Ahrensburg. Kreis, 55 Kommunen und vier Ämter haben Wappen. Einzig das Amt Siek steht ohne da: Angehörige Gemeinden konnten sich nicht einigen.

Den Schnabel geöffnet, die Flügel gespreizt: Angriffslustig steht er da, der Stormarn-Schwan. Eine klare Botschaft – seit mehr als 600 Jahren. „Der Stormarn-Schwan hat eine aggressive Ausstrahlung. Er versinnbildlicht die damals raue, wenig erschlossene Landschaft Stormarns“, erklärt Stefan Watzlawzik, Leiter des Stormarner Kreisarchivs, die Symbolik des Kreiswappens. Bis in das ausgehende 15. Jahrhundert lässt sich der Schwan zurückverfolgen, nach Recherche des Kreisarchivs tauchte er 1476 erstmals im Siegel König Johanns von Dänemark auf.

Neben dem Kreiswappen gibt es 55 kommunale und vier Amtswappen

Die meisten Stadt- und Gemeindewappen in Stormarn allerdings stammen aus dem 20. Jahrhundert. Insgesamt 60 kommunale Wappen existieren zurzeit, sie alle sind in der kommunalen Wappenrolle Schleswig-Holstein eingetragen: Neben dem Kreiswappen sind das 55 kommunale und vier Amtswappen. Viele von ihnen wurden erst weit nach ihrer Entstehung offiziell genehmigt. „Man darf sich von diesem Datum nicht irreführen lassen. Das Kreiswappen und das Wappen der Stadt Bad Oldesloe etwa bestehen seit vielen hundert Jahren. Sie wurden nach dem Zweiten Weltkrieg lediglich neu genehmigt“, sagt Watzlawzik. So ist das Wappen der Stadt Bad Oldesloe inklusive Nesselblatt und heiligem Petrus bereits seit dem 14. Jahrhundert nachgewiesen.

Je schlichter ein Wappen, desto älter ist es in der Regel. „Ein einzelnes Zeichen auf dem Wappenschild findet sich oft nur bei sehr alten Kommunen. Ein Wappen wird meist dann verändert, wenn eine Zusammenlegung stattgefunden hat“, sagt Watzlawzik. So entstanden nach der großen Kommunalreform in den 1970er-Jahren zahlreiche neue Gemeindewappen. Eine Einigung ist allerdings nicht immer leicht, wie das Beispiel des zurzeit noch wappenlosen Amtes Siek zeigt. Amtsvorsteher Olaf Beber: „Wir haben das Thema bereits besprochen, aber da sich jede der fünf Kommunen repräsentiert sehen möchte, ist das ein bisschen schwierig.“ Die übrigen Ämter und Gemeinden in Stormarn sind gewappnet.

Den historischen Ursprung von Wappen erkennt man noch heute an ihrer Schildform. „Wappen wurden eingeführt, damit die Menschen auf weite Entfernung ihre Feinde erkennen konnten“, so Watzlawzik. Die ursprünglich militärischen Erkennungszeichen blieben lange auf Städte beschränkt. Erst nach Ende des Kaiserreichs wurden in Deutschland auch Ämter und Gemeinden „wappenfähig“.

Heraldische Regeln bestimmen, welche Farben wie verwendet werden dürfen

Auch wenn es heute nicht mehr um Leben oder Tod geht, ist die Gestaltung von Wappen streng geregelt. Die sogenannten heraldischen Regeln bestimmen, welche Farben wie verwendet werden dürfen. So gibt es Rot, Blau, Schwarz und Grün sowie die „Metalle“ Gold und Silber, welche Gelb und Weiß entsprechen. Farben und „Metalle“ müssen einander stets abwechseln: Eine „metallene“ Figur etwa muss auf einer „farbigen“ Fläche stehen.

Die Beschreibung des Wappens, auch Blasonierung genannt, soll eindeutig formuliert sein, damit ein heraldischer Zeichner das Wappen nachzeichnen kann. Manche der Formulierungen klingen für Laien eher gestelzt. So ist im Wappen der Gemeinde Jersbek etwa die Rede von „zwei mit den Halmen überkreuz gestellten, die Rundung des Schildrandes wiederholenden, begrannten goldenen Ähren“.

Tim Unverhau
Tim Unverhau © Rene Soukup | Rene Soukup

Zugleich lässt die Blasonierung Raum für Interpretationen, denn in Schleswig-Holstein ist jeweils der Wortlaut einer amtlichen Wappenbeschreibung gültig und nicht die Interpretation des Zeichners. So bleibt die Möglichkeit, einen Baum oder ein Pferd mit der Zeit anders abzubilden.

„Ein Wappen erzählt eine Geschichte“, sagt Tim Unverhau aus Elmenhorst. Der Grafiker hat an zehn Stormarner Gemeindewappen mitgewirkt, acht davon hat er selbst entworfen. „Der Inhalt eines Wappens richtet sich nach den historischen und topografischen Gegebenheiten der Gemeinde. In Elmenhorst beispielsweise ist es die Sage von dem Mönchskloster in Moenkenbrook, dessen Bewohner ja die Handelsreisenden überfallen haben.“ Im Elmenhorster Wappen erinnert daran ein Abtstab, der von einem Schwert gekreuzt wird. Grafiker Tim Unverhau ist vor allem der künstlerische Aspekt wichtig. „Ich bin Zeichner und habe meinen eigenen Stil. Immer derselbe Fisch, das gibt es bei mir nicht. Jede Gemeinde bekommt ihre eigene Figur.“