Ahrensburg. Sven Hänke schildert in seinem Buch humorvoll, wie er als Deutschlehrer in Peking arbeitete und seine heutige Ehefrau Dingding traf.
„Haben Sie wirklich nackt geheiratet?“ Und: „Ist das überhaupt erlaubt?“ Das sind zwei Fragen, die Buchautor Sven Hänke nun öfter hört. Denn sein erstes Buch heißt „Nackte Hochzeit – Wie ich China leben lernte“. Es ist nun im Verlag Rowohlt Berlin erschienen. Das Abendblatt hat den Mann, der in Brunsbek aufgewachsen ist, in Ahrensburg getroffen und herausgefunden, was sich hinter diesem Buchtitel verbirgt.
Hänke erinnert sich gern an seine Zeit in China zurück
Mit einem großen, roten Koffer in der Hand schlendert Sven Hänke die Große Straße in Ahrensburg entlang. Abrupt bleibt er vor dem Kneipenrestaurant Berlin Miljöh stehen, lächelt und geht schnurstracks hinein. „Hier war ich früher öfters, als ich noch in Stormarn lebte“, sagt der 39-Jährige.
Eigentlich wollte Sven Hänke nur für ein Jahr nach China gehen. Doch daraus wurden sechs Jahre. Der Grund: seine jetzige Ehefrau Dingding. Gemeinsam leben sie zurzeit in Berlin, doch schon im nächsten Jahr plant das Ehepaar, in Hänkes Heimatdorf Brunsbek – oder, wie Dingding so schön sagt: „Bumsberg“ – zu gehen. Warum? „Weil mir die stinkige Landluft fehlt“, antwortet er rasch und schlürft seinen Latte Macchiatto.
Hänke erinnert sich gern an seine Zeit in China zurück. Seine Augen leuchten, wenn er von lustigen Abenteuern erzählt. Auf manche Nachfragen kann er nicht sofort antworten. Dann sagt er meist so etwas wie: „Das habe ich doch, glaube ich, in meinem Buch geschrieben, oder nicht?“ Dann lacht er verlegen, nimmt sein Werk zur Hand und sucht nach der passenden Seite.
Im Jahr 2006 lernte Hänke seine jetzige Frau kennen
Hänke hat an vier Universitäten studiert und einen Abschluss in Germanistischer Linguistik, Philosophie und Publizistik in der Tasche. Er selbst sagt von sich, dass er nicht der schnellste Student gewesen sei, aber die Noten seien dafür umso besser. So gut, dass er eines Tages im Büro seines Professors gefragt wurde, ob er nicht nach China wolle. „Ich sollte über den Deutschen Akademischen Austauschdienst Deutsch unterrichten“, sagt Hänke.
„Vier Monate später saß ich im Flugzeug und trank Jasmintee aus einem Plastikbecher, serviert von einer chinesischen Stewardess mit entzückenden Segelohren. Sie lächelte mich an, und ich hatte das seltsame Gefühl, dass mich dort in diesem fernen Land tatsächlich irgendetwas erwartete.“ Zu diesem Zeitpunkt hatte Hänke anscheinend wirklich nicht geahnt, das er seine Traumfrau treffen würde. Die erste Zeit an der Universität in Tianjin verging für ihn wie im Fluge, und an die Seltsamkeiten des Alltags gewöhnte er sich auch relativ schnell. „Ich fragte mich aber täglich neue Dinge, die nicht in meinen deutschen Alltag passt“, sagt Hänke und nippt weiter an seinem Heißgetränk. „Ich fragte mich, warum die Pekinger keine Brusthaare haben und warum Babys Kleidungsstücke mit offenem Schritt tragen.“
2006 lernte Hänke dann seine jetzige Frau kennen, sie war damals Deutschstudentin und half ihm beim Kauf eines Handys. Außerdem führte Dingding unbekannterweise Hänkes Eltern durch die Stadt, als er an der Uni unterrichten musste. „Wir kamen ganz unkompliziert zusammen, haben uns unter einem Baum geküsst und waren ein Paar“, sagt Hänke. Inzwischen schrieb man das Jahr war 2008, das Jahr der Olympischen Spiele.
Vor der Heirat zog das Paar in eine gemeinsame Wohnung in Peking
Bevor sie den Entschluss fassten zu heiraten, zogen sie 2009 in eine gemeinsame Wohnung in Peking. „Das war schon unser erster Tabubruch, denn in China wohnt man nicht unverheiratet zusammen“, sagt Hänke. Aber viel schwieriger waren all die Hürden, die er überwinden musste, um seine Auserwählte heiraten zu dürfen. „Ich musste meinen Schwiegereltern eine Ablöse in Form von Haushaltsgegenständen zahlen“, sagt der Brunsbeker. Genaueres schildert er in seinem Buch. Lustig habe er aber auch den Besuch beim chinesischen Standesamt im Jahr 2010 empfunden. „Wir waren nur wenige Minuten auf dem Standesamt, füllten einen Zettel aus, mussten einen Fingerabdruck machen und zahlten umgerechnet acht Euro“, sagt Hänke. Dann waren die beiden ein Ehepaar. Im Jahr 2012 folgte dann die kirchliche Doppelhochzeit. „Eine Hochzeit in China und eine in Stormarn, das war anstrengend“, sagt er und schmunzelt.
Aber viel anstrengender sei es gewesen, die Entscheidung zu treffen, nackt zu heiraten. Im Buch heißt es: „Dingding und ich haben uns dann doch entschieden, es zu tun: nackt heiraten. In China sind nackte Hochzeiten zurzeit schwer angesagt. Massenhochzeit? War gestern. Unter Wasser? Langweilig. Pah! Wir beide waren nackt. Vollkommen nackt.“ Nackte Hochzeit: Davon wird in China gesprochen, wenn der Ehemann noch keine eigene Wohnung oder kein eigenes Auto zum Zeitpunkt der Hochzeit besitzt. „Zudem beutetet es, dass zwei Menschen nur aus Liebe heiraten, das ist in China noch sehr ungewöhnlich,“ sagt Hänke. Denn die meisten Eltern suchen für ihre Kinder den Partner aus.
Hänke packt seine Hochzeitsfotos ein, die er während des Gesprächs auf dem Tisch verteilt hat. Dann sagt er: „Momentan suchen wir nach einer passenden Unterkunft in Brunsbek.“ Sobald sie etwas gefunden haben, werden sie zurück nach Stormarn ziehen. Beide hoffen, dass es nicht mehr lange dauert, denn das Ehepaar erwartet bald Nachwuchs.