Ahrensburg. Politik muss entscheiden: Sanierung oder Abriss? Gutachter stellt Varianten vor und spricht sich für Neubau auf der Liegewiese aus.
Architekt Eshref Bajrami reicherte seinen Vortrag im Ahrensburger Hauptausschuss mit einer persönlichen Bemerkung an: „Wenn unser Lehrer in Hamburg-Fuhlsbüttel Mitte der 80er-Jahre fragte, wohin wir einen Ausflug machen möchten, dann haben wir uns meist für Schwimmen und Ahrensburg entschieden. Wenn ich heute mit meinen Kindern zum Schwimmen will, steht Ahrensburg nicht zur Debatte. Denen sagt der Name Badlantic nichts.“
1983 war das Schwimmbad ein Publikumsmagnet
Auch interessant
Die Anekdote veranschaulichte, wie sehr das Badlantic in die Jahre gekommen ist. 1983 war es das erste Freizeitbad in der Region und Publikumsmagnet. 32 Jahre später diskutiert Ahrensburg, was angesichts von Besucherrückgang, Sanierungsbedarf und hohen Defiziten, die von der Stadt getragen werden, zu tun ist. Deshalb hatte die Stadt das auf Freizeitbäder spezialisierte Hamburger Architekturbüro Geising + Böker beauftragt, ein Gutachten über die Lage und Handlungsalternativen zu erarbeiten .
Die Ergebnisse präsentierte Eshref Bajrami gemeinsam mit Badlantic-Geschäftsführer Hermann Roks im Hauptausschuss erstmals der Politik. Einleitend analysierte Roks die aktuelle Situation. Das Badlantic hatte im vergangenen Jahr 263.800 Besucher, Tendenz rückläufig. Zum Vergleich erwähnte er die übermächtige Konkurrenz der großen Erlebnisbäder in der Region: Das Arriba in Norderstedt hat 800.000 Besucher im Jahr, die Holstentherme in Kaltenkirchen 460.000.
Das Badlantic, so wie es heute auf dem Grundstück gelegen ist
Manfred Giese
„Im Bereich Erlebnisbad haben uns alle überholt“, sagt Roks. Es sei nicht sinnvoll, mit einer ähnlichen Strategie dagegenzuhalten. Der Investitionsbedarf wäre zu hoch, außerdem gebe es einen hohen Innovationsdruck im Wettbewerb, das Publikum wolle oft neue Attraktionen. Und der Trend besage, dass die Zielgruppe der Jugendlichen wegen anderer Interessen stark rückläufig sei. Man brauche also eher ein Bad für die Grundversorgung eines Mittelzentrums.
Architekt Bajrami ließ zunächst Zahlen für sich sprechen. „Das Badlantic hält zurzeit eine Bruttogeschossfläche von 5100 Quadratmetern mit 1300 Quadratmeter Wasserfläche und 25.000 Kubikmeter umbautem Raum. Für 260.000 Besucher wäre ein Fünftel der Fläche ausreichend.“ Sein Urteil über den Zustand des Bades: „Sechs Becken aus verschiedenen Epochen. Eine durchgehende Linie wurde vor langer Zeit verlassen.“
Visionen für die Zukunft des Badlantic
Anschließend zeigte Bajrami fünf Visionen für die Zukunft des Badlantic auf. Drei Planungsskizzen sind Variationen der Sanierung des Gebäudebestandes: entweder alles bei der Überholung so belassen, wie es ist, oder zusätzlich ein Kursbecken anbauen oder mit der Sanierung „eine Attraktivierung“ durch neue „Erlebnisse“ vornehmen. Alternative zur Sanierung wäre der Neubau: entweder an einem anderen Standort, weitab von der Innenstadt. Oder auf dem weitläufigen Badlantic-Areal, aber eher am Rand, nämlich neben der Cottage-Sauna.
Bajrami und Roks machten kein Geheimnis daraus, dass sie diesen Entwurf bevorzugen – zumal alle Daten dafür sprechen. Der vorgestellte Neubau mit 3000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche auf zwei Etagen (12.000 Kubikmeter Luftraum) böte 603 Quadratmeter Wasserfläche (im Zentrum ein Sportbecken mit 25-Meter-Bahn). Der Platzbedarf inklusive der Außenbecken des Freibads und etwa 150 Parkplätzen ließe sich auf 6000 Quadratmeter reduzieren. Rund 14.000 Quadratmeter des mehr als zwei Hektar großen städtischen Grundstücks würden frei, könnten als Bauland verkauft werden.
Politiker aus dem Hauptausschuss waren unisono hochzufrieden
Außerdem würde die neue Anlage Bad und Sauna in einem Komplex vereinen, was Personal sparen könnte. Der Neubau hätte zudem den Vorteil, dass das Badlantic parallel weiterbetrieben werden könnte. Im Falle der Sanierung müsste für anderthalb Jahre geschlossen werden. Insgesamt veranschlagte Bajrami von der Entscheidungsphase bis zur Fertigstellung gut vier Jahre. Die Nettobaukosten sollen nur etwa so hoch sein wie bei der Grundsanierung (gut elf Millionen Euro). Die Badlantic-Betriebsgesellschaft wäre Bauträger, die Stadt würde die Abschreibungen über das ohnehin anfallende Defizit (zurzeit etwa 1,7 Millionen Euro) finanzieren.
Politiker aus dem Hauptausschuss waren unisono hochzufrieden. „Es war notwendig, dass wir endlich Zahlen und Fakten bekommen, damit die Diskussion versachlicht wird“, sagte Thomas Bellizzi (FDP). „Mich hat positiv überrascht, dass etwas ganz Neues auf dem bestehenden Areal entsteht und wir trotzdem ein großes Verkaufserlöspotenzial haben“, sagte Tobias Koch (CDU). Und Hinrich Schmick (WAB) plädierte für eine Lösung, die durchgehenden Badbetrieb sichert. Hartmut Möller (SPD) und Monja Löwer (Grüne) wollten erst mal die Diskussion in ihren Fraktionen abwarten, bevor sie sich öffentlich dazu äußern. Bereits am Dienstag wollten drei Fraktionen über das Badlantic-Gutachten beraten.