Ahrensburg. Zwei Wettbewerber wollen ein Kino bauen. Standorte am Bahnhof beziehungsweise auf dem Grundstück Alte Reitbahn. Das gehört der Stadt.
Es nur kann einen geben: einen Betreiber für ein Kino in Ahrensburg. Bis dahin duellieren sich zwei Teams, bestehend aus Investoren, Projektentwicklern und Betreibern, um das Privileg, die Ahrensburger sowie Menschen aus dem Umland künftig auf der ganz großen Leinwand zu unterhalten. Nun haben die Kontrahenten ihre Planungen im Bauausschuss vorgestellt. Sie kämpfen nebenbei auch um eines der letzten Filetgrundstücke, das es in der Schlossstadt gibt.
Auch wenn der letzte Vorhang noch lange nicht gefallen, der Sieger nicht gekürt ist, für Kino-Fans sind die Aussichten in jedem Fall großartig. Denn beide Varianten sind durchaus attraktiv.
Da gibt es auf der einen Seite die Ahrensburger Projektentwickler P & B Bau Consult mit Geschäftsführerin Susanne Philipp (ehemalige Stadtverordnete der CDU) und ihre Verbündeten von der Procom Invest GmbH aus Hamburg.
Gemeinsam will die Ahrensburg-Hamburger-Kooperation auf dem Grundstück Alte Reitbahn an der Stormarnstraße ein Gebäude bauen. Untergebracht werden sollen ein zweigeschossiges Kino, ebenerdig ein Lebensmittelmarkt und ein Elektrofachhandel sowie in den Obergeschossen Wohnungen. Architekt Jan Siemer hat im Auftrag der Procom die Vorentwürfe erarbeitet.
Beide Kinos sollen 2D- sowie 3D-Technik bekommen
Parkplätze gäbe es in dem Entwurf auf einer Art Parkdeck auf einem rückwärtigen Flachdach, eine Erweiterung durch den Bau einer Tiefgarage wäre möglich. In Zahlen: 160 Parkplätze, 2100 Quadratmeter Ladenfläche für einen noch nicht näher bestimmten Supermarkt, 1800 Quadratmeter für Elektronisches von der Expert-Kette, ein Kino mit vier Sälen und 2D- sowie 3D-Technik und insgesamt 60 Wohnungen. Procom-Geschäftsführer Dennis Barth ist überzeugt, dass sein Projekt das bessere für Ahrensburg ist. Er sagt: „Unserer Ansicht nach gehört ein Kino in die Innenstadt.“
Ein Kino am rund 500 Meter entfernten Bahnhof, das ist unterdessen nach Ansicht von Kinobetreiber K-Motion und seinen Mitstreitern, dem Bremer Investor Melchers Immobilien und Edeka, die richtige Wahl. Ihr Vorhaben ist auch ein Tauschgeschäft. Für die Kino-Pläne bedeutet es, dass auf dem Grundstück Bahnhofstraße 17, das Melchert Immobilien gehört, das Edeka-Woldmann-Gebäude abgerissen wird. Dort soll dann das Kino mit ebenfalls vier Sälen entstehen. K-Motion-Geschäftsführer Christof Gläser sagt: „Es wird ein modernes Multiplex-Kino mit 2D- und 3D-Technik sowie 70 Parkplätzen.“
Multiplex heißt, in dem Haus können in vier Sälen parallel Filme gezeigt werden. Zudem solle es laut Gläser alternative Angebote geben, etwa, dass Sportveranstaltungen oder Konzerte übertragen werden. Gläser: „Wir wollen in einem Saal auch eine Bühne einbauen.“ Die könnte für Theaterstücke, Kleinkünstler-Auftritte oder Konzerte genutzt werden. Seit 20 Jahren betreibt K-Motion Kinos, 14 Häuser hat das Unternehmen. Gläser: „Und keines der Kinos schreibt rote Zahlen.“
Die Politiker entscheiden, wer den Zuschlag bekommt
Der Edeka-Markt soll indes umziehen – auf die Alte Reitbahn. Wie P & B Bau Consult mit der Procom Invest es avisiert, plant auch Melchers Immobilien dort ein Wohn- und Geschäftshaus sowie ein zweites kleineres Mehrfamilienhaus mit Sozialwohnungen.
Im größeren Haus soll der Supermarkt im Erdgeschoss, sollen die Wohnungen in den oberen Etagen liegen. Die Daten ähneln sich: 3000 Quadratmeter soll der Edeka-Markt im Erdgeschoss haben, 26 hochpreisige und 18 günstige Wohnungen sollen entstehen. Zudem sind 270 Parkplätze geplant.
Wer am Ende die Alte Reitbahn, das Grundstück der Stadt, bekommt, das entscheiden die Politiker. Katharina Freimuth, Stadtplanerin im Rathaus, skizziert das weitere Vorgehen. „Beiden Bewerbern sollten wir die Gelegenheit geben, ihre Konzepte zu überarbeiten.“ Bis Januar will die Verwaltung Ergebnisse vergleichen und eine Empfehlung an die Politik geben.
Wer am Ende im Krimi um die Alte Reitbahn sein Happy End erlebt, ein bisschen vorgezeichnet schien das bei der Vorstellung im Bauausschuss zu sein. So hatte die Stadt vorab die WRS-Architekten und Stadtplaner beauftragt, die aus ihrer Sicht optimale Nutzung der Alten Reitbahn darzustellen. Und die war ziemlich deckungsgleich mit dem Projekt von Melchert Immobilien, K-Motion und Edeka.
Das war wiederum den Politikern nicht entgangen, von denen einige das durchaus als Manipulation verstanden. Es bleibt also spannend bis zur letzten Minute, ein bisschen wenigstens.