Siek. Gemeinde Siek erhöht die Gebühren kräftig. Politiker entscheiden nicht öffentlich. Eltern werden erst jetzt informiert.
Eltern, die ihre Kinder in der Kindertagesstätte der Gemeinde Siek betreuen lassen, müssen künftig tiefer in die Tasche greifen. Ab dem Jahr 2016 steigen die Kitagebühren kräftig an. Das hat die Gemeindevertretung am 28. November beschlossen – hinter verschlossenen Türen, in nichtöffentlicher Sitzung.
Jetzt, kurz vor Weihnachten, informierte der Kirchenkreis Hamburg-Ost, der Träger der Sieker Kita ist, die Eltern über die bevorstehende Gebührenerhöhung. Diese zahlen für eine Betreuung von 40 Stunden pro Woche in der Krippe (bis Dreijährige) derzeitig 333 Euro pro Kind. Ab dem ersten Januar müssen sie monatlich 94 Euro drauflegen. Auch die Familien, deren Kinder in der Ganztagsgruppe des Kindergartens betreut werden, müssen bald mehr zahlen. Der Beitrag steigt von 242 auf 295 Euro (siehe rechts).
Die betroffenen Eltern wussten zum Teil noch nichts von der Erhöhung
Eltern sehen die Erhöhung der Sätze durchaus kritisch. So wie Hannes Dietrich. Er holte am Montagmittag zusammen mit seiner 10-jährigen Tochter Lea Sohn Linus, 3, aus der Krippe am Kirchenweg ab. Der 51-Jährige Sieker hatte von der Erhöhung bis dahin noch gar nichts mitbekommen. „Das klingt erstmal alles andere als gut“, sagt der Familienvater. „Es scheint sich immerhin um viel Geld zu handeln.“ Sich über die erhebliche Kostenerhöhung aufzuregen, habe aber auch keinen Zweck. „Wenn ich mich über alles beschweren würde, was teurer wird, wäre ich ja von morgens bis abends beschäftigt.“
Auch Tom Peikert kam am Mittag in den Kirchenweg, um sein Kind abzuholen. Wie Dietrichs Sohn, besucht auch seine Tochter die Krippe in Siek. Peikert wusste allerdings bereits von der bevorstehenden Gebührenerhöhung. „So ist es halt, das kann man nicht ändern“, sagt der Sieker. „Ich finde, wir zahlen hier trotzdem noch angemessen.“ In anderen Orten zum Beispiel zahle man laut Peikert weitaus mehr. „Da kann man diese Erhöhung schon noch wegstecken.“
Weniger gelassen reagiert Andreas Lucks. Der Kaufmann aus Siek könne die zusätzlich anfallenden Kosten zwar ebenfalls verkraften, allerdings zweifle er den Sinn von Kitagebühren an. „Wenn es immer teurer wird Kinder aufzuziehen, muss sich der Staat nicht wundern, dass kaum noch welche geboren werden“, sagt der zweifache Familienvater, der seinen Sohn Jannik, 4, mit dem Fahrrad abholt. „Ich wünsche mir eine bessere Unterstützung.“
Die Politiker waren sich indes einig: „Die Erhöhung der Gebühren wurde einstimmig beschlossen“, sagt Sieks Bürgermeister Arnold Trenner (SPD). „Geplant war das schon sehr lange. Die Eltern wussten also, was auf sie zukommt.“ Warum die Beratung und Abstimmung unter Ausschluss der Öffentlichkeit ablief, erklärt Gemeindevertreter Götz Reppel (SPD). „Wir haben, um die Situation besser einschätzen zu können, während der Diskussion auch über bestimmte Personen geredet“, sagt Reppel. „Deren Namen wollten wir vor der Öffentlichkeit schützen.“ Mit dem Ergebnis der Sitzung sei Reppel zufrieden. „Die Erhöhung war nötig, damit wir weiterhin Qualität bieten können.“ Weit über 300.000 Euro, die nicht über Zuschüsse oder Elternbeiträge finanziert sind, zahle die Gemeinde für die Kindertagesstätte im Jahr. „Im Vergleich zu anderen Gemeinden liegen unsere Kitagebühren immer noch am unteren Rand“, so Reppel.
Ab 2016 zahlt Siek für einen Container, der Platz für weitere Kinder schafft
Das bestätigt auch Heike Verges, die als Kita-Regionalleiterin beim Kirchenkreis für die Kindertagesstätte Siek zuständig ist. Trotzdem könne sie die Empörung einiger Eltern nachvollziehen. „So reagiert wohl jeder, der erfährt, dass etwas teurer wird“, sagt sie. „Aber wir haben seit zwei Jahren von der Erhöhung gesprochen und die ist auch dringend nötig.“ Zum Beispiel, um einen höheren Personalschlüssel zu gewährleisten. „Alleine dafür gibt Siek hochgerechnet ungefähr 25.000 Euro pro Jahr aus“, sagt Verges.
Weitere Kosten stünden noch bevor. „Anfang Januar kommt ein Container auf das Kita-Gelände“, sagt Verges. In diesen sollen zehn Kinder der Elementargruppe ziehen. Dadurch, so Verges, werde Platz für zehn weitere Krippenplätze geschaffen. Diese seien nötig, um dem hohen Bedarf entgegenzukommen. „Die monatliche Miete für den Container beträgt 1500 Euro. Möbel, Wasseranschlüsse und so weiter sind da noch gar nicht eingerechnet.“ Eine Erhöhung der Kitagebühren sei also unumgänglich gewesen, so Verges. „Die Eltern, denen ich das so erklärt habe, zeigten anschließend auch etwas mehr Verständnis.“
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