Glinde . Die Anlieger der Blockhorner Allee müssten bis zu 20.000 Euro für Sanierung zahlen. Jetzt lassen Sie sich vom Anwalt beraten.
Die dünne Mappe, die Barbara Hirsch-Helm bei sich hat, ist leicht. In ihr befinden sich drei Zettel in DIN-A4-Format. Die darauf geschriebenen Zahlen sind jedoch eine schwere Last für die 71 Jahre alte Rentnerin. Sie lebt seit ihrer Geburt in der Straße Blockhorner Allee in Glinde, die nach dem Willen der Verwaltung 2016 für rund 560.000 Euro ausgebaut werden soll. Und dafür müssen die Grundstücksbesitzer zahlen. 75 Prozent der Kosten fallen auf sie zurück. So sieht es die Ausbaubeitragssatzung der Stadt vor. „Im schlimmsten Fall wären das für mich 20.000 Euro“, sagt Hirsch-Helm. Wie viele andere aus der Nachbarschaft will sie das nicht akzeptieren und hat sich einer Bürgerinitiative angeschlossen, die sich inzwischen von einem Anwalt beraten lässt.
Kosten für die Anwohner richtet sich nach der Grundstücksgröße
Auf einer Informationsveranstaltung Anfang Oktober hatte die Verwaltung fünf Ausbauvarianten mit den konkreten finanziellen Belastungen für die Anwohner des 320 Meter langen und 17 Meter breiten abschüssigen Straßenstücks zwischen Tannenweg und Papendieker Redder vorgestellt. Sie reichen von der teuersten Lösung mit Erneuerung der Fahrbahn, der Parkstellflächen, der Zufahrten und beider Gehwegseiten bis zur Minimallösung mit dem Anfassen von Fahrbahn und Parkflächen. Parallel will der Zweckverband Südstormarn, der für die Oberflächenentwässerung zuständig ist, die Kanalisation ausbauen – auch dafür müssen die Bürger ins Portemonnaie greifen, sind mit bis zu 5000 Euro dabei. Ihr Anteil richtet sich nach der Grundstücksgröße.
Hirsch-Helm ist Eigentümerin einer rund 1100 Quadratmeter großen Fläche. Sie sagt: Die günstigste Variante bedeutet für mich 15.000 Euro. Dafür müsste ich einen Kredit aufnehmen.“ Initiativensprecherin Carmen Boldt stört auch, dass die Straße verbreitert und der Fußweg auf einer Seite verkleinert werden soll. Die 53-Jährige: „Er wird von vielen Schülern genutzt, deshalb halte ich das für wenig sinnvoll.“ Eine breitere Fahrbahn animiere die Autofahrer, mit einem höheren Tempo unterwegs zu sein. In der Blockhorner Allee sind 30 Kilometer pro Stunde erlaubt.
Umfrage brachte klares Votum
Eine Umfrage Boldts unter den 49 Grundstücksbesitzern brachte ein klares Votum: 42 antworteten auf das Schreiben, 73 Prozent davon wollen, dass die Straße nicht angefasst oder nur die Fahrbahnoberfläche saniert wird. Diese Arbeiten müsste komplett die Stadt zahlen. „Aber selbst da würde ich mich freiwillig an den Kosten beteiligen“, sagt Michael Meyer, ein 49 Jahre alter Elektromechaniker. Für die Straßenbeleuchtung zu zahlen, sei für ihn in Ordnung. Auf der Nordseite wird die Lampenzahl auf 19 aufgestockt, weil der Abstand von 45 Metern zwischen den sieben Laternen zu groß ist. Meyer: „Wir sind wegen der hohe Summe verstimmt, 2000 bis 3000 Euro pro Anlieger wären nicht das Problem.“
Die Initiative ist zudem der Meinung, dass die Blockhorner Allee keine Anlieger-, sondern ein Durchgangsstraße ist. In diesem Fall würde der Kostenanteil der Bewohner geringer ausfallen. „Hier fährt ein Schulbus durch und viele Fahrzeuge, deren Halter zum Beispiel Sportveranstaltungen in der Halle Tannenweg besuchen“, sagt Meyer. Er und seine Mitstreiter verweisen auf den Ausbau der Mühlenstraße. Weil der nördliche Abschnitt als Haupterschließungsstraße gilt, wurden die Anlieger dort nur mit 40 Prozent an der Fahrbahn und 40 bis 45 Prozent am Geh- und Radweg beteiligt.
Wie schon bei der Sanierung der Mühlenstraße bietet die Stadt den Grundstücksbesitzern an der Blockhorner Allee an, eine feste Summe auf Grundlage der Kostenschätzung zu zahlen. Wird es teurer, zahlt Glinde die Differenz. In der Mühlenstraße haben laut Bürgermeister Rainhard Zug 89 Prozent der Anlieger davon Gebrauch gemacht. Er verteidigt sein Vorhaben: „Die Blockhorner Allee ist sehr alt, eine Vollausbauvariante langfristig am wirtschaftlichsten.“
Politiker treffen sich am heutigen Donnerstag zur Ortsbegehung
Welche Kosten tatsächlich auf die Bürger zukommen, darüber entscheidet die Politik. SPD-Stadtvertreter Wolfgang Pohlmann: „Meine Fraktion wird dem Vollausbau nicht zustimmen. Wir werden nichts gegen den Willen der Bürger beschließen.“ Man müsse sich mit der Verwaltung sowie den Anliegern an einen Tisch setzen und ein Konzept erarbeiten, mit dem alle Seiten leben könnten.
Auch die Christdemokraten möchten einen Streit vermeiden. Fraktionschef Rainer Neumann: „Wenn die Bewohner eine kleine Lösung möchten, werden wir uns nicht dagegenstellen.“ Jan Schwartz, Ortsvorsitzender der Grünen: „Ich kann die Bedenken verstehen. Es wird schwierig, eine gerechte Lösung zu finden. Wir wollen auf die Bürger zugehen und uns ihre Argumente anhören.“ Dazu werden die Mitglieder des Bauausschusses am heutigen Donnerstag Gelegenheit haben. Dann treffen sie sich mit Verwaltung und Anwohnern zu einer Ortsbegehung an der Blockhorner Allee.