Bargteheide. Mit einer Ausstellung bisher unveröffentlichter Dokumente begeht die Stadt Bargteheide das 150. Jubiläum des ortsprägenden Gebäudes.

Gäbe es den Bahnhof nicht, Bargteheide wäre heute nicht die Stadt, die sie ist. Da sind sich Hannelies Ettrich und Günther Bock einig. Die beiden haben die Ausstellung „Jetzt machen wir mal richtig Dampf“, Untertitel: „150 Jahre Eisenbahn in und durch Bargteheide“ entwickelt. Eröffnet wird der Bilderrückblick heute um 19 Uhr im Rathaus Bargteheide.
Dass der Bahnhof überhaupt in Bargteheide gebaut wurde, war Glück. Vorgesehen war eine Haltestelle in Tremsbüttel, doch dort gab es kein Interesse an einem Bahnhof. „Der alte Lageplan zeigt den Streckenverlauf und ist eine besondere Kostbarkeit“, sagt Hannelies Ettrich, Mitarbeiterin des Stadtarchivs, über das alte Dokument, das ausschlaggebend für die Entstehung der Ausstellung war.

Industriebetriebe wie der Holzmarkt Gaycken ließen sich an der Bahnstrecke nieder

Mit dem Bau des Bahnhofs 1865 verlagerte sich auch das Ortszentrum. Waren Kirche und Markt bis dahin Dorfmittelpunkt, so wurde der neue Bahnhof schnell zum Aushängeschild und Eintrittspunkt des Ortes. „Der Bahnhof löste einen regelrechten Bauboom östlich der Gleise aus“, sagt Günther Bock. Die Villen am Struhbarg bekunden noch immer den Wohlstand, den die Bahn damals mit sich brachte. Auch erste Industriebetriebe wie der Holzmarkt Gaycken ließen sich an der Bahnstrecke nieder, sind bis heute dort ansässig. Selbst Teile er alten Indus­triegleise, die extra für die Betriebe gelegt wurden, sind noch vorhanden.

Der Bahnhof hatte zahlreiche Auswirkungen. Schnell verderbliche Produkte wie Milch konnten zügig nach Hamburg oder Lübeck transportiert werden. In Kolonialwarenläden waren plötzlich weit mehr Produkte erhältlich, neue Lokale wurden eröffnet. „Man gab sich weltoffen, eine Art französischer Chic entstand“, sagt Bock. Das belegen auch Postkarten dieser Zeit. Acht Züge, vier in jeder Richtung, hielten täglich in Bargteheide. In nur 90 Minuten waren die bis dahin weit entfernten Hansestädte zu erreichen. Für die Menschen im Ort bedeutete dies eine neue Mobilität. „Auf einmal gab es Pendler“, sagt Hannelies Ettrich. Einwohner fuhren zum Arbeiten nach Hamburg, andere kamen zur Arbeit hierher, erzählt die Mitarbeiterin des Stadtarchivs. 1850 hatte Bargteheide 1000 Einwohner, nur 50 Jahre später hatte sich die Zahl verdoppelt.

Die Ausstellung ist bis 26. Februar kommenden Jahres zu besichtigen

Bisher nie gezeigte Fotos, Pläne, Karten und historische Postkarten spiegeln die Bedeutung der Bahnstrecke für Bargteheide wider. Die Ausstellung ist bis 26. Februar 2016, montags, mittwochs und freitags von 8.30 bis 12.30 Uhr sowie dienstags und donnerstags (7.30 bis 12.30 Uhr und 14.30 bis 18 Uhr) zu besichtigen.