigen Mini-Wachen noch gekennzeichnet werden, denn, so Wilksen: „Wo Polizei drin ist, muss auch Polizei drauf stehen.“
Die Personalberatung – von der Ahrensburger Verwaltung beauftragt, eine Stellenanzeige für die Stelle der Bauamtsleitung zu formulieren – stellt ein Ergebnis vor: „Qualifikation: Architekt*in; besondere Anforderungen: kann keine Briefmarken tragen“.
Auf dem früheren Sendeplatz von „Richterin Barbara Salesch“ gibt es ein neues Format: „Landrat Klaus Plöger“. Geplant sind 4698 halbstündige Folgen, in denen Plöger montags bis freitags die besten Momente aus seiner 18-jährigen Amtszeit nachspielt. Die Serie soll bis ins Jahr 2034 ausgestrahlt werden. In Nebenrollen sind die pensionierten Bürgermeister Ursula Pepper, Werner Mitsch und Axel Bärendorf zu sehen. Plöger erklärt in einem Zeitungs-Interview, was ihm gerade besonders wichtig ist: Flüchtlinge eignen sich nicht für Witze – nicht mal in satirischen Fernsehsendungen.